Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
die Verfolgung von Gwennas altem Jeep.
Etwa zehn Sekunden lang blickte Angelo dem kleinen Hund überrascht nach. Dann, als Piglet die Straße erreichte und sich in den Verkehr stürzte, löste Angelo sich aus seiner Erstarrung und rannte ihm nach. Franco erteilte seinem Team einen Befehl und folgte ihm. Er erreichte die Straße in dem Augenblick, in dem sein Boss sich auf Piglet stürzte, der vollkommen außer sich inmitten der fahrenden Autos herumsprang. Angelo schnappte sich den kleinen Hund und beförderte ihn auf den Seitenstreifen. Fast hätte er dabei das Gleichgewicht verloren. Als er sich wieder gefangen hatte, traf ihn der Kotflügel eines vorbeifahrenden Wagens. Er wurde über die Motorhaube geschleudert. Bremsen quietschten und laute Schreie ertönten, als er auf dem Boden aufkam. Angelo blieb ganz still auf der Straße liegen, Blut sickerte aus einer Wunde am Kopf. Mit einem ängstlichen Winseln suchte Piglet Zuflucht bei dem einzigen ihm bekannten Menschen. Er lief zu Angelo und leckte seine Hand.
Erst als Gwenna die Ortschaft schon fast hinter sich gelassen hatte, fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, wohin sie fahren sollte. Der vertraute Anblick der Tore von Massey Manor erlöste sie von diesem Problem. Dieser Teil des Grundstücks war für den Straßenverkehr gesperrt. Sie hielt an und spazierte den zugewachsenen Weg entlang, der einst die Einfahrt zum Haus gewesen war. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob ihre Unfähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen, daher rührte, dass sie unter Schock stand. Schock über den Verrat und die Habgier ihres Vaters?
Schock über die Enthüllung, dass sie die rechtmäßige Besitzerin von Massey war? Natürlich musste das erst von einem Gericht bestätigt werden, aber es war trotzdem eine gute Nachricht, oder nicht? Niemand würde ihr das Anwesen jemals wieder streitig machen. Und die Gärtnerei war bei ihr in guten Händen. Sie warf sogar einen ansehnlichen Profit ab. Wenn sie die Gewinne nicht länger an ihren Vater abtreten musste, würde sie einigermaßen gelassen in die Zukunft sehen können.
Einige Zeit schlenderte sie die überwucherten Wege des alten Grundstücks entlang, und die Vertrautheit der Umgebung half ihr, sich wieder zu beruhigen. Vielleicht, dachte sie schließlich, schockierte sie auch die Vorstellung eines Lebens ohne Angelo. Wie war es ihm nur gelungen, sich in jeden ihrer Gedanken zu schmuggeln? Wieso konnte sie sich keine Zukunft ohne ihn vorstellen? Vor ihrem geistigen Auge tauchte sein Bild auf. Seine Energie, seine hohen Erwartungen und seine Ungeduld zeichneten sein Wesen aus. Nur im Schlaf war er ruhig und friedlich. Plötzlich dachte Gwenna daran, wie es wäre, ihn nie wiederzusehen. Mit Entsetzen erkannte sie, dass diese Aussicht mehr wehtat als alles andere, was ihr heute widerfahren war. Sie legte die Hände an ihre tränenfeuchten Wangen und ließ sich auf die von der Sonne erwärmten Steinstufen nieder, die zu dem alten Haus hinaufführten.
Wann hatte sie eigentlich aufgehört, Angelo zu hassen? Und warum war ihr das nicht früher aufgefallen? An welchem Punkt war Toby zu einem geliebten Freund geworden und hatte aufgehört, die Quelle unerfüllter Träume zu sein? Wie hatte sie sich in Angelo verlieben können? Sie stritt doch ständig mit ihm! Welche gemeinsamen Interessen teilten sie schon? Doch es machte ihr auch unglaublich großen Spaß, mit ihm zu streiten, oder nicht? Er war atemberaubend attraktiv und sexy, und mit ihm zusammen war alles aufregend. War das schon Verliebtheit? Nun, sie würde es bald herausfinden, nicht wahr? Schließlich hatte sie gerade mit ihm Schluss gemacht.
An diesem Punkt fiel Gwenna endlich auf, dass sie Piglet im Haus ihres Vaters vergessen hatte. Hastig stand sie auf und klopfte den Staub aus ihren Kleidern. Als sie zurück zur Straße ging, sah sie Toby, der ins Seitenfenster ihres geparkten Jeeps spähte.
„Suchst du mich?“, fragte sie, schloss die Fahrertür auf und griff sofort nach ihrem Handy, das sie in dem Fahrzeug liegen gelassen hatte.
„Ich habe deinen Wagen gesehen.“
Das Handy zeigte einige Anrufe in ihrer Abwesenheit an. Gerade als sie diese abrufen wollte, bemerkte sie die seltsame Note in Tobys Stimme. „Was ist los?“
„Ich hätte dich im Krankenhaus vermutet.“ Er musterte sie eindringlich. „Du weißt es noch nicht, oder? Angelo hatte einen Unfall.“
Ihr Magen zog sich zusammen und in ihrem Kopf drehte sich alles. „Einen Unfall? Wo? Wann?“
„Deine
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