Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und ließ sich von seiner Limousine durch die nächtlichen Straßen der Stadt fahren. Sie wollte nichts von dem, was er ihr gab. Und sie wusste auch nichts zu schätzen. Nicht das Haus, nicht den Garten, nicht die Kleider, nicht den fantastischen Lebensstil. Wann hatte er jemals solchen Aufwand für eine Frau betrieben?
In seinen Augen brannte ein heißes Feuer, als er ein Glas Brandy leerte und über seine Misserfolge nachdachte. Der Luxus, den er ihr anbot, interessierte sie nicht. Sie zog sich weiterhin am liebsten wie ein Landstreicher an und grub bei jedem Wetter den Garten um. Er war der grausame Mistkerl, der sie in ein prunkvolles Haus in der Stadt verschleppt hatte, in dem sie von Kopf bis Fuß bedient wurde. Und die Distanz, die er an ihr wahrgenommen hatte? Oh ja, dafür gab es einen sehr guten Grund. Denn obwohl sie in seinem Bett schlief, liebte sie einen anderen Mann.
Es erstaunte ihn, wie betrogen er sich dadurch fühlte. Niemals zuvor hatte eine Frau diese Wirkung auf ihn gehabt. Seine Rache drohte eine ungute Wendung zu nehmen und auf ihn selbst zurückzufallen. Er sollte sie nach Hause schicken und vergessen. Welcher Mann würde es akzeptieren, nur die zweite Geige im Leben einer Frau zu spielen? Ihn überkam der Drang, etwas kaputt zu machen. Am besten sogar viele Dinge. In rasender Wut befahl er seinem Chauffeur, ihn zu einem Nachtclub zu fahren. Dort gab es jede Menge anderer Frauen …
Am nächsten Morgen nahm Angelo an einer Vorstandssitzung teil. Er hatte nur wenig geschlafen. Letzte Nacht hatte er sich betrunken, und das hatte er seit Teenagerzeiten nicht mehr getan. Nachdem er erfahren hatte, dass sein Vater Probleme mit Alkohol gehabt hatte, hatte er auf seinen Konsum sehr geachtet. Seine Disziplinlosigkeit verdross und beunruhigte ihn.
Gwenna war im Garten, als er sie um die Mittagszeit anrief.
Das dunkle Timbre seiner tiefen Stimme sandte einen Schauer über ihren Rücken. Erotische Bilder stiegen vor ihrem inneren Auge auf. Sosehr sie auch versuchte, Angelo aus ihren Gedanken auszuschließen, fand er doch stets einen Weg, sich wieder hineinzustehlen. „Ja?“, erwiderte sie gepresst.
„Heute Abend habe ich etwas ganz Besonderes mit dir vor“, meinte er mit sanfter Stimme.
„Aber ich kann heute Abend nicht“, entgegnete sie erschrocken.
„Warum nicht?“
„Ich bin bereits verabredet.“ Sie hatte nicht die Absicht, ihr Treffen mit Toby abzusagen. „Das habe ich bereits gestern abgemacht.“
„Mach es rückgängig.“ Nur mit Mühe gelang es Angelo, sein Temperament zu zügeln, das nach den Ereignissen der letzten Stunden rasch mit ihm durchzugehen drohte.
„Das ist unmöglich. Dieser spezielle Freund kann nur heute Abend.“
„Ist dein Freund Mann oder Frau?“
„Die Frage muss ich nicht beantworten.“
„Du hast es gerade getan.“
„Er ist ein Freund, okay?“, herrschte sie ihn an. Die plötzlich aufkeimenden Schuldgefühle erstickte sie im Keim. Wie viel Ehrlichkeit schuldete sie Angelo Riccardi eigentlich?
„Dann treffe ich euch beide. Gib mir den Ort und die Zeit.“
„Auf keinen Fall! Es tut mir leid, aber ich wusste nicht, dass du mich heute Abend sehen willst. Du kannst nicht erwarten, dass ich dir vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung stehe.“
„Doch.“
„Ich fange morgen damit an … bitte, sei doch vernünftig.“
Unglücklicherweise war Angelo nicht in der Stimmung, vernünftig zu sein. Nur selten traf er auf ein Nein. Ehrlich gesagt, konnte er sich überhaupt nicht an ein Nein aus dem Munde einer Frau erinnern. Aufgebracht rief er Franco an und wies ihn an, Gwenna aus einer diskreten Distanz zu beobachten. Er wollte wissen, wo sie war, was sie tat und mit wem. Allerdings hatte er völliges Vertrauen zu ihr. Immerhin war sie Jungfrau gewesen, was die Vermutung nahelegte, dass das Objekt ihrer Begierde aus welchen Gründen auch immer nicht erreichbar war. Also entschloss er sich, nicht länger über das Thema nachzudenken.
6. KAPITEL
„Ich habe ein wenig über deinen neuen Freund recherchiert“, gestand Toby ihr mit einem missbilligenden Blick. Sie saßen in einer angesagten Bar, zwei Drinks vor sich. „Du spielst wirklich nicht in seiner Liga.“
Gwenna rümpfte tadelnd die Nase. „Wo ist dein Taktgefühl geblieben?“
„Freunde sollten ehrlich zueinander sein. So wie ich das sehe, ist es Angelo Riccardis Mission, seinem schlechten Ruf gerecht zu werden.“
„Und in welcher
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