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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sagte aber sehr ernst: „Jeder Tag, den ich von Austerby entfernt verbringe, stärkt meinen Entschluss, niemals dorthin zurückzukehren! Ich war nie zuvor in meinem Leben so glücklich! Sie können freilich nicht verstehen, wie das geschehen kann, aber ich habe mich in den letzten paar Tagen gefühlt, als sei ich einem Käfig entkommen!" Ihre Feierlichkeit verschwand. „Oh! Welch abgedroschener Vergleich! Macht nichts!"
    „Sehr gut!", sagte er. „Keighley wird Sie nach London begleiten, sobald die Wege befahrbar sind."
    Sie dankte ihm, sagte aber zweifelnd: „Und Tom?"
    „Ich werde seinen Eltern eine Botschaft schicken, wenn Sie weggefahren sind. Trauen Sie mir nicht? Ich werde ihn nicht verlassen, bis ich ihn seinem Vater übergeben habe."
    „Ja, ich vertraue Ihnen wirklich. Ich fragte mich nur, ob ich eigentlich so viel Hilfe von Ihnen annehmen sollte - Ihre Chaise zu verwenden -, Sie Ihres Reitknechtes zu berauben!" Sie fügte naiv hinzu: „Ich war anfangs nicht gerade höflich!"
    „Aber Sie sind nie höflich zu mir!", beklagte er sich. „Sie begannen damit, mir einen groben Dämpfer zu geben, und folgten dann mit einer anständigen Zurechtweisung! Und jetzt drohen Sie, mir die Gelegenheit zu verweigern, mich zu rehabilitieren!" Er lachte, als er sah, dass sie um Worte verlegen war, nahm ihre Hand und küsste sie leicht. „Seien wir Freunde, Spatz! Bin ich wirklich so furchtbar schlecht?"
    „Nein! Ich habe das nie gesagt oder gedacht!", stammelte sie. „Wie könnte ich, wo ich Sie doch kaum kannte?"
    „Oh, das ist schlimmer als sonst etwas!", erklärte er.
    „Kaum gesehen, schon verabscheut! Ich verstehe Sie vollkommen: ich habe häufig solche Leute getroffen - nur hatte ich selbst nicht geglaubt, einer von ihnen zu sein!"

Heftig gab sie zurück: „Das tut niemand, glaube ich!"
    Dann sah sie plötzlich betroffen drein und stammelte: „Oh Gott, meine böse Zunge! Ich bitte um Entschuldigung!"
    Die Entgegnung ließ seine Augen blitzen, aber der be-stürzte Blick, der rasch darauf folgte, entwaffnete ihn. „Ob ich jemals so ein zu Belehrungen aufgelegtes Paar wie Sie und Orde traf! Ich frage mich, was Sie mir als Nächstes sagen werden? Ich bin überzeugt, es ist nicht notwendig, Sie zu bitten, mich nicht zu schonen!"
    „Nun, das ist die empörendste Ungerechtigkeit!", rief sie aus. „Da Tom Ihnen wirklich schmeichelt!"
    „Mir schmeichelt? Sie können von Schmeichlern nichts wissen, wenn Sie das glauben!" Er richtete einen unerwartet durchdringenden Blick auf sie und fragte schroff: „Glauben Sie, dass ich das wünsche? Dass man mir schmeichelt?"
    Sie überlegte einen Augenblick und sagte dann: „Nein, nicht direkt. Es ist eher, dass Sie es vielleicht erwarten, ohne Wohlgefallen oder Abneigung."
    „Sie irren sich! Weder erwarte ich es, noch schätze ich das!"
    Sie neigte wie zustimmend den Kopf, aber der Schein eines Lächelns auf ihren Lippen erbitterte ihn.
    „Auf mein Wort, Madam -!", sagte er böse und hielt dann inne, als sie forschend dreinsah. Ein widerstrebendes Lachen entrang sich ihm. „Ich erinnere mich nun, dass man mir sagte, Sie wären nicht gerade von der gewöhnlichen Art."
    „Oh nein! Hat das tatsächlich jemand von mir gesagt?", fragte sie und wurde ganz rosig vor Freude. „Wer war es? Oh, bitte, sagen Sie es mir!"
    Er schüttelte den Kopf, ergötzt von ihrem Eifer. Es war ein so schwaches Kompliment, doch sie stand hier, ganz begierig, seinen Ursprung zu erfahren, und blickte wie ein Kind drein, das nach einem Spielzeug außer seiner Reichweite zappelt. „Ich nicht!"
    Sie seufzte. „Wie abscheulich von Ihnen! Treiben Sie Ihren Spaß mit mir?"
    „Durchaus nicht! Warum sollte ich das?"
    „Ich weiß es nicht, aber es scheint, als täten Sie das. Die Leute erzählen über mich keine angenehmen Dinge - oder wenn sie es tun, habe ich nie davon gehört." Sie überlegte.
    „Natürlich könnte es bedeuten, ich sei bloß überspannt - in roher Art", sagte sie zweifelnd.
    „Ja - oder zügellos!"
    „Nein", entschied sie. „Das kann es nicht bedeutet haben, denn ich war nicht zügellos, als ich nach London fuhr. Ich benahm mich mit vollendetem Anstand - und Langeweile!"
    „Sie mögen sich mit Anstand benommen haben, aber mit Langeweile - das kann ich nicht zugeben!"
    „Nun, Sie dachten es damals!", sagte sie sarkastisch. „Und um die Wahrheit zu gestehen, ich war langweilig. Mama beobachtete mich immer, wissen Sie."
    Er erinnerte sich, wie still und einfältig sie auf

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