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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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besser passen. Ich werde dich selbst hinbringen, Kind, und sehen, was ich erreichen kann!"
    „Großmama - muss ich hingehen?", stammelte Phoebe.
    „Ich täte es viel lieber nicht!"
    „Nicht hingehen? Guter Gott, willst du denVerdacht bestätigen? Du wirst dein neues Kleid tragen - das hübsche grüne mit der Perlenstickerei! - und du wirst - du musst! - völlig unwissend erscheinen. Ich hingegen beabsichtige sehr selbstbewusst zu erscheinen und - und so ungemein heiter wie nie zuvor in meinem Leben! Das sollte eigentlich täuschen! Und es wird gut sein, wenn es so ist", fügte sie ein wenig grimmig hinzu. „Ich habe keine Skrupel, dir zu sagen, meine Liebe, wenn dieser Skandal nicht zu einem Ende gebracht wird, hege ich ernstliche Befürchtungen, dass selbst mein Einfluss nichts nützt, dir für den Almack-Club eine Einladung zu verschaffen. Ich stelle mir vor, du wirst wissen, was das bedeuten würde!" Sie sah, dass Phoebe niedergeschmettert wirkte, und lenkte ein, indem sie sich vorlehnte, um ihre Hand zu streicheln. „Na! Kein weiteres Schelten!
    Wie schade, dass Tom mit seinem Bein nicht tanzen kann!
    Wahrhaftig, ich würde ihn einladen, mit uns zu den Castlereaghs zu gehen, bloß um dir etwas Mut zu machen, dummes Kind!"
    Lady Ingham hatte großen Gefallen am jungen Mr Orde gefunden, aber es wäre ihr unter allen Umständen schwergefallen, ihn zu überreden, eine Galagesellschaft zu besuchen, auf der er gezwungen wäre, wie er es ausdrückte, charmant zu einer Anzahl eleganter Fremder zu sein. Solche Angelegenheiten, sagte er Phoebe, lägen nicht auf seiner Linie: er war nie glücklicher über sein lahmes Bein.
    So ging Tom an diesem schicksalsvollen Abend aus, um sich von der neuen Gasbeleuchtung in Drury Lane beein-drucken zu lassen; und Phoebe wurde von Witwe Ingham kurz nach zehn Uhr zum herrschaftlichen Palais der Castlereaghs begleitet.
    Lady Ingham sah sofort, wie nahe Phoebe an den Rand gesellschaftlichen Verderbens gekommen war, und ihre scharfen Augen blitzten gefährlich, als sie die verschiedenen Damen bemerkte, die es wagten, ihre Enkelin kalt zu mustern.
    Diese Damen würden bald ihre Unverschämtheit bereuen müssen: selbst wenn man sich aus dem Gesellschaftsleben ein wenig zurückgezogen hatte, war man doch nicht ganz ohne Macht in dieser Welt! Sie sah mit Befriedigung, dass Phoebe den Kopf hochtrug, und mit Erleichterung, dass man bald für den Kontertanz, der sich anschließend formierte, um ihre Hand bat.
    Phoebes Partner, ein junger Mann, der sich seines ersten Rockes mit langen Schößen und der Satinkniehosen sehr bewusst wurde, war scheu, und indem sie sich bemühte, ihn zu beruhigen, vergaß Phoebe ihre eigene Nervosität und lächelte und plauderte mit all der Fassung, die ihre Großmutter von ihr gewünscht haben konnte. Als die zweite Hauptfigur halb zu Ende geführt war, sah sie Sylvester und fühlte ihr Herz gegen die Rippen pochen.
    Er sprach gerade mit seiner Gastgeberin in einer Gruppe von Leuten bei der Tür. Er lachte, warf über die Schulter einem Freund eine Erwiderung zu, gab anderen die Hand: Er ist gut gelaunt, dachte sie hoffnungsvoll. Er blickte sich im Ballsaal um, aber nur flüchtig; ihre Augen trafen einander nicht. Sie fragte sich, ob er sie suchen würde, und wusste kaum, was eine härtere Prüfung wäre: von ihm nicht beachtet zu werden oder gezwungen zu sein, ihm mutig entgegenzutreten.
    Der nächste Tanz war ein Walzer. Sie glaubte nicht, dass Sylvester sie schon gesehen hatte, aber als die Geiger anstimmten, kam er über die Tanzfläche dorthin, wo sie neben ihrer Großmutter saß, und sagte: „Wie geht es Ihnen, Madam? Ich bin von meiner Mutter mit allen Arten von Botschaften für Sie beauftragt. Sie werden gern wissen wollen, dass ich sie gesund - wunderbar wohl - verließ! Miss Marlow, darf ich um die Ehre bitten?"
    Als sie sich erhob, blickte sie flüchtig zu ihm auf und fühlte wieder das ekelhafte dumpfe Klopfen ihres Herzens. Seine Lippen lächelten, aber in seinen Augen lag ein Glitzern, das ihr fremd war und sie erschreckte, und der Anflug eines Bebens zog um seine hocherhobenen Nasenlöcher.
    Er führte sie auf das Parkett und zum Tanz. Sie hoffte, dass er nicht das ängstliche Pochen ihrer Pulse fühlen konnte, und zwang sich zum Sprechen. „Ich wusste nicht, dass Sie in die Stadt zurückgekehrt sind, Herzog."
    „Nein? Ich kam gestern aus Chance, mit der Absicht, diese Gesellschaft zu besuchen. Ich bin froh, dass Sie hier sind - und

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