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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sie könnten sich darauf verlassen, dass die Straße nach Osten noch beinahe unpassierbar sei. „Höchstwahrscheinlich haben sie zwei oder mehr Tage hierher gebraucht", meinte sie. „Sie sagen in der Wirtsstube, dass es seit vier Jahren nichts dergleichen gab, als der Fluss in London zufror und sie darauf Freudenfeuer hatten und einen großen Jahrmarkt und ich weiß nicht, was sonst noch alles. Ich würde mich nicht wundern, Miss, wenn Sie noch eine Woche hierbleiben müssten", fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
    „Unsinn!", sagte Sylvester, als man ihm das berichtete.
    „Was sie in der Wirtsstube sagen, braucht Sie nicht in Verzweiflung zu bringen. Morgen werde ich nach Speenhamland fahren und mich erkundigen, was die Postkutscher berichten. "
    „Wenn es heute Nacht nicht wieder friert", ergänzte Phoebe mit einem beunruhigten Stirnrunzeln. „Es war heute Morgen fürchterlich glatt, und Sie werden ohnedies genug zu tun haben, Ihre Grauen in der Hand zu behalten!
    Ich könnte es nicht vor meinem Gewissen verantworten, Sie unter solchen Umständen abreisen zu lassen!"
    „Niemals", erklärte Sylvester sehr gerührt, „habe ich gehofft, Sie jemals so viel Besorgnis meinetwegen äußern zu hören, Madam!"

„Nun, ich sehe bloß, in welcher Klemme wir wären, sollte Ihnen irgendetwas zustoßen", antwortete sie aufrichtig.
    Der anerkennende Schimmer in seinen Augen gestand den Hieb ein, aber er sagte ernst: „Der Zauber Ihrer Gesellschaft, mein Spatz, liegt darin, dass man nie weiß, was Sie als Nächstes sagen werden - obwohl man rasch lernt, das Schlimmste zu erwarten!"
    Es fror diese Nacht nicht wieder; und die erste Neuigkeit, die Phoebe erhielt, als sie auf dem Weg zum Frühstück in Toms Zimmer hineinlugte, war, dass er eine Anzahl von Wagen am Gasthaus vorbeifahren gehört hatte, von denen mehrere sicher aus dem Osten kamen. Das wurde bald darauf durch Mrs Scaling bestätigt, die jedoch meinte, man könne dabei nicht sagen, ob sie von London gekommen seien oder nur von Newbury. Sie war der Meinung, es wäre unklug, eine so gefährliche Reise zu wagen, bevor die Straße schneefrei war; und sie ergötzte Phoebe mit einer Schauergeschichte von drei Reisenden in einer Postkutsche, die in gerade so einem Wetter erfroren wären. Da erschien Sylvester auf dem Schauplatz und setzte diesem entmutigenden Bericht ein Ende, indem er bemerkte, Miss Phoebe hätte nicht vor, auf dem Dach einer Postkutsche nach London zu reisen, daher müsse sich um ihretwegen niemand sorgen. Mrs Scaling erkannte diesen Standpunkt zögernd an, warnte aber Seine Gnaden, dass es zwischen Newbury und Reading eine ge-fährliche Kiesgrube gäbe, die sehr schwer zu sehen sei, wenn es heftigen Schneefall gab.
    „So wie der Kaffeetopf", sagte Sylvester ätzend. „Ich sehe ihn weit und breit nicht - und ich möchte das sofort nachholen, wenn Sie gestatten!"
    Das hatte zur Folge, dass Mrs Scaling rasch trippelnd in die Küche entschwand. „Glauben Sie, es besteht wirklich Gefahr, dass man in eine Kiesgrube fährt, Sir?", fragte Phoebe.
    „Nein."
    „Ich muss sagen, es scheint mir sehr unwahrscheinlich.
    Aber Mrs Scaling glaubt offenbar ..."
    „Mrs Scaling denkt bloß, je länger sie uns hierbehalten kann, desto besser wird es für sie sein", unterbrach er.

„Nun, mich brauchen Sie nicht abzukanzeln!", entgegnete Phoebe. „Bloß weil Sie Stunden früher heruntergekommen sind, als Sie gewohnt sind!"
    „Ich bitte um Entschuldigung, Madam!", sagte er eisig.
    „Es macht überhaupt nichts aus", versicherte sie und lächelte ihn freundlich an. „Allerdings sind Sie vor dem Frühstück immer unausstehlich. Ich glaube, viele Leute sind das und können nicht anders, sie mögen es versuchen, wie sie wollen. Ich will natürlich nicht behaupten, dass Sie es wirklich tun; warum sollten Sie das, wenn Sie nicht verpflichtet sind, charmant zu sein?"
    Es war wahrscheinlich günstig, dass der Eintritt Alices in diesem Augenblick Sylvester zwang, die Erwiderung hinunterzuschlucken, die ihm auf der Zunge lag. Als das Mädchen sich wieder zurückgezogen hatte, bemerkte er (mit weit weniger Ungläubigkeit, als er eine Woche früher verspürt hätte), dass Miss Marlow vorsätzlich provozierte; und er sagte bloß: „Obwohl ich nicht gezwungen sein mag, mich charmant zu verhalten, sollten Sie bedenken, Madam, dass es bei Ihnen anders ist! Ich bin zu dieser ungelegenen Stunde allein Ihretwegen aufgestanden, aber ich könnte mich doch entschließen, nach alldem nicht

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