Skandal In Belle Terre
Stampfen eines Frachters zu hören, der nur als Lichtpunkt am Horizont auszumachen war.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich dic h hier wieder sehen würde”, sagte Maria. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals nach Belle Terre zurückkommen würde.”
„Ich auch nicht.”
Sie lachte leise. „Jericho Rivers, der junge Held und einer meiner wenigen Freunde, wortkarg wie immer.”
Er wandte sich langsam zu ihr um, die Hände lagen immer noch auf dem Balkongeländer. „Was soll ich denn sagen, Maria Elena?”
„Ich weiß auch nicht.”
„Warum bist du gekommen?” fragte er sanft.
„Wegen eines Auftrags. Ich bin rein beruflich hier.”
„Wegen der Eröffnung eines Museums, das die Geschichte einer kleinen unbedeutenden Küstenstadt bewahrt?” Er lachte kurz. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Das ist doch vollkommen uninteressant, zumindest für eine berühmte Journalistin.”
„Irrtum, Jericho. Die Geschichte von Belle Terre und die Verbundenheit der Stadt mit der Vergangenheit ist auch von allgemein menschlichem Interesse.”
„Ach so, natürlich. Das ist ja dein Spezialgebiet, darin bist du besonders gut. Irgendjemandem in deiner Redaktion muss eingefallen sein, dass du aus Belle Terre kommst, und voilá, schon bist du da. So ist es doch gelaufen?”
„Ja, ungefähr so.”
„Du hättest den Auftrag doch sicher auch ablehnen können, aber du hast es nicht getan.” Es lag eine gewisse Zärtlichkeit in diesen Worten, obgleich Jericho keine Miene verzog. Aber sein Blick sprach Bände.
Auf einmal wurden all ihre Wünsche und Sehnsüchte wach, die sie jahrelang unterdrückt hatte. Ihr Herz schlug schneller.
Langsam schüttelte sie den Kopf, und ihre Lippen formten ein tonloses „Nein.”
„Warum bist du gekommen, Maria Elena?” Seine dunkle Stimme vibrierte. „Warum hast du den Auftrag nicht abgelehnt?”
Eine Wolke schob sich vor den Mond, und in dem blassen Dunkel schien selbst das Meer zu schweigen. „Es ist mein Job.”
Das klang beinahe auswendig gelernt. „Ich suche es mir nicht aus. Ich gehe da hin, wohin man mich schickt. Und das ist dieses Mal eben …”
Jericho kam näher, und sie nahm seinen Duft wahr, der ihr immer noch so vertraut war. Was wollte Jericho von ihr? Weshalb fragte er sie aus? War er wütend auf sie? Unsicher, wie sie reagieren sollte, wiederholte sie: „Und das ist dieses Mal eben …”
„Deine Heimatstadt”, vollendete er den Satz. Seine Stimme klang sanft und zärtlich, als hätte er den Kampf mit sich selbst ausgekochten und wusste nun, was zu tun war. Er blickte sie lange an. „Dein Zuhause. Belle Terre. Du bist zu mir nach Hause gekommen.”
„Nein!” Sie senkte den Blick und wandte sich schnell ab. Ihr Atem kam stoßweise, und sie ließ das Geländer los, als wollte sie fliehen.
Aber Jericho war schneller. Er trat hinter sie, hielt ihre Hände fest und drückte sie wieder auf das Geländer. So hielt er sie gefangen, allerdings ohne sie mit dem Körper zu berühren. Er beugte sich leicht vor. „Bitte, bleib.”
„Ich kann nicht”, sagte sie leise und zögernd. „Ich bin ja nicht allein gekommen. Die anderen werden nach mir suchen.”
„Um ins Hotel zurückzufahren?” Er trat einen Schritt vor, und sie spürte seine Körperwärme. „Und um allein ins Bett zu gehen?”
„Allerdings! Allein!”
„Möchtest du das denn? ” Er legte ihr den linken Arm um die Taille und drehte ihren Kopf mit der rechten Hand so, dass sie ihn ansehen musste. „Wirklich, Maria Elena?”
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Ich habe hier einen Auftrag zu erfüllen, Jericho, und weiter nichts. Mit wem ich ins Bett gehe, steht hier gar nicht zur Debatte.”
„Lügnerin”, sagte er lächelnd, und es klang wie die schönste Liebkosung. Sein Blick fiel auf ihren schlanken Hals und dann auf ihr Dekollete. „Du hast doch mit Absicht dieses Kleid angezogen, das deine Glieder wie flüssiges Gold umschließt. Und warum hast du allein auf der Terrasse gewartet? Doch nur, damit ich dir folge.”
„Ich bin nach Belle Terre gekommen, weil ich einen Auftrag auszuführen habe, und nicht, weil ich nach Hause kommen wollte.
Oder zu dir.” Sie blickte starr geradeaus, und wieder zwang er sie, ihn anzusehen. „Nicht, Jericho.” Sie schob seine Hand fort.
„Ich hatte hier eine Reportage zu machen. Das hier will ich nicht.
Und dich will ich auch nicht.”
„Nein?” Er musste lächeln, denn er konnte ihr ansehen, dass sie denselben inneren Kampf mit
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