Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
erzählen.«
Sie räusperte sich. Versuchte, ihre Stimme zu fin den . Beim dritten Mal klappte es. »Du hast recht.« Eine ganze Minute kämpfte sie mit sich, um einen Anfang zu finden. »Wann …?«
James’ Blick war so intensiv, dass es ihr Angst machte. »Letztes Jahr, als wir uns auf dem Baugelände begegnet sind, habe ich dir vollkommen geglaubt. Vermutlich habe ich dir auch am Sonntag geglaubt, als du mir von deinem neuen Projekt im Palast erzählt hast. Aber dieser neuerliche Zufall …«
Mary nickte. Ihr Magen hob sich.
Eine weitere Minute verging, dann eine dritte. James neigte den Kopf zur Seite. Der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen. »Guck doch nicht so unglücklich, Mary. Ich bezweifle, dass es einem Privatdetektiv erlaubt ist, ein schlechtes Gewissen zu haben.«
Er hatte sie ja schon öfter in Verlegenheit gebracht. Doch jetzt wurde ihr erneut ganz heiß, von den Wangen bis zur Stirn. »Ehrlich«, sagte sie und ärgerte sich über die Unzulänglichkeit von Worten. »Ich hab dich nie anlügen wollen.«
»Nie?«
»Nicht, nachdem wir uns nach deiner Rückkehr aus Indien wiedergesehen haben.«
»Aber du warst noch nicht überzeugt, dass du mir vertrauen könntest.« Seine Stimme war achtsam, tastend – er hätte auch ein Arzt sein können, der sie nach ihren Schmerzen befragte.
»Doch, doch«, sagte sie verzweifelt. »Ich wusste, dass ich das kann. Aber es war nicht – ich musste – ich war einfach nicht befugt, dir alles zu erzählen. Und ich fand es besser, nichts zu erzählen als kleine Brocken einer unwahrscheinlichen Wahrheit.« Eine zögernde, unzureichende Ehrlichkeit. Doch mehr konnte sie nicht verraten, ohne die Agentur zu verraten.
James’ Ausdruck veränderte sich nicht. »Wann hättest du es mir denn erzählt? Bei einem nächsten Zusammentreffen?«
Sie versuchte gelassen zu bleiben. »Es ist doch absurd, nicht? Dreimal so zufällig aufeinanderzustoßen – eigentlich unbegreiflich.«
»In einem Roman würde ich es für äußerst unwahrscheinlich halten.«
»Ich auch.«
»Und doch sind wir hier.«
»Ich weiß nicht, wann ich es dir gesagt hätte. Ich habe gehofft, dass wir uns nicht mehr begegnen.« Sie sah das verletzte Aufblitzen seiner Augen, obwohl er sich so unter Kontrolle hatte. »Nicht auf diese Weise, meine ich«, setzte sie hinzu. Doch der erklärende Zusatz kam zu spät und war zu lahm.
»Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen darf?«, fragte er knapp.
Sie machte eine hilflose Geste. »Ich beobachte Men schen .Stelle Fragen. Versuche Dinge herauszubekommen, die andere gerne geheim halten wollen. Ja. Es ist ein schmutziges Geschäft. Aber ganz angemessen für eine überführte Diebin.« James setzte zu einer Erwiderung an, doch sie gab ihm nicht die Gelegenheit, sie erneut zu verletzen. »Und jetzt bin ich hier und biete den Austausch von Informationen an. Ich kann mir vorstellen, dass dir das wenig lieb ist, aber du musst vielleicht damit rechnen, dir wieder die Hände schmutzig zu machen. Du steckst schon mit drin.«
»Dann solltest du mir wohl besser erzählen, was du weißt – was du mich wissen lassen willst.«
Sie schloss die Augen für einen Moment und zwang sich, den Schmerz unter Kontrolle zu bekommen. Das hatte sie doch gewollt, nicht? Dass James die Wahrheit über sie wusste. Dann sah sie James so offen wie möglich an und erzählte ihm von dem Abenteuer der vergangenen Nacht mit Honoria Dalrymple – von der Geheimtür im Herbarium und von Honorias Erkundungsgang, der kein Ergebnis gehabt zu haben schien. »Vielleicht hat sie ja auf Anweisung gehandelt. Auf jeden Fall hat sie bewusst nach einer Tür gesucht.«
»Dann gäbe es also einen externen Drahtzieher … aber was plant er?«
Mary beschloss, die Diebstähle nicht zu erwähnen. Das war schließlich Sache der Agentur, und es stand ihr nicht zu, James mehr als nötig zu erzählen. »Das genau müssen wir rauskriegen.«
»›Wir‹?«
Ihr Magen zog sich zusammen und sie wurde wieder rot. »Tut mir leid; Macht der Gewohnheit. Ich habe keineswegs vor, dich in etwas reinzuziehen, das dich nicht interessiert.«
»Falls ich mich reinziehen lassen würde.«
»Genau.« Sie bemühte sich, nicht zu trotzig zu klingen. Schließlich hatte sie den ganzen Schlamassel angeleiert.
Er schwieg eine Weile. Dann fragte er unvermittelt: »Und was willst du von mir?«
Wieder zwang sie sich, ihn direkt anzusehen. »Einen Plan von der Kanalisation. Ich kann Mrs Dalrymples
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