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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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hinterlassen. Da bin ich mir sicher.«

    Während der restlichen Fahrt nach New York legten sie sich einen Schlachtplan zurecht. Manny würde zur Catskill Medical School fahren und mit Dr. Ewing reden. Jake würde in New York bleiben und nach der Information suchen, die Pete ihm seiner Meinung nach hinterlassen hatte.
    Wahrscheinlich leidet er unter Wahnvorstellungen, der Ärmste, dachte Manny, aber sie sagte nichts. Er wirkte völlig verwandelt, erfüllt von einer solchen Energie und mitreißenden Begeisterung, dass sie ihn nicht mit ihrer Skepsis dämpfen wollte. Wenn das alles vorbei war, würde sie reichlich Zeit haben, sich über ihre Gefühle klar zu werden – und er über seine.

    Am nächsten Morgen, nachdem Manny gegangen war, rief Jake Wally an. »Können wir uns zum Lunch treffen?«
    »Sehr gern, Dr. Rosen. In unserem Stammlokal?«
    »Nein, ich will nicht Pederson über den Weg laufen. Was halten Sie vom Carnegie Deli? Es schadet Ihnen nichts, wenn Sie mal zur Abwechslung was Richtiges essen.«
    Jedes Mal, wenn Jake Wally sah, erfasste ihn ein gewisser Stolz, und diesmal war dieses Gefühl besonders stark. Seit Petes Tod war Wally sein engster Vertrauter in der Medizin, und er freute sich auf die weitere Zusammenarbeit mit ihm. Er hoffte, dass Wallys Zurückhaltung und Schüchternheit sich verlieren und seine überragenden Fähigkeiten nicht nur in Jakes Büro anerkannt würden, sondern auch in breiteren Fachkreisen. Er erklärte Wally, dass es viele gute Gehirnchirurgen und Herzchirurgen gebe, aber nur sehr wenige wirklich hervorragende forensische Pathologen. Die Zukunft, so verkündete er bei einem Pastrami-Sandwich, stehe Wally offen.
    »Ich fühle mich geehrt, Dr. Rosen«, sagte Wally. »Wirklich. Aber mit der Lobeshymne hätten Sie auch warten können, bis Sie wieder ins Büro kommen. Warum wollten Sie sich mit mir treffen?«
    Jake lehnte sich zurück und genoss den Augenblick. »Haben Sie schon mal jemandem nachspioniert?«
    Wallys Gesicht lief dunkelrot an. »In der High School hab ich heimlich in die Umkleideräume der Mädchen gelinst. Das war damals eine echte Schandtat. Können Sie sich das vorstellen?«
    Jake lachte. »Nein, ich meine, richtig nachspioniert, im Sinne von beschatten.«
    »Klar.« Wally lachte. »Als Privatdetektiv bin ich mit allen Wassern gewaschen. Und ich habe die Eleganz einer Ballerina.«
    »Dann sind Sie vielleicht überqualifiziert«, überlegte Jake. »Diesmal wären Sie hauptsächlich im Auto unterwegs.«
    »Ich habe kein Auto, schon vergessen? Sie mussten eins für mich mieten, als ich nach Turner gefahren bin.«
    »Noch dazu einen ziemlich teuren Schlitten. Die Sache könnte ein paar Tage dauern, und so viel will ich für einen Mietwagen nicht hinblättern. Aber Sie könnten meinen nehmen. Falls ich noch mal nach Turner muss, fährt Manny mich bestimmt. Ansonsten hab ich nicht vor, die Stadt zu verlassen.«
    Jake beugte sich vor and wollte erneut in sein Sandwich beißen, doch plötzlich schnellte er zurück. Er stand auf, kramte in seiner Hosentasche und knallte dann fünfzig Dollar auf den Tisch. »Jetzt weiß ich, wo!«, rief er. »Na klar!«
    »Was ist denn?«, fragte Wally und sah Jake an, als wäre der vollkommen von Sinnen.
    »Ich muss los.«
    »Und was ist mit meinem Auftrag? Wen soll ich beschatten?«
    Jake war schon halb zur Tür hinaus. »Mir ist was Wichtigeres eingefallen.«

    Je mehr er darüber nachdachte, desto zuversichtlicher war er, Petes Versteck erraten zu haben. Ein Versteck direkt vor seiner Nase. Oder doch beinahe. In Gedanken ging er noch einmal den Tag durch, an dem sie die anderen Skelette gefunden hatten. Bei ihrem Anblick, vor allem bei der Kinnlade von Skelett Nummer vier – Isabella de la Schallier –, war Pete richtig schlecht geworden. Der Grund war nicht seine Krebserkrankung gewesen. Pete musste wohl schon einen Verdacht gehabt haben, als am Freitagmorgen der obere Teil von Isabellas Schädels ausgegraben worden war. Am Samstag hatte er sich dann vermutlich bereits ihren Zahnstatus besorgt, und als die Kinnlade gefunden wurde, konnte er feststellen, dass sie es war. Er hatte behauptet, die Hitze mache ihm zu schaffen, dann Vergesslichkeit vorgetäuscht und war zweimal zum Wagen zurückge­gangen. Zu Jakes Wagen.
    Jake brachte alle Willenskraft auf, um die U-Bahn anzutreiben. Er hatte Mannys Skepsis bemerkt. Jetzt hätte er sie gern bei sich gehabt, um seine Hochstimmung mit ihr zu teilen. An der 103rd Street stieg er aus und

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