Skandal im Ballsaal
Edmund Tom als Reisegefährten haben sollte. Sie sagte: „Nein, nein! Bitte lassen Sie Edmund bei mir! Ich bin mit Ihnen gekommen, weil ich ihn unter meiner Obhut haben sollte, Herzog, und ich versichere Ihnen, ich bin darüber sehr glücklich."
„Sie sind sehr gütig, Ma'am, aber ich will ihn heute nehmen" , antwortete er.
„Aber warum?", fragte sie.
Er zögerte und sagte dann: „Ich wünsche es."
Das war mit gleichgültiger Stimme gesprochen. Sie las darin einen Tadel an ihrer Behandlung Edmunds, der möglicherweise von seinem Verstoß des vorigen Abends herrührte, und wandte sich ab, damit Sylvester nicht die Befriedigung hatte, zu sehen, wie gekränkt sie war. Als sie ihn das nächste Mal anblickte, sah sie, dass er sie beobachtete, und wie sie glaubte, mit einem Schatten von Besorgtheit in seinen eher harten Augen. Er wandte sich zu ihr und sagte: „Was habe ich gesagt, das Sie quält? Es lag nicht in meiner Absicht!"
Sie hob die Augenbrauen. „Mich quälen? Oh nein!"
„Ich nehme Edmund zu mir, weil ich überzeugt bin, dass Sie Kopfschmerzen haben", sagte er offen.
Das stimmte, aber sie leugnete es und bat ihn, Edmund mit ihr fahren zu lassen. Dass er an sie dachte, entwaffnete sie gänzlich; ihre Befangenheit schwand, und als sie den Blick zu seinem Gesicht hob, lächelte sie scheu. Er sah einen Augenblick auf sie nieder und sagte dann beinahe schroff, als er sich abwandte: „Nein, streiten Sie nicht! Mein Entschluss steht fest."
Bevor Calais erreicht wurde, waren ihre Kopfschmerzen heftiger geworden, ein Umstand, dem sie ihre wachsende schlechte Laune zuschrieb. Als Edmund davon hörte, enthüllte er, auch Onkel Vester hätte Kopfschmerzen.
„Ich?", rief Sylvester aus. „Ich habe nie in meinem Leben Kopfschmerzen gehabt, du Bengel!"
„Oh!", sagte Edmund und fügte mit vertrauensvollem Lächeln hinzu: „Bloß ein bisschen wie beklommen!"
Da Tom vorsorglich Sinderby um Rat gefragt hatte, war der Gasthof, in dem sie diese Nacht abstiegen, wenn auch ein bescheidenes Hotel in einem altmodischen Stadtteil, doch ruhig und behaglich. Ein Arzneitrank und der folgende ungestörte Schlaf einer Nacht kurierten Phoebes Kopfschmerzen. Ihre Laune jedoch blieb gedrückt, aber das war nicht weiter verwunderlich, denn als sie die Augen öffnete, sah sie nasse Fensterscheiben und einen Himmel von gleichförmigem Grau.
„Eine unerträglich langweilige Überfahrt steht uns bevor", sagte Sylvester, als er sich beim Frühstück dem Rest der Gesellschaft anschloss. „Es ist sehr wenig Wind - was den Vorteil hat, glaube ich, dass es zumindest für einen von uns besser sein wird. Ich habe eine Kabine für Sie besorgen können, Miss Marlow, aber ich fürchte, Sie werden von der Überfahrt herzlich krank werden - besonders wenn der Regen anhält, und alle Anzeichen deuten darauf hin."
„Warum", fragte Edmund, „darf ich kein Ei haben? Ich mag dieses Brot und diese Milch nicht. Keighley sagt, das ist ein Gesöff."
„Macht nichts!", sagte Phoebe lachend. „Du kannst morgen ein Ei haben."
„Vielleicht bin ich morgen gar nicht hungrig", sagte Edmund verdrießlich. „Ich bin jetzt hungrig!"
„Oh, Lieber! Bist du das?"
„Ganz schön lahm in den Gedärmen!", sagte Edmund.
Sylvester, der in einer Zeitung blätterte, ließ sie sinken und sagte streng: „Das hast du niemals von Keighley gelernt!"
„Nein", räumte Edmund ein. „Jem sagt das."
„Wer zum Teufel ist Jem?"
„Der mit dem fleckigen Gesicht. Das weißt du nicht, Onkel Vester?", sagte Edmund erstaunt.
„Einer der Stallburschen?"
Edmund nickte. „Er sagt mir hervorragende Worte. Er ist einer meiner Freunde."
„Oh, ist er das?", erwiderte Sylvester grimmig. „Nun, wenn du nicht meine Hand fühlen willst, wiederhole diese Worte nicht!"
Bezwungen wandte sich Edmund wieder seinem Brot und seiner Milch zu. Über seinen Kopf hinweg sagte Sylvester reumütig: „Ich muss mich für ihn entschuldigen, Miss Marlow. Es ist der Fehler eines zu alten Kindermädchens und eines bei Weitem zu alten Erziehers. Ich muss einen jüngeren Mann finden."
„Ich glaube nicht, dass das annähernd so gut den Zweck erfüllen würde wie eine empfindsame Frau", sagte Phoebe.
„Irgendwer wie meine eigene liebe Erzieherin, die nicht wegen zerrissener Kleider in Aufregung gerät und Tiere gern hat und Schmetterlinge sammelt und Vogeleier und - oh, du weißt es,Tom!"
„Meine liebe Miss Marlow, geben Sie mir nur ihren Namen und ihre Adresse!", bat
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