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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sich mit ihm zu beraten.
    Thomas war das einzige Kind des Squires des Bezirkes, eines sehr angesehenen Mannes, der es verstand, dreißig oder mehr Paar Jagdhunde, eine Anzahl Jagdpferde, mehrere Kutschpferde und Arbeitspferde, ein halbes Dutzend Spaniels und über hundert Kampfhähne zu halten, bei einem Einkommen von nicht mehr als achttausend Pfund pro Jahr, und das, ohne seine Frau bei den Vergnügungen des Lebens knapp halten zu müssen oder zuzulassen, dass die Behausun-gen seiner zahllosen Pächter verfielen. Seine Familie hatte seit vielen Generationen in der Grafschaft gelebt, die meisten ihrer Mitglieder waren ausgezeichnet durch ihre sportlichen Neigungen, und keiner von ihnen hatte irgendeine besondere Bedeutung in der Welt erreicht. Der Squire war ein Mann von außerordentlich klarem Verstand, zu dem man innerhalb seines Kreises mit großer Achtung aufblickte, wie zu einer Persönlichkeit von hohem Rang. Da er sich seines eigenen Wertes völlig bewusst war, war seine Lebensart nicht anmaßend. Obwohl er neben seinem Jäger mehrere Diener, einen Kutscher, einen Wildhüter, einen erfahrenen Mann für den Hundezwinger und einen Züchter für die Kampfhähne beschäftigte, begnügte er sich, wenn er von Somerset irgendwohin reiste, Postkutscher zu mieten, und in seinem eigenen Haushalt gab es nicht mehr als drei Diener.
    Er war ein ebenso zärtlicher wie einsichtsvoller Vater, und hätte sein Sohn die geringste Neigung für akademische Studien gezeigt, er hätte ihn nach Oxford geschickt, nachdem er von Rugby abgegangen war, was immer für Einschränkungen ihm das auch aufgebürdet hätte. Dass sie hart geworden wären, wusste er, denn es wäre für so einen vollendeten Sportsmann wie Tom unmöglich gewesen, in Oxford eine achtbare Erscheinung abzugeben bei nicht einmal sechshundert Pfund pro Jahr. Der Squire wusste, was er seinem Erben schuldig war: und so bot er Tom an, seinen Stall zu verkleinern, seine Hähne zu veräußern und Schulden aufzunehmen, ohne Tom vorzuhalten, wie glücklich dieser sich schätzen sollte, einen so großzügigen Vater zu haben; dennoch war er nicht enttäuscht, als sich Tom entschied, nicht nach Oxford zu gehen - er fühlte sich nicht zum Studium berufen. Mit dem Züchten von Kampfhähnen und der Ha-senhetze, mit Fischen und Entenjagd im Sommer, mit Treib- und Fasanenjagd während des Winters, damit, dass er sich vom Gutsverwalter Kenntnisse im Ackerbau aneignete und lernte, wie man Besitztümer verwaltet, glaubte er, zu Hause besser beschäftigt zu sein. Man gestattete ihm, seinen eigenen Weg zu gehen, und der Squire beschloss, ihm ein wenig städtischen Schliff zuteil werden zu lassen, wenn er etwas älter wäre.
    Von ein oder zwei Besuchen bei Freunden, die in einem anderen Teil des Landes lebten, einmal abgesehen, war er nun seit einem Jahr zu Hause, vergnügte sich prächtig und rechtfertigte den geheimen Stolz seines Vaters, indem er so viel Interesse an Ernten wie an Jagdhunden zeigte und bei den Dorfbewohnern ebenso schnell beliebt wurde wie bei den Großgrundbesitzern in der Umgebung.
    Er war ein angenehmer junger Mann, eher gedrungen als hochgewachsen, mit einem frischen, offenen Gesicht, ungezwungenen Manieren und von so viel gesundem Menschenverstand - der auch seinen Vater auszeichnete -, wie man es von einem jungen Mann von neunzehn Jahren erwarten konnte. Durch die Tatsache, dass er ein Einzelkind war, hatte er Phoebe, die in seinem Alter war, von frühester Jugend an als Schwester betrachtet; und da sie als Kind stets bereit gewesen war, sich mit ihm auf jede nur denkbare ge-fährliche Unternehmung einzulassen, die er ihr vorschlagen mochte, und da sie außerdem eine erstklassige Reiterin und ein wahrer Draufgänger war, hatte nicht einmal seine erste Studienzeit in Rugby ihn dazu verleitet, ihre Gesellschaft zu verachten.
    Als Phoebe ihm ihre erstaunliche Neuigkeit enthüllte, zeigte er sich ebenso ungläubig wie Susan. Er wies mit brüderlicher Aufrichtigkeit darauf hin, dass sie überhaupt nicht die Art von Mädchen wäre, eine glänzende Partie zu machen. Sie stimmte ihm zu, und er meinte freundlich: „Ich will nicht sagen, dass ich nicht ebenso gern mit dir verheiratet wäre wie mit irgendeiner Modepuppe; wenn ich nämlich heiraten müsste, würde ich eher dir einen Antrag machen als einem anderen Mädchen, das ich kenne."
    Sie dankte ihm.
    „Ja, aber ich bin kein hochwohlgeborener Herzog", stellte er fest. „Außerdem kenne ich dich schon mein ganzes

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