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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Chance, anonym zu bleiben. Aber heute war sie froh über ihre Wahl. Es war unzumutbar für Amy, ihre Abwesenheit allzu lange zu decken.
    Um diese träge Zeitspanne vor der Teestunde waren wenige Damen und Herren in den Straßen. Es war zu spät für vormittägliche Ausritte und zu früh für nachmittägliche Besuche. Und dennoch, die Straßen brummten: Fleischergesellen und Bäckerjungen trugen ihre Waren aus und machten Botengänge mit voll beladenen Karren. Die Stadt kam Mary nach der ständigen Überwachung im Palast ungeheuer offen und anonym vor. Beschwingt von ihrer momentanen Freiheit schritt Mary aus. Doch diese Illusion verschwand, als sie die Oxford Street überquerte, deren blank geputzte Ladenfronten durch den Nebel schimmerten. Kurz hinter dieser Pracht wartete ein erneuter Test ihrer Identität auf sie. Beim Gedanken daran zog sich ihr Magen zusammen.
    Die Old Cavendish Street war still, im Gegensatz zum hektischen Durchgangsverkehr der Oxford Street. Mary begegnete einem Herrn mit pelzbesetztem Mantelkragen, der sie trotz ihres abweisenden Blicks ungeniert anstarrte. Sie war zu gut gekleidet, um eine gewöhnliche Arbeiterin zu sein, die ohne Begleitung ausgehen konnte; und doch hatte sie keine Gesellschafterin oder Dienerin zur Begleitung. Im Postamt wurde sie allerdings nicht weiter beachtet, weder von den Postbeamten noch von Kunden   – von denen viele auch wie Hausangestellte aussahen.
    »Postlagernd?«, fragte der Schalterbeamte gähnend, als sie das Ende der Warteschlange erreicht hatte. »Wie sagten Sie, ist Ihr Name?«
    »Lawrence«, erwiderte sie deutlich. »Miss MaryLawrence.« Sie hatte einen falschen Namen mit den richtigen Initialen ihres Geburtsnamens gewählt, Mary Lang. Sie konnte allerdings nicht davon ausgehen, dass die Buchstaben für Lang Jin Hai irgendetwas bedeuteten. Nicht nach so langer Zeit.
    Er erhob sich von seinem Hocker, schlenderte an einen Aktenschrank und blätterte die Umschläge darin durch, wobei er ständig weiter gähnte. Mary fühlte, dass ihre Zukunft von der fragwürdigen Wachsamkeit und Intelligenz dieses unbekannten Beamten abhing, und verzweifelte. Immerhin bewegte er nicht die Lippen beim Lesen. Schließlich kam er an den Schalter zurück, mit leeren Händen. »Nichts unter diesem Namen, Miss.«
    »Es ist sehr wichtig«, sagte sie und nahm sich zusammen, um das Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken. »Könnten Sie bitte noch einmal nachsehen?«
    Er sah sie stirnrunzelnd an   – genauer, diesmal. Etwas in ihrer Miene ließ ihn zögern. Dann seufzte er. »Also gut. Nicht, dass es was bringen wird.«
    Insgeheim stimmt Mary ihm zu. Dennoch sah sie ihm dankbar hinterher, als er wieder an den Aktenschrank trat. Davon konnte alles abhängen. Er nahm die zweite Durchsicht mit übertriebener Sorgfalt vor, zog den einen oder anderen Umschlag heraus und kniff die Augen betont zusammen. Einen. Zwei. Nach einer quälenden Pause einen dritten. Gerade als er ihn wieder in das Fach zurücklegen wollte, hielt der Beamte jedoch inne. Runzelte die Stirn. Nahm den Umschlag näher in Augenschein.
    Mary schüttelte über dieses alberne Theaterspielen unwillig den Kopf. Doch während sie noch mit zusammengezogenen Brauen dastand, kehrte der Beamte zurück. Leichte Verlegenheit gemischt mit unverhohlener Neugierde zeigten sich auf seinem Gesicht. Er starrte sie an. »Nicht ganz korrekt, der hier, aber vielleicht ist es Ihr Brief.«
    Mary nahm sich zusammen, um ihm den Umschlag nicht zu entreißen   – derselbe Umschlag, wie sie feststellte, den sie am Vorabend abgeschickt hatte. Ihre sorgfältig geschriebene Adresse   – »Mr.   J.   H.   Lang c/o Tower von London, Tower Hill«   – war ausgestrichen. Darüber stand in unbeholfenen Buchstaben: »Miss M.   Lawrence, Postamt Charing Cross.«
    »Ja, das ist er«, sagte sie möglichst gelassen. »Danke.«
    »Unkorrekt, Miss«, sagte der Beamte erneut. »Die Adresse ist nicht so eindeutig, wie sie sein müsste. Es müsste ›wird abgeholt‹ draufstehen.«
    Sie hörte ihn kaum, nickte jedoch. »Ich verstehe.«
    »Sie müssen sich ausweisen, Miss.«
    Sie kramte in ihrer Handtasche und schob einen gefälschten Brief durch das Gitter   – ein Empfehlungsschreiben von Mrs J.   G.   F.   Spencer von Muswell Hill für ihre angestellte Gesellschafterin Mary Lawrence. »Mehr habe ich nicht«, erklärte sie bescheiden. »Ich habe keinen Pass, müssen Sie wissen.«
    Der Beamte überflog den Brief, und Mary hoffte, dass ihm die

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