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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nach Newbury zu fahren."
    „Oh, launenhaft sind Sie auch?", fragte Phoebe und hob die Augen unschuldig fragend zu seinem Gesicht.
    „Wieso auch?", fragte Sylvester. Er sah, wie ihre Lippen sich öffneten, und fügte hastig hinzu: „Nein, sagen Sie es mir nicht! Ich glaube, ich kann es mir ungefähr vorstellen!"
    Sie lachte und begann den Kaffee einzugießen. „Ich will kein weiteres Wort sagen, bis Sie nicht mehr verdrossen sind", versprach sie.
    Obwohl er sehr versucht war, mit gleicher Spitze zu erwidern, entschloss sich Sylvester nach einiger Überlegung, Frieden zu halten. Stille herrschte, bis er, als er einige Minuten später von seinem Teller aufblickte, bemerkte, dass sie ihn beobachtete, und zwar so sehr in der Art eines Vogels; der auf Krümchen hofft, dass er in Lachen ausbrach und rief: „Oh, Sie - Spatz! Was für ein abscheuliches Mädchen Sie sind!"
    „Ja, das bin ich leider", sagte sie ganz ernst. „Und nichts scheint mich davor zu bewahren, Dinge zu sagen, die ich eigentlich nicht sagen sollte!"
    „Vielleicht versuchen Sie nicht, den Fehler zu überwinden?", deutete er neckend an.
    „Aber im Allgemeinen versuche ich es wirklich!", versicherte sie ihm. „Nur wenn ich mit Leuten wie Ihnen und Tom zusammen bin - ich meine ..."
    „Ah, gerade so!".unterbrach er. „Wenn Sie mit Leuten zusammen sind, deren Meinung Ihnen nicht viel bedeutet, lassen Sie Ihrer Zunge die Zügel schießen?"
    „Ja", stimmte sie zu, erfreut, ihn von so raschem Begriff zu finden. „Das ist genau die Erklärung! Wollen Sie noch ein Butterbrot haben, mein Herr?"
    „Nein danke", erwiderte er. „Ich habe meinen Appetit anscheinend völlig verloren."
    „Es wäre ein Wunder, wenn Sie das nicht hätten", sagte sie fröhlich. „Eingesperrt in diesem Haus, wie Sie es die ganze Zeit gewesen sind! Werden Sie bald nach Newbury aufbrechen? Es ist freilich töricht von mir, aber ich kann nicht sorglos sein! Was sollte ich machen, wenn Mama ankommt, während Sie weg sind?"
    „Sich auf dem Heuboden verstecken!", empfahl er. „Aber wenn sie einen Funken gesunden Menschenversand hat, wird sie nicht die geringste Anstrengung unternehmen, Sie wiederzufinden."

    Nachdem sie Sylvesters Abfahrt verfolgt hatte, setzte sich Phoebe zu Tom, um Pikett zu spielen. Der Klang von Rädern draußen ließ sie ein- oder zweimal furchtsam aufblicken, aber das Hufeklappern eines sich nähernden Reitpferdes beunruhigte sie nicht. Sie hörte es, beachtete es aber nicht; und so geschah es, dass Mr Orde, der ohne Umstände ins Zimmer trat, sie vollkommen überraschte. Sie schnappte nach Luft, und die Karten fielen ihr aus den Händen. Tom wandte den Kopf und rief voll Bestürzung: „Vater!"
    Der Squire, der die Müßiggänger in der Art eines Mannes musterte, der schon lange gewüsst hatte, wie alles kommen würde, schloss die Tür und sagte: „Ei! Nun, was zum Teufel hattet ihr vor, ihr beide?"
    „Es war meine Schuld! Oh, bitte, seien Sie Tom nicht böse!", bat Phoebe.
    „Nein!", verteidigte sie Tom. „Es war meine Schuld, und ich habe es verpfuscht und mein Bein gebrochen!"
    „Ja, das weiß ich!", sagte sein liebevoller Vater. „Ich glaube, ich kann froh sein, dass du dir nicht den Hals gebrochen hast. Du Grünschnabel! Und was haben sich meine Pferde gebrochen?"
    „Nein, nein, nur ein verstauchtes Sprunggelenk!", versicherte ihm Phoebe. „Und ich habe mich sehr um sie gekümmert - oh, bitte, lassen Sie mich Ihnen aus dem Mantel helfen, lieber Sir!"
    „Es hat keinen Zweck, wenn du versuchst, mich zu um-schmeicheln, Mädchen!", sagte der Squire streng, nahm aber ihre Hilfe an. „Einen hübschen Aufruhr und Spektakel habt ihr verursacht, ihr beide! So allein gelassen zu werden, war der Tod deines Vaters!"
    „Oh nein!", schrie Phoebe und fuhr zurück.
    Er lenkte ein, als er sah, dass er sie wirklich erschreckt hatte, und tätschelte ihre weiß gewordene Wange. „Nein, so schlimm ist es nicht, aber du weißt, wie er ist, wenn ihn irgendetwas schmerzt."
    „Vater, wir sind nicht durchgebrannt!", unterbrach Tom.
    Der Squire warf ihm einen Blick liebevollen Spottes zu.
    „Das war ohnehin nur Gerede, Tom: ich vermutete nie, dass du das wärest. Vielleicht willst du mir sagen, was zum Teufel du getan hast - außer mein Karriol in den Graben zu steuern und zwei seiner Räder zuschanden zu fahren?"
    „Ich war dabei, Phoebe nach London zu ihrer Großmutter zu bringen. Sie wäre in einer gewöhnlichen Postkutsche gefahren, hätte ich es nicht

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