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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sobald sie volljährig war, und mit Miss Battery als Anstands-dame einen eigenen bescheidenen Hausstand einzurichten, wo sie ohne Einmischung ihrer einträglichen Beschäftigung nachgehen konnte.
    Außer Miss Battery teilte nur Mr Orde das Geheimnis ihrer Autorschaft, und erst als ihm erlaubt worden war, die Korrekturbogen zu sehen, wurde er den Verdacht los, die ganze Angelegenheit sei ein Versuch, ihn zu foppen. Er war beim Anblick der Erzählung im tatsächlichen Druck viel beeindruckter, als er für angemessen hielt, zuzugeben; aber sehr artig gestand er der stolzen Autorin ein, er hätte nicht angenommen, es lese sich auch nur halb so gut.

    Miss Battery, eine Frau von klarem Verstand, brauchte nicht lange, um sich von ihrer Be-stürzung zu erholen. Indem sie die Schultern straffte, sagte sie: „Bedauerlich! Dass du ihn mit Abneigung aufgenommen hättest, meine ich. Wenn das der Fall war, gibt es nichts mehr dazu zu sagen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er so abscheulich sein könnte wie Graf Ugolino. Keiner könnte das."
    „Oh nein! Er ist überhaupt nicht abscheulich - wenigstens würde ich das nicht glauben, aber ich kenne ihn ja nicht einmal! Ich wählte ihn als Ugolino nur wegen seiner schiefen Augenbrauen, die ihn wie einen Schurken aussehen lassen.
    Und natürlich auch wegen seines - seines stolzgeschwellten Benehmens, das mich reizt, ihn schlechtzumachen!"
    „Selbstzufriedenheit?", sagte Miss Battery, ein wenig rat-los. „Bildet er sich zu viel auf seine Stellung ein?"
    Phoebe schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. „Nein, das ist es nicht. Es ist - ja, es ist schlimmer als das! Ich denke, für ihn ist es s,o natürlich, all das Ansehen zu haben, dass er nicht einen Gedanken darauf verschwendet. Verstehst du, Sibby?"
    „Nein. Warum sollte er auch seine Gedanken darauf verschwenden?"
    „Es ist sehr schwierig zu erklären, aber ich bin überzeugt, du wirst es verstehen, wenn du ihn siehst. Es ist, als ob das Herzog-Sein so sehr ein Teil von ihm ist, dass er es für völlig selbstverständlich hält und ganz unbewusst erwartet, überall mit Hochachtung behandelt zu werden. Ich möchte nicht sagen, dass seine Manieren nicht so sind, wie sie sein sollten, denn er hat sehr viel wohlerzogene Zwanglosigkeit - eine Art kühle Vornehmheit, weißt du, Leuten gegenüber, die ihn nicht interessieren. Ich glaube, zu denen, die er mag, ist er sehr liebenswürdig, aber die Sache ist die - zumindest vermute ich das -, dass er sich keinen Deut darum kümmert, was man von ihm denken mag. Gewiss, das ist nicht erstaunlich", fügte sie nachdenklich hinzu, „denn die Art, wie man ihm den Hof macht und ihm schmeichelt, ist wahrhaft abstoßend! Warum stellte Lady Seflon, als sie ihn zu mir führte - sie ist die Baronin Josceline in meiner Geschichte, du weißt: diese affektierte, nervöse! -, ihn mir vor, als ob sie mir die größte Gunst erweisen würde!"
    „Das hat nichts zu bedeuten", unterbrach Miss Battery.
    „Hat er sich benommen, als ob er so dächte?"
    „Oh nein! Er ist so sehr an solche Schmeichelei gewöhnt, dass er nicht so aussieht, als achte er besonders darauf. Zu nichtssagenden weiblichen Wesen, die weder Schönheit noch Lebensart besitzen, höflich zu sein, ist eine seiner lästigen Pflichten, wozu ihn seine gehobene Stellung zwingt."
    „Nun, meine Liebe, wenn ich du wäre, würde ich einstweilen nicht in Aufregung geraten", sagte Miss Battery nüchtern. „Mir scheint, du weißt nicht alles über ihn. Auf eines kannst du dich verlassen: Wenn er herkommt, um dir einen Antrag zu machen, wird er dich nicht mit kühler Vornehmheit behandeln!"
    „Selbst wenn er das nicht tut - oh, er müsste sich tatsächlich geändert haben, damit ich ihn genügend liebgewänne, um ihn zu heiraten!", erklärte Phoebe. „Ich könnte es nicht, Sibby!"
    „Dann wirst du seinen Antrag ablehnen", erwiderte Miss Battery.
    Phoebe blickte sie hoffnungslos an, sagte aber nichts.
    Sie wusste, dass es überflüssig war. Niemand verstand die Schwierigkeit ihrer Lage besser als ihre Erzieherin; und niemand war mit der Unbarmherzigkeit von Lady Marlows herrischem Charakter besser bekannt. Nach ein paar Augenblicken der Überlegung sagte Miss Battery: „Sprich mit deinem Vater. Er würde dich nicht gegen deinen Willen zu einer Ehe zwingen."

Dieser Rat wurde im wesentlichen vom jungen Mr Orde am folgenden Tag wiederholt, als Phoebe, die wusste, dass ihre Mama beschäftigt war, hinüber zum Manor House ritt, um

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