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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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warum sie sich davonmachen sollte. Endgültig.
    »Hier. Die Sachen sind ein bisschen groß.«
    Sie starrte die riesigen Gebilde aus steifem Öltuch an. »Ein bisschen?«
    »Hast du geglaubt, dass es Frauengrößen gibt?«
    »Aber vielleicht für Jungen?«
    Er zuckte die Schultern. »So kurzfristig habe ich nichts Besseres gefunden. Wenn du mir mehr Zeit gelassen hättest   …«
    »Du hast damit gerechnet, dass ich durch die Kanäle geführt werden will?«
    »Nicht direkt. Aber als ich heute deine Nachricht bekam, habe ich mir Gedanken gemacht.«
    Na super. Sie war eine ganz und gar berechenbare Spionin. Am besten, sie hielt jetzt den Mund. Sienahm das Bündel, stieg wieder in die Kutsche und schloss die Tür hinter sich. Eine dicke Segeltuchhose mit Hosenträgern. Eine Jacke, die bis über die Knie reichte. Hohe, wasserdichte Stiefel. Alles viel zu groß. Aber ihr blieb wohl nichts anderes übrig. Sie schlüpfte in die Hose und knotete die Träger so kurz, bis sie die Hose oben hielten. Die Jacke sah lächerlich aus, aber als sie die Ärmel dreimal umgekrempelt hatte, konnte sie wenigstens die Hände benutzen. Und die Stiefel   – unmöglich. Bis sie mitsamt ihren Stiefeletten hineinstieg. So rutschte sie wenigstens nicht heraus. Sie waren zwar viel zu hoch und zu locker, aber sie klappte den Schaft um und zurrte ihn fest, bis daraus ein Paar nützlicher   – wenn auch unbequemer   – Gummistiefel wurde.
    Als sie die Tür wieder aufstieß, zog James gerade seine Öltuchhose hoch. Einen Augenblick sah Mary erschrocken hin. Es war ein völlig unpassender Moment der Intimität, lächerlich und gleichzeitig voller Bedeutung   – zumindest, bis er aufblickte und sie beim Herschauen erwischte. Ein süffisantes Grinsen flog über sein Gesicht. »Hier, noch der letzte Schliff.« Er reichte ihr einen hohen Hut mit breiten Stoffstreifen, die über den Nacken hängen sollten   – ähnlich wie Feuerwehrleute sie trugen   –, dazu ein Paar überdimensionaler dicker Lederhandschuhe. »Die vorgeschriebene Schutzkleidung für Kanalarbeiter«, erklärte er. »Du kannst natürlich selbst entscheiden   – aber der Hut schützt deinen Kopf vor allem, das, äh, eventuell von der Decke tropft.«
    Sofort setzte sie den Hut auf. »Gehen wir.«
    Beim Öffnen des Kanaldeckels ließ er sie nicht helfen. »Es geht schon   – man braucht mehr Geschicklichkeit als bloße Kraft.« Sie sah zu, wie er den schweren gusseisernen Deckel heraushob, und staunte erneut, wie gesund James wieder wirkte. Doch wenn sie sich mit Malaria richtig auskannte, musste er immer noch vorsichtig sein. Ein Rückfall konnte bedeuten, dass die Schübe immer wiederkamen. Vielleicht lag es an seiner unterschwelligen Zerbrechlichkeit, die es so schwer machte, den Blick von ihm zu wenden. Er sah auf und merkte, wie sie ihn ansah, und sie merkte, wie sie wieder rot wurde.
    Sie räusperte sich. »Was mich wundert, ist, dass der Einstieg nicht bewacht ist.«
    James schien überrascht. »Es ist doch nur ein normaler Schachtdeckel; wenn man eine Wache aufstellen würde, würde das nur Aufmerksamkeit erregen.«
    Sie nickte. »Aber   – vielleicht ein Stück entfernt? Ich würde eine verdeckte Wache aufstellen, wenn ich für die Sicherheit der königlichen Familie zuständig wäre.«
    Er zuckte die Schultern. »Das kann sogar gut sein. Werden wir ja rausfinden.«
    Das war eine pragmatische Einstellung, wenn auch unangenehm. Falls sie zur Rede gestellt würden, konnte James leicht beweisen, dass er das Recht hatte, hier zu sein. Solchen Hoffnungen durfte sich Mary nicht hingeben.
    Mit einem schleifenden Geräusch glitt der Kanaldeckelzur Seite und James schüttelte erleichtert die Hände aus. Es hatte also eindeutig doch Kraft und nicht nur Geschick gekostet. Er entzündete zwei Schiffslaternen und reichte Mary eine davon. »Sollen wir?«
    In die Wand des Einstiegs war eine Leiter eingelassen, die mit einer feuchten, glitschigen Schicht, deren Beschaffenheit Mary lieber nicht so genau untersuchen wollte, bedeckt war. Zur Sicherheit hatte sie die Lampe gedimmt. Vorsichtig begann sie den Abstieg. Als sie die letzte Sprosse erreichte, wurde sie plötzlich umhüllt   – nicht von Gestank, sondern von der spürbaren Wärme des Abwasserkanals, ähnlich wie in dem Tunnel, den Honoria Dalrymple entdeckt hatte. Selbst der muffig-feuchte, fast salzige Geruch hatte   – wenn auch weniger stark   – im Tunnel unter dem Palast ebenfalls vorgeherrscht.
    Kaum war sie mit

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