Skandal In Belle Terre
dafür getan, um sie in Belle Terre zu halten.
Und jetzt hatte er Angst um ihr Leben, wenn sie blieb.
„Sheriff Rivers.” Court Hamilton stand nur wenige Schritte von ihnen entfernt, und man sah ihm an, dass es ihm peinlich war, ihr Gespräch zu unterbrechen. „Entschuldigen Sie, aber mein Onkel … ich meine, Captain Hamilton würde gern mit Ihnen sprechen.”
Yancey Hamilton, Chef einer Sondereinheit des Bundesstaates, war ein höflicher Mann, aber auch ein absoluter Profi. Er würde ein Gespräch zwischen Opfer und Sheriff ganz sicher nicht unterbrechen lassen, wenn er dafür nicht einen triftigen Grund hätte. Vielleicht hatte er eine wichtige Entdeckung gemacht, vielleicht hatte er sich auch schon eine abschließende Meinung gebildet. Auf alle Fälle sollte Maria Elena vorläufig damit noch nicht konfrontiert werden.
„Ja, selbstverständlich.” Jericho drehte sich zu Maria um und nahm ihre Hand. „Vorläufig ist hier nichts weiter zu tun, das müssen wir jetzt den Fachleuten überlassen. Deputy Hamilton wird dich sicher gern zu deinem Hotel …”
„Am River Walk bringen”, vervollständigte Maria den Satz.
„Ja, gern.” Maria wollte nicht, dass ihre wunderbaren Erinnerungen an die Nacht mit Jericho jetzt durch diese hässlichen Ereignisse überschattet wurden. „Ich hatte zwar nur bis heute gebucht, aber ich bin sicher, Eden Cade hat nichts dagegen, wenn ich noch etwas länger bleibe.”
Jericho wäre es sehr viel lieber gewesen, wenn sie bei ihm geblieben wäre, wo er für ihre Sicherheit garantieren konnte. Besser allerdings wäre sie viele Meilen entfernt von hier aufgehoben.
„Gut, dann also in das Hotel am River Walk.” Er setzte ein gezwungenes Lächeln auf und ließ Marias Hand los. Dann wandte er sich zu dem Deputy um und sagte in einem beinahe beschwörenden Ton: „Court, bitte bringen Sie Miss Delacroix persönlich auf ihr Zimmer. Und bitte bleiben Sie dort, bis ich hier fertig bin und selbst kommen kann.”
„Jawohl, Sir!” erwiderte der Deputy höflich.
Maria vermutete, dass Court einer von Lady Marys Schülern gewesen war. So wie sie, allerdings war sie nicht zusammen mit ihren Klassenkameraden unterrichtet worden. Die feine, wenn auch verarmte Lady hatte den Kindern der alten Familien von Belle Terre Manieren und gesellschaftlichen Schliff beigebracht.
Und auch Maria Elena, obgleich sie aus einer Familie stammte, die über mehrere Generationen hinweg schönen Kurtisanen hervorgebracht hatte. Gestern Abend hatte Maria gedacht, dass sich etwas verändert hätte und dass ihre Herkunft keine so große Rolle mehr spielte. Aber das war ein fürchterlicher Irrtum gewesen, sollte sie jedoch nicht länger beschäftigen. Sie schob die alten Erinnerungen gewaltsam beiseite und konzentrierte sich auf Jericho.
Er hatte sich seine Uniform angezogen, deren strenger Schnitt die Autorität unterstrich, die er ausstrahlte. Im Smoking war er der Inbegriff des charmanten Südstaaten-Gentlemans gewesen, in Uniform wirkte er wie ein grimmiger Kämp fer für Recht und Ordnung.
Maria war durch ihr Leben in Belle Terre und auch später als Reporterin zur Zynikerin geworden, auch wenn das Auge ihrer Kamera mitfühlend auf die Opfer der Welt blickte. Jericho, so vermutete sie, gehörte zu der raren Sorte Mensch, denen Mitgefühl und Freundlichkeit bei der Ausübung ihres Berufes nicht fremd war. Seine innere Haltung war auch deutlich geworden, als sie sich gestern liebten. Er war sanft, liebevoll und zärtlich gewesen, hatte ihr keine Vorwürfe gemacht, dass sie ihn verlassen hatte, war nicht verbittert gewesen wegen der verlorenen Jahre.
Laut sagte sie: „Rufst du mich an, wenn du den abschließenden Bericht hast?”
Seit sie den Parkplatz erreicht hatten, hatte er sie kaum berührt, nur einmal ihre Hand genommen. Er hatte den anderen auch nicht erklärt, warum Maria bei ihm war. Keiner hatte gewagt zu fragen, warum sie denn immer noch ihr Abendkleid trug, das in der hellen Morgensonne noch mehr leuchtete als gestern im Licht der Kristalllüster. Seine ruhige Selbstgewissheit und sein strenger Blick ließen erst gar keinen Klatsch aufkommen. Als sie sah, welchen Respekt Jericho bei seinen Männern genoss, war Maria klar, dass keiner hinter vorgehaltener Hand schlecht über sie reden würde.
„Versprochen.” Jericho legte ihr zärtlich die Hand an die Wange. „Aber eigentlich möchte ich lieber nicht anrufen, Maria Elena. Ich komme vorbei, wenn wir hier fertig sind.”
Maria hätte
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