Skalpell Nr. 5
Baby töten würde, unseren Joseph, wenn ich nicht kooperiere. Er hat gesagt, als Lohn für meine Teilnahme dürfte ich ein Ehepaar suchen, das Joseph nach seiner Geburt adoptieren kann – er würde mir sogar dabei helfen, falls ich niemanden kennen sollte.
Meine »Behandlung« wird langwierig und hart werden. Vielleicht überlebe ich sie sogar, obwohl ich das sehr bezweifle. Tragisch ist, dass Du nicht hier sein wirst, um mir beizustehen. Die andere Bedingung, die Dr. Ewing gestellt hat, ist nämlich die, dass wir uns niemals wiedersehen. Ich weiß, dass Du versuchen wirst, mich zu retten, und ich kann Dich nicht daran hindern, ich kann Dich nur anflehen, es nicht zu tun. Finde Deinen Frieden. Ich habe meinen gefunden. Du bist mein Gottesgeschenk, mein Licht, meine Seele und mein Leben, und Dich zu verlieren ist eine andere, noch schmerzhaftere Art von Tod.
Mein Herz, Du musst es mir versprechen. Um Josephs willen und um meinetwillen musst Du das Unausweichliche hinnehmen. Gott ist mächtiger als Dr. Ewing. Ich glaube, es ist Sein Wille, mich zu sich zu rufen und Dich und Joseph auf dieser Erde zurückzulassen, damit ihr ein hoffentlich glückliches Leben habt. Dir ist verziehen – von mir und von Gott.
Nun also adieu. Das Herz beseelt das Leben. Wenn das Herz endlich aufhört zu raunen, ist der Rest Schweigen. Ich küsse Dich tausendfach und spüre Deine Küsse auf mir.
Deine Isabella
Pete hatte einen Zettel angehängt:
Jake, bitte, zeig den Brief nie einer Menschenseele. Es ist ein kostbarer Schatz, und ich vertraue ihn Deiner Obhut an.
P.
Ja, das ist wirklich ein Schatz, dachte Jake. Pete hatte vermutlich erraten, wem die Knochen gehörten, und dann gleich am Freitagnachmittag die zahnärztlichen Unterlagen und das Foto aus der Academy entwendet. Vielleicht hoffte er immer noch, dass es nicht Isabella war, aber als dann am Samstagnachmittag die Kinnlade ausgegraben wurde, gab es keinen Zweifel mehr. Nach der Entdeckung der anderen Knochen war ihm klar geworden, dass sie nicht im Kindbett gestorben war, sondern dass man sie getötet hatte. Daraufhin versteckte er den Brief im Handschuhfach und den Zahnstatus und das Foto in den »Gardiner«-Proben, um auf Nummer sicher zu gehen. Das arme Wrack von einem Mann. Was für ein Schock musste das für ihn gewesen sein. Kein Wunder, dass es ihm an dem Tag so schlecht ging. Seine Sünden hatten ihn eingeholt und verlangten Buße.
28
M anny rief Jake auf seinem Handy an und erzählte ihm alles, was sie herausgefunden hatte. »Ich werde mich an Haskeil Griffith wenden«, sagte sie. »Der beste Anwalt, den ich kenne. Hat sich schon öfter mit der Regierung angelegt – und auch mehrmals gewonnen. Ich werde mit ihm zusammenarbeiten. Ich will diese Schweine drankriegen, so sie noch leben. Das ist was Persönliches.«
»Von wo rufst du an?«
»Von zu Hause.«
»Du bist schon zurück?«
»Ja.«
»Mist.«
»Wieso? Ich liege hier im Bett, trage ein durchsichtiges Negligé von La Perla und warte darauf, dass mein Geliebter quer durch die Stadt zu mir eilt und mein Schlafgemach mit dem berauschenden Duft von Formaldehyd erfüllt.«
»Da wirst du wohl einen anderen Pathologen anrufen müssen«, sagte Jake. »Ich bin auf dem Weg nach Albany. Ich dachte, wenn du auch noch in der Gegend wärst, könntest du mir bei der Suche helfen.«
»Suche wonach?«
»Den Adoptiveltern von Isabellas Baby.«
Manny fuhr auf. »Du denkst, das Kind lebt noch?«
»Dürfte inzwischen kein Kind mehr sein. Und ich hab keine Ahnung, ob Joseph noch lebt. Aber es ist einen Versuch wert. Vielleicht hat Pete ihn gefunden, Kontakt zu ihm gehalten, ihn unterstützt.«
»Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Hattest du denn nicht wenigstens bis morgen früh warten können?«
»Dann will ich schon da sein. Ich such mir für die Nacht ein Motel. Vielleicht baggere ich noch eine heiße Braut an, damit ich mich nicht so langweile.«
»Das würde ich merken. Ich hab einen Geruchssinn wie ein Bluthund.«
»Aber Gott sei Dank siehst du anders aus.«
»Wie dem auch sei, ich finde, was du da machst, ist Zeitverschwendung.«
»Wie viele Babys sind in dieser Gegend wohl im Jahr vierundsechzig adoptiert worden? So schwierig dürfte es also gar nicht werden.«
»Vorausgesetzt, die Adoptiveltern haben tatsächlich in der Gegend gewohnt, und vorausgesetzt, sie wohnen noch dort, und vorausgesetzt, sie sind noch am Leben, und vorausgesetzt, die Adoption war legal. Dann, da hast du recht, dürfte
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