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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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selbst; seidene Morgenröcke mit Stickerei und vergoldete Operngläser, eine reich verzierte Uhr mit Perlmuttintarsien und ein recht gelungenes Ölgemälde eines üppigen Mädchens.
    Mary lächelte. Ob das Bild wohl verhüllt wurde, wenn Berties Eltern ihn in seinem Schlafgemach aufsuchten? Das Ankleidezimmer war ein kleiner Raum, der wahrscheinlich ursprünglich nicht für einen Erwachsenen gedacht war, vollgestopft mit gestärktenLeinenhemden, Seidenkrawatten, Anzügen für verschiedene Gelegenheiten, einem ganzen Brett voller Zylinder; Reitkostümen, Anglerausrüstungen, Sportkleidung für Kricket und Fechten inklusive eines Paars Boxhandschuhe. Mary schlängelte sich durch den Überfluss zu einer kleinen Kom mode , auf der Unmengen von Pomaden, Lotionen, Kölnisch-Wasser-Flaschen, Rasierzeug, Haarbürsten mit Elfenbeingriffen und andere rätselhafte Schönheitsprodukte für Männer standen. Nirgends war ein Fleckchen für eine unerwünschte Flasche mit Medizin.
    Zögernd untersuchte sie eine Schublade nach der anderen: Seidensocken, aufgerollte Hosenträger, Unterwäsche, auch aus Seide; und in der untersten Schublade Nachtmützen und Taschentücher, säuberlich gebügelt. Sie nahm guten Gewissens ein paar Taschentücher heraus, da stießen ihre Finger auf etwas Hartes, Glattes.
    Sie erstarrte. Hatte sie das Recht, hier herumzustöbern? Medizin und Wäsche zu holen, war eine Sache, die Dinge in Berties Schrank durchzuwühlen, eine ganz andere.
    Sie hörte seine Stimme, näselnd und klagend, aus dem Salon. »Mary? Warum brauchst du so lang?«
    »Es tut mir leid, Sir«, rief sie zurück. »Ich kann die Arznei nicht finden. Was war es denn für eine Fla sche ?« Sie schob das nächste Taschentuch beiseite und entdeckte eine kleine Porzellanvase, die mit einem neoklassischen Bild von zwei sich umarmendenFrauen verziert war: die mit Demeter wiedervereinte Persephone.
    »Lass doch die Arznei«, antwortete Bertie jetzt etwas besorgt. »Ich brauche sie nicht. Komm   – komm einfach her und trinke noch ein Glas Wein mit mir.«
    »Aber vielleicht brauchen Sie sie später.«
    Kurze Stille. Dann erschien Bertie im Eingang zum Ankleidezimmer. »Aber geh nicht an die Schub…«
    Sie drehte sich um, sodass die geöffnete Schublade und das helle Schimmern des Porzellans zu sehen waren.
    Er schluckte. Und wurde rot. »Ah. Ich sehe, du hast etwas   … entdeckt   … ich habe die Vase für meine Mutter zum Geburtstag gekauft. Sag ihr nichts, ja? Es soll eine Überraschung sein.«
    »Der Geburtstag Ihrer Majestät ist im Mai.«
    »Stimmt. Ich bin gerne vorbereitet. Manchmal sieht man etwas, weißt du, und dann denkt man: Das ist es. Perfekt.«
    Diese verzweifelte, durchsichtige Lüge machte sie trauriger als alles andere. Es musste ihr anzusehen sein, denn er verstummte. Sie schob eine Haarbürste und einen Tiegel mit Pomade beiseite und stellte die Vase auf das letzte freie Fleckchen auf der Kommode. »Eine entzückende Vase«, sagte sie leise.
    Er schluckte und schwieg.
    »Kann ich sie mal in den Salon mitnehmen? Das Licht dort ist besser.«
    »Lieber nicht.«
    »Na gut.« Sie richtete sich auf, schloss die Schubladeund folgte ihm zurück durchs Schlafgemach in den Salon.
    Er nahm sein Weinglas und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. »Du warst so freundlich zu mir. Nicht nur heute, sondern auch bei unseren letzten Gesprächen. Ich glaube, das hat mich ermutigt   … du weißt schon.« Er machte eine hilflose Geste. »Kurzum   – das wollte ich noch sagen.«
    Damit war sie eindeutig entlassen, doch sie wich nicht von der Stelle. »Ich fürchte, ich muss Ihnen auch noch etwas sagen, Sir.« Er wich ihrem Blick aus. »Es geht um die Vase, Sir. Als ich vorhin den Blauen Salon geputzt habe, ist mir aufgefallen, dass sie fehlt.«
    »Mach dich nicht lächerlich: Woher willst du wissen, dass es diese Vase ist, von der du glaubst, dass sie weg ist?«
    »Die Sachen auf dem Kaminsims sind umgestellt worden, Sir. Und die Vase   – sie gehört zu einem Paar. Ich habe es an den Bildern gesehen, Sir.« Sie hoffte, dass er es nicht genauer wissen wollte.
    Er blieb stumm und rührte sich nicht.
    »Ich nehme an, Sie hatten Ihre Gründe, sie zu entwenden, Sir   …« Wobei sie sich eigentlich keine vorstellen konnte. Er war doch der Erbe dieses ganzen unermesslichen Reichtums. Und er bekam eine großzügige Zuwendung von seinen Eltern. War das irgendein Spiel? Ein neuer indirekter Weg, um seine Mutter zu ärgern? Mary bezweifelte

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