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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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mehr verdächtig. Mary hätte sie wohl überhaupt nicht in Erwägung gezogen, wenn sie in jener Nacht nicht dieses Tunnelabenteuer beobachtet hätte. Trotzdem. Für eine reiche Dame aus adligem Haus gab es keinen Anreiz, so relativ wertlose Dinge zu stehlen. Die Dalrymple musste hinter etwas anderem her sein. Aber sämtliche Dienstboten blieben verdächtig   – alle außer Amy Tranter natürlich. Und das war die beste Erkenntnis im Zusammenhang mit diesem Diebstahl: Amy hatte Octavius Jones zwar verloren, aber sie konnte vielleicht ihre Stelle wiederbekommen.
    Nachdem sie den Saal noch einmal kurz genau in Augenschein genommen hatte, eilte Mary nach unten, suchte Mrs Shaw und berichtete ihr genau, was sie entdeckt hatte. Nach ihren Zusammenstößen mit der Haushälterin erwartete sie kein Lob oder sofortiges Handeln, dennoch alarmierte sie Mrs Shaws Reaktion.
    »Fehlt, sagst du?«, fragte Mrs Shaw mit dünnemLächeln. »Bist du auch ganz sicher, Quinn.« Das war keine Frage.
    »Ja, Ma’am, ich habe den ganzen Raum nach der Vase abgesucht.«
    »Und wieso bist du so sicher, dass überhaupt eine Vase weggekommen ist?«
    Mary unterdrückte ein ungeduldiges
Das habe ich doch schon gesagt.
»Die Anordnung der Dinge auf dem Kaminsims war ungewöhnlich, Ma’am. Ungleich.« Ein Zimmermädchen hätte das Wort asymmetrisch nicht gekannt.
    »Da hast du gefolgert, dass die Vase fehlt.«
    »Ich denke schon, Ma’am.« Es wäre unglaubwürdig gewesen, die Geschichte von Persephones Rettung aus der Unterwelt vorzutragen. »Auf dem Sims war ein Kreis, der weniger staubig war. Sieht meiner Meinung nach wie der Fuß der Vase aus.«
    »Und aufgrund dieses lächerlichen   – ich zögere zu sagen ›Beweises‹   –, dieses lächerlichen
Märchens
willst du, dass ich alles stehen und liegen lasse und Ihrer Majestät einen weiteren unliebsamen Vorfall vortrage?«
    Mary schluckte ihren Unmut hinunter. »Gibt es nicht ein Buch, Ma’am, in dem alle Zierstücke in den Salons verzeichnet sind? Da könnte man doch nachschauen, ob eine Vase fehlt. Oder etwas anderes.«
    »Man kann   – und ich werde es bei Gelegenheit konsultieren.« Mrs Shaw sah Mary hochnäsig an. »Nicht, wenn ein verantwortungsloses, ungezügeltes Möchtegern-Zimmermädchen es mir sagt.«
    Die Bezeichnungen für sie waren nicht ganz unkorrekt, musste Mary einräumen, wenn sie ihre Rolle aus der Perspektive von Mrs Shaw betrachtete. Trotzdem begriff sie nicht, warum die Haushälterin ihr gegenüber so abweisend war. Und da sie sowieso schon diesen schlechten Ruf hatte, verdient oder unverdient, würde sie nichts verlieren, wenn sie die Frau noch etwas mehr nervte. »Bei allem Respekt, Ma’am, wenn die Vase gestohlen worden ist, wollen Sie den Verlust doch sicher sofort melden.«
    »Aber es ist ein sehr großes
wenn
, Quinn   – vor allem, weil ich den Verdacht hege, dass du mit deinem Übereifer eigene Absichten verfolgst.«
    Das war eine nur zu durchschaubare Unterstellung. »Ma’am?«
    »Das Einfachste und Dümmste, was du tun könntest, wäre es, die Vase zu verstecken und zu behaupten, dass sie gestohlen wurde, um deine kleine Freundin Tranter reinzuwaschen.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort, Mrs Shaw. Daran habe ich nicht im Traum gedacht. Bitte. Durchsuchen Sie doch meine Kammer, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Ein sehr guter Vorschlag, Quinn. Aber sie wäre sicher nicht in deiner Kammer, wenn du sie genommen hättest.« Mrs Shaw lächelte, ein sehr unangenehmes Lächeln. »Du bist ziemlich umsichtig und sehr schlau. Ich werde dort nichts finden. Aber gib gut acht, Mädchen: Wenn ich dich entlasse, dann mit sehr gutem Grund. Und dann arbeitest du nie wiederals Hausangestellte.« Mit diesen Worten stürmte die Haushälterin aus dem Zimmer.
    Mary schüttelte ungläubig den Kopf. Was sollte sie jetzt machen? Wenn der Diebstahl später entdeckt werden würde, würde Mrs Shaw sicher sie beschuldigen. Die einzige Möglichkeit, sich davor zu schützen, war, über den Kopf der Haushälterin hinweg zu handeln. Aber würde ein einfaches Zimmermädchen den Mut haben, so etwas zu tun? Und wenn ja, an wen sollte sie sich wenden? Ein solcher Akt der Meuterei würde Mrs Shaw bestimmt zugetragen   – und wie konnte Mary dann ihre Stelle behalten?
    Der einzige Weg für sie war, die Agentur zu unterrichten. Sie konnten die richtige Person ansprechen. Sie konnten gleichzeitig Mrs Shaws Hintergrund untersuchen, um eine Erklärung für ihr feindseliges Verhalten zu finden. Ja.

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