Skandal In Belle Terre
dem Projekt?”
„Ich verstehe nicht so recht, warum du es tust.”
„Ich bin eine Delacroix. ” Sie reckte stolz ihr Kinn empor. „Ich habe endlich begriffen, dass ich mich deshalb nicht schämen muss. Und ich will in dem Haus leben, das den Delacroix gehört hat. Kannst du das nicht verstehen, Jericho? Kannst du dich nicht für mich freuen?”
„Nicht, wenn ich an die Umstände denke.” Was würde es für die Stadt bedeuten, wenn wieder eine Delacroix in der Fancy Row lebte, wie vor knapp einem Jahrhundert ihre Vorfahren, die von den reichen Pflanzern ausgehalten wurden? Ihr Haus war das beste am Platz gewesen. Jetzt stand es schon lange leer und war vollkommen heruntergekommen. Wer weiß, wer alles darin gehaust hatte? Tiere, Landstreicher, Einbrecher und Drogenabhängige. Aber das war nicht das Schlimmste. Die Menschen in diesem traditionsreichen Städtchen sahen immer noch auf die Bewohner der Fancy Row herab. Die Vergangenheit war in ihren Augen noch sehr gegenwärtig.
„Jericho?” Maria wartete, bis er den Blick von den Plänen gelöst hatte und sie ansah. „Streiten wir uns? Sollen wir so auseinander gehen?”
„Nein, Liebste.” Er seufzte, zog sie in die Arme und küsste sie tief und sehnsüchtig.
Als Cullen später an die Tür klopfte, erhielt er keine Antwort.
Er lächelte, stellte das Tablett mit dem kalten Abendbrot auf einen Tisch im Flur und ging so leise, wie er gekommen war.
6. KAPITEL
Sheriff Jericho Rivers war ärgerlich, nein, schlimmer noch, in ihm brodelte eine Wut, die jetzt nach vierzehn Tagen kaum noch zu zügeln war. Er wusste zwar, dass blinder Zorn ihn von dem ablenken würde, was oberste Priorität hatte, nämlich Maria zu schützen. Aber jetzt war sie fort. Noch ehe der Nachttau getrocknet war, hatte sie ihn verlassen.
Um diese Zeit etwa würde sie in Washington landen. Und bald würde die Frau, die er liebte und deren Leben er schützen wollte, in einer geheimen Besprechung alles über ihre neue Mission erfahren.
Er hatte noch ihren geflüsterten Abschiedsgruß im Ohr, fühlte noch ihre Lippen auf seiner Wange, als er seine Männer um sich versammelte. Zusätzlich hatte er einige Experten aus anderen Organisationen hinzugebeten, die in bestimmten Bereichen besonders erfahren waren. Das sollte ihn beruhigen, aber Jericho wusste, dass er erst aufatmen würde, wenn Maria wieder in Sicherheit war.
Sein Gesichtsausdruck war so düster, dass seine Männer ihn kaum wieder erkannten. „Ihr müsst den Kerl, der den Anschlag verübt hat, finden”, sagte er abschließend und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Egal wie, aber ihr müsst ihn finden.”
Er blickte jeden Mann beschwörend an, die Augen grau und kalt. Aber innerlich zitterte er immer noch, wenn er an die Autobombe dachte, die für Maria bestimmt gewesen war. „Diesmal haben wir Glück gehabt. Toby Parker hat nur leichte Verbrennungen erlitten und sich bei dem Sturz den Arm gebrochen. Das nächste Mal kann es anders ausgehen. Dann könnte jemand wirklich schwer verletzt oder sogar getötet werden.”
„Sir.” Court Hamilton traute sich, ihn zu unterbrechen.
„Ja, Deputy?”
„Sie sprechen von einem nächsten Mal. Die Bombe war doch offensichtlich für Miss Delacroix bestimmt. Bedeutet das, dass sie zurückkommt?”
„Ja, sie kommt zurück.”
„Aber, Sir, wäre sie nicht woanders sicherer aufgehoben? Sie scheint doch nur hier in Gefahr zu sein?”
„Aber sie ist hier zu Hause, Hamilton!” fuhr Jericho ihn an.
Und sie ist meine Frau, meine Liebe, mein Leben.
Alle starrten ihn an. So kannten sie ihn gar nicht, ihren sonst so beherrschten Boss. Keiner wagte sich zu rühren.
Die bedrückte Stimmung fiel Jericho nicht auf. Er konnte nur an Maria denken und an ihre Sicherheit. „Jede Gruppe weiß, was sie zu tun hat?” Alle nickten schweigend. „Wir haben bisher keine Anhaltspunkte, aber wir müssen den Mann finden, der hinter dem Anschlag steckt. Und jetzt geht.”
Einer nach dem anderen trottete aus dem Besprechungszimmer. Jericho blieb unbeweglich stehen, seine Hände umkrampften die Tischkante. „Maria Elena.” Wenn der Bombenleger nicht gefunden wurde …
Er richtete sich langsam auf und blickte nachdenklich auf die Hauptstrasse von Belle Terre. Dies war seine Stadt, und es war seine Aufgabe, alle, die hier zu Hause waren, zu schützen. „Du wirst ihr nicht noch einmal wehtun!” stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Die Wut, die er so lange unterdrückt hatte, brach
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