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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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entgegengesetzten Richtung. Von der Themse her. James machte einen behutsamen, leisen Schritt, dann noch einen. Er musste sich nicht beeilen   – der Unbekannte kam stetig näher. Sie konnte seine Beine durch das Wasser spritzen hören; seine Sohlen quietschten gelegentlich. Während sie sich einander näherten   – Mary hatte keine Ahnung, wie weit entfernt der andere war: hundert Meter? Mehr?   –, hörte sie auch eine Stimme. Es war eine Mischung aus angestrengtem Atmen und leisem Gemurmel.
    James stieß sie an den Ellbogen und bedeutete ihr, stehen zu bleiben. Sie hatte sowieso keine Wahl: Sein Rücken versperrte ihr die Sicht und den Weg.
    Der Eindringling kam laut spritzend näher. Der Schein seiner Laterne hüpfte und wurde mit jedem Moment stärker. Seine Schritte waren sicher und deuteten an, dass er auf sein Abenteuer vorbereitet war, wusste, was er da tat   – kein Unsinn treibender Jugendlicher, kein unbekümmerter Draufgänger. Mary drückte die Laterne enger an sich und wünschte, dass sie etwas Handfesteres wäre   – etwas, das einer Waffe gleichkam. So wie James seine Laterne umklammerte, war klar, dass er genauso dachte.
    Endlich sahen sie deutlicher: ein goldener Lichtscheinund dahinter eine dunkle Gestalt. Von mittlerer Größe und Statur. Das Gesicht verschattet von einem breitkrempigen Hut. Mary glaubte, grimmige Entschlossenheit auf seinem Gesicht zu erkennen, aber so sah wohl jeder aus, der in einer dunklen Februarnacht durch einen Abwasserkanal stapfte.
    »Halt!« Das war die Stimme von James, die laut und herrisch von den Wänden zurückhallte. Mit einer raschen Bewegung ließ er seine Laterne aufleuchten. Der unerwartete Lichtschein blendete sie, und unwillkürlich zuckte sie zusammen. »Wie heißen Sie und was haben Sie hier zu suchen?«
    Der Mann zögerte kaum. Aber statt zu antworten, warf er seine Laterne James direkt ins Gesicht. Splitterndes Glas klirrte, Metall schepperte, man hörte heftiges Spritzen, die Geräusche verstärkt durch den hohlen Tunnel. Alles wurde schwarz.
    »Bist du verletzt?« Mary sank auf die Knie und riss sich die riesigen, plumpen Handschuhe ab. Sie hatte gesehen, wie James versuchte hatte, sein Gesicht zu schützen und dabei die eigene Laterne hatte fallen lassen. Bestand die Gefahr einer Explosion, nachdem die Flamme in die ölige Brühe gefallen war? Und wenn tatsächlich ein Feuer ausbrach in diesem langen, engen Gang   … sie überlegte nicht weiter. Ihre Hände berührten Ölzeug, das eine breite und zuckende Fläche umspannte. Sein Rücken. »Sag was! Bist du verletzt?«
    »Er rennt weg!«
    »Hast du dich verbrannt?« Sie ertastete seine Schultern und versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Nein   … autsch! Ich glaube nicht.«
    »Entschuldige   – hab ich dir wehgetan?«
    »Nein. Verfolge ihn, verdammt!«
    Mary drehte sich nach dem spritzenden Geräusch um, das sich rasch entfernte. »Nicht, ehe ich nicht sicher bin, dass es dir gut geht. Außerdem hat er einen ziemlichen Vorsprung.«
    »Und wessen Schuld ist das?«
    Diese Reizbarkeit, entschied sie, sprach dafür, dass ihm nicht viel fehlte. »In Ordnung. Mach nichts Dummes, solange ich weg bin.« Sie nahm ihre Laterne auf und lief, so schnell es die übergroßen Stiefel zuließen, den Tunnel entlang. Das Wasser wurde immer tiefer, stieg ihr bis zu den Oberschenkeln und trieb sie vorwärts. Sie ließ die Laterne aus und bewegte sich behutsam. Es war ja möglich, dass der Eindringling sich sicher fühlte und stehen blieb.
Und was dann
?, überlegte sie, ging aber dennoch weiter.
    Sie kam um eine Biegung und blinzelte vor Überraschung. Hier verbreiterte sich der Kanal und wurde außerdem tiefer. Sie stand fast bis zur Taille im Wasser und vor ihr fiel der Boden weiter ab. Unsicher blieb sie stehen und jetzt hörte sie von dem Flüchtenden ein Geräusch. Das rasche Spritzen hörte auf. Erst ein scharrendes Geräusch, dann kräuselte sich das Wasser auf neue Weise. Es war zu dunkel, um ihn zu erkennen   – sie wusste nur, dass er nicht in Armeslänge stand   –, daher lauschte sie noch ein wenig länger. Aber auf die Geräusche konnte sie sich keinen Reim machen. Sie dachte an James, der höchstwahrscheinlichverletzt war und blutete. Sie konnte nicht ohne Erklärung umkehren, konnte aber auch kaum blindlings weiterwaten und Laterne und Leben aufs Spiel setzen. Deshalb stemmte sie sich gegen den unaufhörlichen Wasserstrom und blendete ihre Laterne rasch auf.
    Schwarzes Wasser umspülte

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