Skandal im Ballsaal
möge mit dir und deinen Schwestern spazieren gehen. Miss Battery wird euch natürlich begleiten, aber ich werde ihr sagen, sie soll mit den Mädchen zurückbleiben, und ihr zugleich eine Andeutung machen, sich nicht in den Vordergrund zu spielen, was ich heute Abend zu meinem größten Erstaunen an ihr feststellen musste."
Diesen Plan, der sie ein paar Stunden früher entsetzt hätte, hörte sich Phoebe ruhig an, durch ihren festen Entschluss gestärkt, morgen ohnehin nicht mehr in Austerby zu sein.
Als sie sich von Lady Marlow am obersten Treppenabsatz trennte, ging sie in ihr Schlafzimmer. Sie wusste, dass Susan und Miss Battery zu ihr kommen würden und es daher gefährlich wäre, sich in den Morgensalon zu begeben, bevor sie die beiden empfangen hatte.
Susan wurde sie bald los; aber Miss Battery, die ihr folgte, zeigte eine Neigung, noch länger zu verweilen. Sie setzte sich an das Fußende des Bettes, wickelte ihre Hände in die Ärmel ihres dicken wollenen Morgenrockes und teilte Phoebe mit, sie glaube, sie hätte Sylvester zu wenig Gerechtigkeit widerfahren lassen.
„Sibby! Er hat dir doch nicht etwa gefallen?", rief Phoebe.
„Ich kenne ihn nicht gut genug, um ihn zu mögen. Auf jeden Fall hege ich keine Abneigung gegen ihn. Ich habe ja auch überhaupt keinen Grund dazu: er war doch sehr höflich zu mir!"
„Ja, um Mama zu ärgern!", sagte Phoebe boshaft. „Er wollte ihr das ganze Dinner hindurch einen Dämpfer versetzen."
„Nun", sagte Miss Battery, „dafür kann ich ihn nicht tadeln. Ich sollte das natürlich nicht sagen, aber es ist so! Er hat aber auch ein so bezauberndes Lächeln."
„Das habe ich nicht bemerkt."
„Du hättest gegen ihn keine solche Abneigung gefasst, wenn du es gesehen hättest. Ich habe es bemerkt. Und außerdem", fügte Miss Battery ehrlich hinzu, „ertrug er dein Spiel wirklich standhaft, wie du weißt. Ein wahrer Gentleman! Er muss entschlossen sein, dir einen Antrag zu machen, da er dich um ein weiteres Lied gebeten hat."
Sie blieb noch einige Minuten, da aber Phoebe allem, was sie zu Sylvesters Gunsten vorbrachte, taube Ohren schenkte, ging sie bald. Nachdem sie einige Minuten hatte verstreichen lassen, schlüpfte Phoebe aus ihrem Zimmer und den Gang entlang zum Westflügel des Hauses. Hier lag neben dem Schulzimmer, den Kinderzimmern und verschiedenen Schlafgemächern der Morgensalon, ein schäbiger Raum, der zu einem bloßen Nähzimmer herabgewürdigt war, während er noch hochtrabend seinen ursprünglichen Namen behielt.
Er wurde durch eine Öllampe, die in der Mitte eines kah-len Tisches stand, erhellt; und bei diesem unzureichenden Licht saß der junge Mr Orde, den Mantel bis zum Hals zugeknöpft, und las ein Buch mit Haushaltstipps, die einzige Literatur, die das Zimmer aufwies. Er schien es lohnenswert gefunden zu haben, denn bei Phoebes Eintritt blickte er auf und meinte grinsend: „Ich sage dir, Phoebe, das ist ein ganz ausgezeichnetes Werk! Es erklärt, wie man Kuttelflecke einmachen soll, wenn man nach Ostindien geht - und so etwas möchte man schließlich jederzeit wissen. Man braucht nur gute Eingeweide, ganz frisch ..."
„Hu!", schüttelte sich Phoebe und schloss sorgfältig die Tür. „Wie schrecklich! Leg das Buch doch weg!"
„Alles zur rechten Zeit! Wenn du nicht wissen willst, wie man Kuttelflecke einmacht, wie wäre es mit einem ausgezeichneten Gericht für sechs oder sieben Personen zum Preis von Sixpence? Gerade das Richtige für die herzogliche Küche, glaube ich! Es ist aus kleinen Kalbfleischstückchen und Brot und Fett und etwas Schafseingeweiden zubereitet, und ..."
„Wie kannst du so albern sein? Hör auf, diesen Unsinn zu lesen!", schalt Phoebe.
„Sauber gereinigt", setzte Tom fort. „Und wenn du keine Schafseingeweide magst, kannst du auch solche vom Schwein nehmen, oder ..."
Aber an diesem Punkt nahm Phoebe ihm das Buch kurzerhand weg.
„Um Himmels willen, lach nicht so laut!", bat sie ihn.
„Das Schlafzimmer der Rinder liegt diesem Raum beinahe gegenüber! Oh, Tom, du kannst dir nicht vorstellen, was für einen schrecklichen Abend ich verbracht habe! Ich bat Papa, den Herzog wegzuschicken, aber er wollte nicht. Daher habe ich mich entschlossen, selbst zu gehen."
Er verspürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube, erwiderte aber standhaft: „Nun, ich sagte dir, ich bin bereit. Ich hoffe nur, dass die Wege im Norden nicht eingeschneit sind. Gretna Green soll es sein!"
„Nicht so laut! Natürlich gehe ich
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