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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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jeden Preis«, nach der sich jeder Arsch richtet, um den arbeitenden Teil der Bevölkerung noch ein bisschen mehr auszuquetschen. Unterm Strich bedeutet das, dass Janey zwar noch etwas von Cokes Rente bekommt, es aber verdammt wenig sein wird.
    Auch diesen erneuten Tiefschlag nimmt Janey mit Fassung hin. Dankbar verabschiedet sie sich von einem nicht sonderlich optimistisch dreinblickenden Benny. Ich begleite sie zu den Banana Flats, und kurz darauf sitzen wir bei einem Gläschen in ihrer Bude. Sie streift sich die Schuhe ab und lässt sich in die Couch sinken, während ich es mir im Sessel gegenüber gemütlich mache. Als der Wein alle ist, trinken wir Grouse Whisky pur. Die Luft im Zimmer ist schwer und stickig, und draußen wird es langsam dunkel.
    Janeys Schweigen macht mich etwas nervös, aber ich genieße die Wärme des Whiskys und das Glühen, das er in Rachen und Brust hinterlässt. — Erzähl einfach nich, dass Coke gestorben ist, rate ich ihr. Eigentlich sage ich das aber nur, um die unheimliche Stille zu durchbrechen. — Das würde ich zumindest versuchen, denn wenn es keiner dem Arbeitgeber erzählt, kriegen die das nie mit.
    — Aber das ist Betrug, sagt sie alarmiert. Ihre Augen weiten sich leicht. Dann beugt sie sich zur Seite und schaltet eine kleine Tischlampe an.
    — Betrug soll das sein?!, frage ich empört und sauge dabei den Anblick ihrer Bewegungen in diesem Kokon aus gold-braunem Licht auf. — Lassen wir mal diesen ganzen Quatsch von wegen staatlicher Kontrolle und so weiter beiseite, und reden wir über Moral! , wettere ich und merke, wie ich mich in das Thema hineinsteigere. — Schau dir doch mal an, womit Wichser wie Dickson durchkommen! Das ist ein verdammter Betrug. Bringt einen Mann um und steht trotzdem hinterm Tresen und zapft verdammte Pints, als wär nichts gewesen!
    — Stimmt auch wieder. Soll sie der Teufel holen!, schimpft Janey trotzig und hebt dabei das Glas an ihre Lippen, um noch einen Schluck zu nehmen. — Was können sie mir schon noch anhaben? Viel schlimmer geht’s doch eh nicht mehr. Sie verfällt wieder ins Jammern. — Ich sage ja nicht, dass Colin ein Heiliger war, Simon, verstehst du? Das sag ich ja überhaupt nicht. Ich meine, er hätte sicher ein besserer Ehemann sein können und auch ein besserer Vater …
    Dann schlägt sie die Beine übereinander und streicht den Rock gerade, der von der Reibung zwischen Stoff und Haut aufgeladen an ihren Nylonstrümpfen hängen geblieben ist.
    — Immerhin war er eine ganze Nummer anständiger als mein alter Herr, erwidere ich.
    Diese mehr als offensichtliche Tatsache scheint Janey zu überraschen. — Aber er war doch immer so nett, dein Vater.
    — Ach was, spotte ich. — Er war vielleicht nett zu dir! Zu gut aussehenden Frauen war er immer sehr, sehr nett, erkläre ich und kann zusehen, wie Janey dabei rot wird. — Zu seiner eigenen Familie war er ganz anders.
    — Was meinst du damit?
    Ich denke kurz daran, dass es im Sturm jeder Hafen tut, und setze einen traurigen Gesichtsausdruck auf. — Als ich noch ein kleiner Junge war, hat er mit mir Ausflüge gemacht. Ich musste immer im Auto warten, während er irgendwelche Ladys besuchte. Mit ner Cola und n paar Chips hat er mich in der Karre sitzen lassen und es unser kleines Geheimnis genannt. Als ich irgendwann kapierte, was er da trieb, war allerdings Sense mit den Ausflügen, und auch sonst verlor er jegliches Interesse an mir.
    — Sicherlich wollte er nich … ich meine, das kann er doch unmöglich seinem kleinen Sohn angetan haben …
    — Hat er aber … und das ist erst die Spitze des Eisbergs! Ich erzähl dir jetzt eine kleine Geschichte, die symbolisch für seinen verkommenen Charakter und unsere verhunzte Beziehung steht. Stell dir vor, mein Vater ist so ein Wichser, dass er eine Uhr, die ich ihm zum Vatertag geschenkt hatte, in den Laden zurückbrachte. Sicher, die Kohle für das Geschenk hatte ich geklaut, aber das spielt ja eigentlich keine Rolle. Es ging um die Geste, verstehst du? Der Bastard schnappt sich also den Bon, den ich für Garantiezwecke aufgehoben hatte, und bringt die Uhr zurück zu Samuel’s im St. James Shopping Centre.
    — So etwas hätte ich ihm nie zugetraut.
    — War aber so. Jedenfalls is der Arsch da rein und hat nicht etwa die Uhr umgetauscht, sondern sich direkt das Geld auszahlen lassen, erkläre ich und genieße es, wie Janey mich mit einer Mischung aus ungläubiger Verwunderung und Abscheu anglotzt. Sie führt das Whisky-Glas

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