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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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schon gar nicht zu meinen Eltern. Stattdessen sah ich ihr tief in die Augen, und als der rotgesichtige Arsch von Schaffner in seine Trillerpfeife blies, sagte ich: — Nur noch zwei Wochen, bis die Uni wieder anfängt! Nächstes Wochenende komme ich nach Newcastle runter.
    Wie zwei Goldfische starrten wir uns durch die Fensterscheibe an und formten zum Abschied lautlos die Wörter »I love you« mit den Lippen. Dann fuhr der Zug los, brachte mich in mein bescheuertes kleines Land und ließ Fiona in dem ihren zurück.
    — Ach ja, der Liebe junger Traum …, murmelte Joanne zynisch und schob dabei ihre Unterlippe verbittert nach vorn, als der Zug unser erschöpftes Trio weiter nach Norden karrte. In Edinburgh stiegen Joanne und ich aus und verabschiedeten uns von Bisto, der noch weiter hinauf ins Schafland musste. Als ich ihr in der Waverley Station gerade ein cooles »Tschüss« aufdrücken wollte, schaute mich Joanne unglücklich an und sagte: — Ich will nicht, dass irgendjemand auf die Idee kommt, Paul und ich wären ein Pärchen!
    Ich lächelte sie nur unverbindlich an und machte mich mit meiner Sporttasche voller stinkender Dreckwäsche unterm Arm auf den Weg.
    Eigentlich ist es … nun, es ist nicht ganz so gelaufen, aber das ist eine andere Geschichte.
    Ist das wirklich eine andere Geschichte? Sei ehrlich, verdammt noch mal!
    Sei verdammt noch mal …
    Schluss jetzt!
    Anstatt zu meiner Bude in der Montgomery Street zu gehen, kaufte ich mir erst mal den NME im Zeitungsladen. Wie immer musste ich dabei mit einem schlechten Gewissen an Hazel denken. Ich stieg in den 22er-Bus und fuhr runter zu meinen alten Herrschaften, um meine Dreckwäsche abzuladen. Sick Boy und ich besaßen keine Waschmaschine in der Monty Street, und im Gegensatz zu Mrs. Curran hatte ich nicht sonderlich viel Lust, das Zeug hoch zum Bendix-Waschsalon zu schleppen.
    Als ich zu Hause ankam, war ich so in Gedanken vertieft, dass ich eine Weile brauchte, um mitzubekommen, dass meine Mutter weinte. Sie setzte sich auf die Couch, ließ den Kopf in die Hände sinken und schluchzte so heftig, dass ihre dünnen Schultern dabei auf und ab wippten. Ich wusste sofort Bescheid, musste aber trotzdem fragen. — Was is los, Ma? Was is passiert?
    Ich schaute zu Billy rüber, der am Tisch saß. Er erwiderte meinen Blick. — Klein Davie is gestorben. Im Krankenhaus. Vorletzte Nacht.
    Die Endgültigkeit seiner Worte war brutal und löste einen Schock in mir aus. Es ist vorbei , begann ein Mantra in meinem Kopf. A mess of fun. Lots of it for everyone. Snorky war gegangen – der Schweigsame aus der Banana Splits -Bande meiner Ma hatte sich verabschiedet. Fleegle, the Hun, Billy Bingo und ich, der liebe, liebe Drooper, der coole, aber sozial etwas unbeholfene Löwe, waren noch da. Es setzte eine Art Gefühlsstarre bei mir ein, die mit der Zeit immer stärker wurde. Eine Taubheit ähnlich einer Lokalanästhesie beim Zahnarzt, die sich nach und nach auf meinen gesamten Körper ausbreitete. Dann kam mein Vater aus der Küche. Ma, Billy und ich blickten ruckartig auf, als hätte uns der Lehrer bei irgendeiner Dummheit erwischt. Meine Eltern schauten erst mich, dann Billy und dann wieder mich an. Ich nickte ihnen nur zu, langsam bestätigend, und hatte ihnen doch nichts zu sagen … hatte ihnen eigentlich niemals was zu sagen gehabt.

Geteiltes Bett ist halbes Leid
    M eine Mutter hat eine neue Wohnung in der Rankeillor Street unten in der South Side bekommen, und so hab ich ihr und meinen Schwestern beim Umzug geholfen. Außerdem hab ich bei Janey abgehangen und versucht, ihr und ihren Kids ein bisschen Beistand zu leisten. Was sollte ich auch sonst machen? Mein neuer Mitbewohner – trotz seiner vielen Fehler und Schwachstellen der einzige Arsch in der Gegend, mit dem ich so einigermaßen auf derselben Wellenlänge funke – war ja auf Weltreise. Wenigstens konnte ich auf diese Weise der von Mal zu Mal anhänglicheren Marianne entkommen. Die hat mir neulich erzählt, dass ihre Freundin April jetzt fest mit einem Kerl namens Jim geht. Vollkommen überflüssige Info eigentlich, aber sie hat sie mir trotzdem mit diesem erwartungsvollen, schmachtenden Blick gesteckt. Fest gehen … das is echt so ein Ausdruck, bei dem man nur noch die Beine in die Hand nehmen kann, um schleunigst Land zu gewinnen.
    Für diesen langweiligen und nutzlosen Spätsommernachmit tag habe ich ein Treffen zwischen Janey und meinem Onkel Benny im Docker’s Club arrangiert. Als ich in den

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