Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
große Augen machen, wenn sie von mir hörten, ich hielte sie für alles andere als glücklich! Vielleicht finden sie Vergnügen an Eifersüchteleien, Ärger, Streitigkeiten und dummen Missverständnissen: ich nicht! Die wohlerzogene Frau, die mich heiratet, weil sie sich einbildet, dann eine Herzogin zu sein, wird sehr gut zu mir passen und wahrscheinlich ihre Stellung wunderbar ausfüllen." Seine Augen neckten sie. „Oder möchtest du gern, dass ich mich völlig verändere und mich in bescheidener Vermummung wie ein Prinz im Märchen auf den Weg mache? Ich habe nie viel von so einem Prinzen gehalten, wie du weißt! Welch einfältiger Junge, denn wie konnte er hoffen, als gewöhnliches Wesen verkleidet irgendwelchen Frauenzimmern außer solchen zu begegnen, die absolut nicht infrage kamen und die er unmöglich heiraten konnte?"
    „Sehr wahr!", erwiderte sie.

Er achtete stets darauf, ob sie ihm aufmerksam zuhörte.
    Es schien ihm nun, als sähe sie plötzlich müde aus; sofort sagte er voller Gewissensbisse: „Ich habe dich zu Tode erschöpft mit meinem Unsinn! Aber warum ließest du mich reden, bis du Kopfweh bekamst? Soll ich Anna zu dir schicken?"
    „Nein, bitte nicht! Ich versichere dir, mein Kopf schmerzt nicht", sagte sie und lächelte zärtlich zu ihm auf.
    „Ich wünschte, ich könnte dir glauben!", sagte er und beugte sich über sie, um ihre Wange zu küssen. „Ich werde dich ruhen lassen, bis Augusta dich wieder überfällt: Erlaube ihr nicht, dich zu peinigen!"
    Er verließ sie, und die Herzogin blieb zurück, versunken in ihre Gedanken, bis sie durch die Rückkehr ihrer Cousine daraus aufgerüttelt wurde.
    „Ganz allein, liebe Elizabeth?", rief Miss Penistone aus.
    „Nun, wenn ich das bloß gewusst hätte - aber im Allgemeinen glaube ich doch, Sylvester bliebe immer bei Ihnen, wenn ich nicht verpflichtet wäre, endlich hereinzukommen! Ich habe sicher schon hundertmal gesagt, dass ich keinen derart aufmerksamen Sohn kenne. Und wie rücksichtsvoll! So etwas hat es noch nie gegeben!"
    „Ah, ja!", sagte die Herzogin. „So rücksichtsvoll zu mir, so unendlich liebenswürdig!"
    Sie schien ein wenig traurig, was ungewöhnlich an ihr war. Miss Penistone, die beinahe in dem aufmunternden Tone sprach, den Button verwendete, um Edmund abzulenken, wenn er widerspenstig war, sagte: „Heute hat er besonders gut ausgesehen, nicht wahr? So eine ausgezeichnete Figur, und welch distinguiertes Wesen! Es wird große Trauer herrschen, wenn er sich endlich einer Frau ergibt!"
    Sie lachte liebenswürdig über diesen Gedanken, aber die Herzogin schien nicht amüsiert. Sie sagte nichts, Miss Penistone sah jedoch, wie ihre Hände sich auf der Lehne ihres Sessels krampfhaft schlossen und wieder öffneten, und auf einmal schien ihr, die Herzogin müsse ohne Zweifel fürchten, dass ein so guter Fang wie Sylvester von irgendeiner nichtswürdigen und hinterlistigen Kreatur, die seiner Aufmerksamkeit ganz unwert war, gekapert werden könnte.

„Und keine Besorgnis wegen seiner Heirat, wie man zu sagen pflegt", meinte Miss Penistone strahlend, aber mit einem besorgten Blick auf die Herzogin. „Bei so vielen Mädchen, die auf ihn Jagd machen, müssten Sie sich freilich einigermaßen ängstigen, wäre er nicht so vernünftig. Dieser Gedanke kam mir einmal - wie töricht! -, und ich erwähnte ihn Louisa gegenüber, als sie im Sommer hier war. ,Nicht er!' sagte sie - Sie kennen ihre schroffe Art. ,Er kennt seinen Wert zu gut!' Was mich ganz beruhigte, wie Sie sich denken können."
    Es schien nicht die gleiche wohltuende Wirkung auf das Gemüt der Herzogin auszuüben, denn sie hob eine Hand, um ihre Augen zu bedecken. Miss Penistone wusste sogleich, was ihr fehlte: sie hatte eine ihrer unruhigen Nächte gehabt, die arme Elizabeth!

    Sylvester erwähnte seine Heiratspläne nicht weiter; er war sich auch nicht darüber im Klaren, dass seine Mutter sich um ihn sorgte, da sie es nicht verabsäumte, heiter zu sein, wann immer er sie besuchte. Im gegenteiligen Fall hätte er nur angenommen, sie verabscheue den Gedanken an seine Heirat, und es wäre ihm nicht schwergefallen, derartige Hirngespinste zu zerstreuen. Hätte sie ihm erzählt, sie sei beunruhigt durch die Angst, er wäre hochmütig geworden, dann hätte er sich gesorgt, irgendetwas gesagt zu haben, was diese Vorstellung hervorgerufen hatte, und er hätte sein Bestes getan, sie davon zu befreien. Er war mit verschiedenen Leuten bekannt, für die das Beiwort „hochmütig"

Weitere Kostenlose Bücher