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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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gewesen, dass er ausgerufen hatte: „Das ist nicht mein Bild!
    Oh, ich gebe die Augenbrauen zu, aber sonst nichts!" Sie hatte geantwortet: „Es ist natürlich überzeichnet." Es hatte eine volle Minute gedauert, bis er sich überwinden konnte zu sagen: „Bin ich denn wie dieser erbärmliche Bursche?
    Unerträglich stolz, so gleichgültig - so aufgeblasen in meiner eigenen Wertschätzung, dass - Mama!" Sie hatte rasch gesagt, indem sie die Hand nach ihm ausstreckte: „Niemals mir gegenüber, Sylvester! Aber ich habe mich manchmal gefragt - ob du ein wenig - unbekümmert - vielleicht gegen andere - geworden bist."
    Er war verstummt, und sie hatte nichts weiter gesagt. Es hatte keinen Grund gegeben: Ugolino war eine Karikatur, aber eine erkennbare; und da er gezwungen war, das zu glauben, war seine Verstimmung zwar unvernünftig, aber bei seinem Temperament unvermeidlich zu solcher Wut aufgelodert, wie er sie nie zuvor gekannt hatte.
    Als er durch den Kaffeesalon zu Phoebe hinüberblickte, sah er sie als seinen bösen Geist. Sie hatte ihn in ihre lächerliche Flucht von zu Hause verwickelt; sie hatte ihn verleitet, ihr solche Aufmerksamkeiten zu erweisen, dass es sie beide in den Blickpunkt der interessierten Gesellschaft gerückt hatte. Er bedachte nicht, dass seine ursprüngliche Absicht gewesen war, ihre Aufmerksamkeit nur zu gewinnen, um sie die Abweisimg seines Heiratsantrages bedauern zu lassen: Das hatte er schon lange vergessen. Er wusste, dass ihr Buch geschrieben worden sein musste, bevor sie ihn näher kennenlernte, aber sie hatte weder sein Erscheinen verhindert noch ihn davor gewarnt. Sie war schuld daran, dass er sich auf dem verfluchten Ball in einer Art benommen hatte, die so unwert eines Mannes von Lebensart war, wie nur möglich. Was ihn dazu veranlasst hatte, würde er niemals wissen. Es war seine Absicht gewesen, ihr mit unerschütterlicher Höflichkeit zu begegnen. Er hatte beabsichtigt, dann und auch später ihr Buch nicht zu erwähnen. Da er sich aber ihr gegenüber in solch einer Art benommen hatte, musste ihr das gezeigt haben, wie grob sie sich in ihm getäuscht hatte. Er war sicher gewesen, sich gut in der Hand zu haben; und doch, kaum lag sein Arm um ihre Taille, ergriff seine Hand die ihre, wurde er von Zorn und einem Gefühl bitteren Schmerzes übermannt. Sie hatte sich in Tränen aus seiner Umklammerung losgerissen, und er war über sie wütend gewesen, da er wusste, dass er diese Szene selbst heraufbe-schworen hatte. Und nun fand er sie in Abbeville, wie sie ihn auslachte. Er hatte nie daran gezweifelt, dass sie es war, die Janthe die Idee einer Flucht aus England in den Kopf gesetzt hatte, aber er hatte geglaubt, sie habe es nicht beabsichtigt. Der Gedanke lag nahe, sie müsse in Janthes Vertrauen gestanden haben.
    Da sie nichts von dem wusste, was in seinem Inneren vorging, beobachtete Phoebe ihn mit Bestürzung. Nach einer langen Pause sagte sie in gepresstem Ton: „Ich nehme an, Sie haben meinen Brief nicht erhalten, Herzog?"
    „Ich hatte nicht das Vergnügen. Wie zuvorkommend von Ihnen, an mich geschrieben zu haben! Zweifellos, um mich von dieser Angelegenheit in Kenntnis zu setzen?"
    „Ich könnte keinen anderen Grund haben, Ihnen zu schreiben."
    „Sie hätten sich die Mühe sparen sollen. Nachdem ich Ihr Buch gelesen habe, Miss Marlow, war es nicht schwer zu erraten, was geschehen war. Ich gestehe, es fiel mir nicht ein, dass Sie tatsächlich meiner Schwägerin helfen sollten, aber natürlich musste es so kommen. Als ich entdeckte, dass sie Edmund ohne sein Kindermädchen weggebracht hatte, hät-te ich natürlich vermuten sollen, wie es sein müsse. Füllen Sie diese Stellung aus Bosheit aus oder glaubten Sie wirklich, es böte Ihnen eine Chance für ein Entkommen, nachdem das Pflaster in London für Sie zu heiß geworden ist?"
    Als sie diesen unglaublichen Worten lauschte, schlug Phoebes Bestürzung in Wut um, die so groß war wie seine, nur nicht so gut verhüllt. Er hatte mit leichter, geringschätziger Stimme gesprochen; sie konnte das Zittern der ihren nicht verbergen, als sie zurückgab: „Aus Bosheit!"
    Bevor sie wieder sprechen konnte, sagte Edmund in unbehaglichem Ton: „Phoebe ist meine Freundin, Onkel Vester!
    Bist du - bist du böse auf sie? Bitte, sei es nicht! Ich liebe sie fast so sehr wie Keighley!"
    „Wirklich, mein Lieber?", sagte Phoebe. „Das ist in der Tat ein Lob! Niemand ist böse: Dein Onkel Vester macht nur Spaß, das ist alles!" Sie blickte

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