Skandal In Belle Terre
keine feste Freundin und kann über meine Freizeit frei verfügen. Und wenn ich helfen kann, dann tue ich es.” Court blickte zu dem Balkon im zweiten Stock hinauf, wo ein schwaches Licht durch die offene Balkontür drang. „Aber heute tue ich es nicht nur für Kirk, sondern auch für Miss Delacroix. Ich möchte nicht, dass ihr wieder etwas passiert.”
„Wieder?” Jericho sah den jungen Officer prüfend an. Niemand in Belle Terre wusste, was in dieser tragischen Nacht geschehen war, als Maria überfallen worden war. Niemand außer den Tätern, dem alten Doktor Wilson und den wenigen Angestellten der kleinen Privatklinik, in die Maria gebracht worden war. Und nur er, Maria und der Arzt wussten von dem Baby, darauf hatte der väterliche Dr. Wilson geachtet. Er war ein paar Jahre, nachdem Maria Belle Terre verlassen hatte, gestorben, hatte aber vorher Jericho noch die Unterlagen über die ärztliche Behandlung geschickt.
„Ja, wieder.” Court Hamiltons Worte brachten Jericho in die Gegenwart zurück. „Ich weiß nicht, was ihr passiert ist, aber irgendetwas bedrückt sie. Es hat sicher mit einem Mann zu tun, und ich möchte nicht, dass dieser Kerl ihr wieder etwas tut.”
Jericho war überrascht von der Reife und dem Mitgefühl des Siebenundzwanzigjährigen. „Er wird es nicht, Court. Nicht, wenn ich Männer wie Sie unter meinen Leuten habe.”
„Danke, Sir. Aber ich tue nur meine Pflicht.”
Jericho legte dem jungen Mann kurz die Hand auf die Schulter, dann wandte er sich um und ging wieder auf das Haus zu. Er hatte beinahe den Eingang erreicht, als er noch einmal Courts Stimme hörte. „Sir?”
Jericho drehte sich um. „Ja?”
„Würden Sie bitte Miss Delacroix einen herzlichen Gruß bestellen und ihr sagen, dass jeder, der ihr schaden will, es mit mir zu tun kriegt?”
„Danke, Court. Maria Elena wird froh sein, dass Sie auf sie aufpassen.” Und zum ersten Mal seit Stunden lächelte Jericho Rivers.
„Officer Hamilton ist ein netter, wohlerzogener junger Mann.”
Maria stand in der offenen Balkontür und sah in den dunklen Garten hinunter. In dem Mondlicht der warmen Sommernacht waren die Bäume und Büsche nur als schwarze Schatten wahrzunehmen.
Jericho hatte ihr von seinem Gespräch mit Court erzählt. Aus irgendeinem Grund wollte er noch nicht über ihre Abreise sprechen. „Ja, wahrscheinlich hat er auch Lady Marys Anstandsunterricht ge nossen. Beinahe jedes Kind in Belle Terre hat daran teilgenommen.”
„Ja, selbst manche von den falschen Familien, so wie ich”, fügte Maria leise hinzu. „Lady Mary war die Erste, die mir das Gefühl gab, ich sei etwas wert. Sie hat mir Privatunterricht gegeben, wenn du und die anderen Kinder schon weg wart.”
„Mary war aber nicht die Einzige, die dich mochte und dich unterstützte, Maria.” Jericho wusste nicht, wer der nächste Wohltäter gewesen war, aber ihm war klar, dass es da jemanden gegeben hatte. „Und dann kamst du sogar auf die teure Privatschule.”
„Es gab sogar zwei Menschen, die viel für mich getan haben, aber ich weiß nicht, wer. Ich hatte Dr. Wilson in Verdacht, aber er meinte, es handelte sich um zwei Freundinnen von Mary Aiston. Aber auch er hat mir nicht ihre Namen genannt. Es waren also nur diese drei wohlmeinenden Frauen und der Doktor, die wussten, wieso die Tochter eines notorischen Trinkers es sich leisten konnte, auf die exklusive Belle Terre Academy zu gehen.
Keiner sonst verstand, warum ic h da war.” Und leise fügte Maria hinzu: „Manchmal wusste ich es selbst nicht.”
„Warum hattest du Zweifel, Liebste?”
„Niemand war der Meinung, dass ich da hingehörte.” Sie sah ihn ernst an, und dann erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. „Außer dir.”
„Du warst doch die Intelligenteste in der ganzen Klasse.” Und die Hübscheste, fügte er in Gedanken hinzu.
Sie las in seinem Gesicht, was er dachte. „Das hat die anderen nur noch neidischer gemacht. Manche hassten mich geradezu.”
Sie wandte sich um und blickte wieder in den Garten hinaus.
„Irgendwo da draußen ist er, Jericho. Der, der mich am meisten gehasst und nun Angst hat, dass ich mich an sein Gesicht erinnere.”
„Maria, bitte, quäl dich doch nicht so. Morgen bist du fort, dann wird all dies hier vergessen sein.”
Sie wandte sich um und sah ihn an. Ihr Gesicht war jetzt blass.
„Es wird nie vergessen sein, nicht von mir und auch nicht von dir. Warum würdest du sonst an einem Tag mitten im Sommer Blumen auf ein anonymes Grab
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