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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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seine Mahlzeiten in der Küche einnehmen müsse, war so sehr beleidigt, dass er gute dreißig Sekunden lang schwankte und im Begriff war, seinen edlen Dienstherrn um seine Entlassung zu bitten. Er verbeugte sich steif, als ihm befohlen wurde, Mr Orde zu bedienen, und suchte Trost für seine verletzten Gefühle, indem er jenen unglücklichen jungen Herrn mit so übertriebener Höflichkeit behandelte, dass Tom sehr bald Sylvester bat, ihn den weniger erfahrenen, aber nicht so einschüchternden Diensten des Will Scaling zu überlassen. Toms Scheu vor Sylvester, hatte nicht länger als achtundvierzig Stunden angehalten, sodass er sich auf ihn in jeder seiner Nöte verließ; aber schon nach einer Stunde, nachdem er diese lachende Klage vorgebracht hatte, revidierte er diesen Wunsch gegenüber Sylvester bereits wieder.
    „Gott weiß, was Sie dem armen Burschen gesagt haben, aber wenn ich geahnt hätte, dass Sie die Sache so ernst nehmen, so hätte ich mich niemals darüber beklagt!", meinte er.
    „Es war ganz entsetzlich! Er ist hier gewesen, bat mich um Verzeihung und erzählte mir ein Schauermärchen, er habe sich unpässlich gefühlt und hoffe, ich werde keinen Grund haben, mich wieder bei Ihnen über ihn zu beklagen! Gott!
    Ich versichere Ihnen, ich war nie in meinem Leben mehr gekränkt! Zu einem hübschen Angeber haben Sie mich gemacht, Salford! Haben Sie gedroht, ihn wegzujagen, nur weil er mich nicht bedienen wollte?"
    „Ich bin nicht so anmaßend, Thomas. Ich bat ihn nur, mir zu sagen, ob er in meinen Diensten glücklich sei."
    „Oh, war das alles?", rief Tom aus. „Kein Wunder, dass er so ein Armesündergesicht aufsetzte! Und Sie sagen, Sie wären nicht anmaßend! Nun, ich glaube, Sie sind altmodisch!"
    Das brachte Sylvester zum Lachen. „Aber auf welche Weise bin ich altmodisch? Ich zahle ihm einen anständigen Lohn, wie Sie wissen."
    „Aber Sie beschäftigen ihn nicht, damit er mich bedient!"
    „Mein lieber Thomas, was in der Welt hat er sonst zu tun?", unterbrach Sylvester ein wenig ungeduldig. „All die Arbeit, die er für mich in dieser Kneipe tun muss, könnte ihn nicht für mehr als ein paar von den vierundzwanzig Stunden beschäftigen!"
    „Nein, aber er ist Ihr Diener, nicht meiner! Sie hätten ihm ebenso gut befehlen können, Ihre Pferde zu warten oder den Fußboden zu fegen. Und zu allem Überfluss befahlen Sie ihm auch noch, er müsse mit Keighley das Zimmer teilen!
    Nun, Salford, Sie müssen wissen, dass Ihr Kammerdiener weit über Ihren Reitknecht erhaben ist!"
    „Nicht in meiner Achtung."
    „Sehr wahrscheinlich nicht, aber ..."
    „Aber nichts, Thomas! In meinem eigenen Haushalt ist meine Achtung das einzige, das Bedeutung hat. Scheint Ihnen das altmodisch? Wenn es Swale so sieht, kann er mich verlassen: er ist nicht mein Sklave!" Er lächelte plötzlich.
    „Keighley ist eher mein Sklave, versichere ich Ihnen - und ich habe ihn nie in Dienst genommen und könnte ihn nie entlassen. Nun, was lässt Sie die Stirn runzeln?"
    „Ich habe nicht - ich meine, ich kann es nicht erklären, nur, mein Vater sagt immer, man solle darauf achten, nicht die Gefühle untergeordneter Personen zu verletzen; und obwohl ich freilich behaupte, Sie haben das nicht beabsichtigt, scheint mir wirklich, als ob - aber ich sollte nicht so reden!", endete Tom ziemlich eilig.
    „Nun, Sie haben davon angefangen, nicht wahr?", sagte Sylvester ganz leicht, aber mit einem Lächeln, das sich auf seinen Lippen verhärtete.
    „Ich bitte um Verzeihung, Sir!"
    Sylvester gab darauf keine Antwort, bemerkte aber gedankenvoll: „Dass ich mit Ihnen und Miss Marlow bekannt geworden bin, sollte mir eigentlich recht guttun, hoffe ich.
    Wie viele Fehler ich doch habe, derer ich mir vorher nie bewusst war!"
    „Ich weiß nicht, was ich anderes tun kann, als Sie um Entschuldigung zu bitten", sagte Tom steif.
    „Nun, nichts! Es sei denn, Sie wollen mich informieren, wie ich meine Diener behandeln sollte?" Er hielt inne, als Tom ihn kampflustig anblickte und seine Lippen sehr fest schloss, und sagte rasch: „Oh nein! Wie hässlich, Ihnen das zu sagen! Vergeben Sie mir: Ich habe es nicht so gemeint."

    Man konnte diesem schmeichelnden Ton oder besänftigenden Ausdruck, halb zerknirscht, halb spöttisch, der den Satyrblick ablöste, nicht widerstehen. Tom war sich des dünnen Eispanzers, hinter den sich Sylvester zurückgezogen zu haben schien, wohl bewusst, und hatte ihn übel genommen. Aber das Eis war geschmolzen, und er war selbst

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