Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
Fall“, erinnerte er sie. „Ich wollte doch nur für uns alle Geld verdienen. Isabel war arm wie eine Kirchenmaus. Doch bei meinem Vorschlag hat sie völlig die Nerven verloren. Es war ihr sehr wichtig, Herrin von Massey Manor zu spielen, auch wenn das große Haus eher einer Ruine glich.“
„Ich weiß“, erwiderte sie zögernd.
„Als du geboren wurdest, waren Isabel und ich kein Paar mehr. Uns verband nur noch Freundschaft.“
Das entsprach nicht dem, woran Gwenna sich erinnerte. Die Affäre war entsprechend der Stimmung ihres Vaters immer wieder aufgeflammt und abgekühlt. Die Verbitterung ihrer Mutter hatte endgültig überwogen, als sie erkannt hatte, dass der Mann, den sie so lange Jahre vergöttert hatte, ihre Liebe nicht erwiderte.
„Meine erste Ehe war die reinste Katastrophe, und ich wollte eine Scheidung. Das Bauvorhaben auf dem Massey-Grundstück schien meine einzige Chance zu sein. Ich brauchte Geld, um den Unterhalt für meine erste Frau zu bezahlen. Ich musste dich und deine Mutter unterstützen, und ich habe damals noch eine andere Frau kennengelernt.“
Sein Geständnis überraschte Gwenna nun nicht wirklich. „Ganz gemäß deinem Motto: Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen?“
Ihr Vater verzog das Gesicht. „Ich erwarte nicht, dass du mich verstehst. Aber Fiorella war so anders. Sie war Italienerin, sehr glamourös. Ich wollte sie heiraten, aber diese Affäre führte mich direkt in die Katastrophe.“
„Ich begreife nicht, was das mit dem Testament meiner Mutter zu tun hat.“
„Ich versuche nur, dir zu erklären, warum ich das alles getan habe.“
Unbeeindruckt von seinen Worten, die ihr wie ein kläglicher Versuch vorkamen, etwas Unentschuldbares zu entschuldigen, blickte Gwenna auf die Akte, die vor ihr auf dem Tisch lag. Und sie fragte sich, warum sie überhaupt hergekommen war. Gedankenverloren strich sie kurz über Piglets Kopf, der sich zu ihren Füßen zusammengerollt hatte. Sie fühlte sich leer. Bis heute hatte sie geglaubt, für das Scheitern von Donalds erster Ehe verantwortlich zu sein. Schließlich war ihr lange genug erzählt worden, dass ihre Adoption der Auslöser für die Scheidung gewesen war. Stattdessen hatte ihr Vater gerade zugegeben, dass er es war, der aus dieser Ehe hatte ausbrechen wollen.
Viele Dinge, vor denen sie lange die Augen verschlossen hatte, stürmten auf sie ein. Ihre Stiefschwestern waren mit Mutter und Vater in einem schönen Haus aufgewachsen, wohingegen sie auf ein Internat abgeschoben worden war. Wenn sie in den Ferien nach Hause gekommen war, hatte ihre Stieffamilie sie mit Herablassung behandelt. Während ihrer Jahre auf dem College hatte sie halbtags gearbeitet. Sie war in die schäbige kleine Wohnung über dem Laden gezogen und hatte die Gärtnerei für ein sehr schmal bemessenes Gehalt geleitet. Und doch hatte ein freundliches Wort ihres Vaters ausgereicht, um sie für Tage wie auf Wolken schweben zu lassen.
„Gwenna“, sagte Donald Hamilton in ungewöhnlich eindringlichem Tonfall. „Du musst mich anhören.“
„Dann erzähl mir etwas Wichtiges. Die Geschichte deiner Affäre mit einer glamourösen italienischen Frau gehört nicht dazu.“
„Doch“, beharrte er. „Eines Tages kamen auf einmal drei Männer in mein Büro und sagten, ich hätte mit der Tochter eines sehr wichtigen Mannes angebändelt, die zudem bereits verheiratet ist. Man hat mich gewarnt. Wenn ich am Leben bleiben wollte, sollte ich aus Fiorellas Leben verschwinden.“
„Wirklich?“ Für Gwenna klang alles nur danach, dass ihr Vater schon wieder eine Affäre mit einer verheirateten Frau gehabt hatte, und es ihm nur recht geschah, wenn er einmal für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen worden war. „Vielleicht wäre das Leben meiner Mutter glücklicher verlaufen, wenn ihr Vater dasselbe getan hätte.“
„Verdammt noch mal, Gwenna. Sie haben mir eine Pistole an den Kopf gehalten. Ich dachte, ich müsste sterben!“, protestierte Donald Hamilton wütend. „Das waren skrupellose Kriminelle.“
„Sicher.“ Sie seufzte und fragte sich, wohin das Märchen als Nächstes führen würde.
„Ich habe Fiorellas Geld verwaltet. Sie war eine sehr reiche Frau. Die Handlanger ihres Vaters verlangten, dass ich ihnen den gesamten Betrag aushändigte. Sie sind mit mir zur Bank gefahren und haben gewartet, während ich mich um die Auszahlung gekümmert habe. Leider hatte Fiorella schon eine Menge Geld ausgegeben. Die Männer haben mir gedroht, mich noch einmal zu
Weitere Kostenlose Bücher