Skandal In Belle Terre
legen?”
„Weil ich hier lebe.” Mehr brauchte Jericho nicht zu sagen.
Maria seufzte tief. „In der Beziehung hatte ich es besser. Der Schmerz wird zwar nie aufhören, aber sicher war er woanders leichter zu ertragen. Du hast die meiste Zeit deines Lebens hier gelebt, hier in Belle Terre, wo dich die Erinnerungen nie loslassen.”
„Nach dem Studium hätte ich nicht nach Belle Terre zurückkehren müssen. Das habe ich freiwillig getan.”
„Aber warum?”
„Es ist mein Zuhause.” Er verschwieg, dass er Belle Terre damals leichten Herzens verlassen hätte, als sie siebzehn gewesen war und er achtzehn. Aber sie hatte ihn nicht gebeten, mit ihr zu kommen.
„Es ist dein Zuhause, Jericho, und jetzt auch meins.” Sie ging zurück ins Zimmer und blieb vor dem Tisch stehen, auf dem Bücher und Skizzen gestapelt waren. „Diese Reportage über eine kriegerische Auseinandersetzung in Nahost wird meine letzte sein. Eigentlich hätte man mich nicht dafür eingeteilt, aber ich kenne einige der Leute, die daran beteiligt sind. Und die Zeitung wollte unbedingt jemanden hinschicken, der eine Ahnung davon hat, wie Josef, der Anführer der Rebellen, denkt. Sie haben versprochen, mich danach aus dem Vertrag zu entlassen.”
Jericho sah sie entsetzt an. „Nahost? Ausgerechnet! Und das nur mit Mikrofon und Kamera?”
„Das wäre nicht das erste Mal.” Sie zuckte mit den Schultern.
„Wie sonst hätte ich diesen Josef kennen lernen können. Das ist natürlich nicht sein richtiger Name. Hör zu, Jericho. Es ist mein Beruf. Ich habe viel Erfahrung mit solchen Situationen. Und bestimmte Organisationen in Washington sehen in meiner Bekanntschaft mit diesem Mann eine Möglichkeit, den Konflikt zu beenden, bevor zu viele Menschen sterben müssen. Es ist das letzte Mal, ganz bestimmt.”
Plötzlich fiel ihm der Name Simon ein. Konnte es sein, dass Maria Elena für den lege ndären Anführer der Black Watch Organisation arbeitete? Er musterte ihre schlanke Gestalt prüfend.
Und sah zum ersten Mal mehr als das verängstigte Mädchen aus der Vergangenheit. Mehr als seine Geliebte.
Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Ja, dass sie Simon kannte, war gut möglich. Vielleicht sogar wahrscheinlich. Der listige Simon McKinzie würde keine Gelegenheit auslassen, neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Und hier in den Südstaaten hatte er damit wahrscheinlich besonders viel Erfolg.
Als Sheriff hatte Jericho schon mit der Geheimorganisation zusammengearbeitet. Er wurde häufig informiert, wenn einer von McKinzies Agenten in der Nähe war. Zum Beispiel gehörte Yancey Hamilton der Organisation an. Aber Maria?
Doch trotz seiner Sorge um sie konnte er nicht von ihr verlangen, dass sie den Auftrag nicht annahm. Das Recht hatte er schon lange nicht mehr. „Wann musst du weg?” fragte er.
„Mein Flug nach Washington geht um vier. Dort wird mir in ein oder zwei Tagen alles Notwendige mitgeteilt. Und dann kann es sofort losgehen, falls es nicht noch irgendwelche Verzögerungen gibt.”
Sie sprach so, als sei es nichts Ungewöhnliches, sich in ein Kampfgebiet zu begeben. Er bemerkte eine Seite an Maria, die er bisher noch nicht kennen gelernt hatte.
„Wie lange wirst du weg sein?” Er versuchte nicht an die Risiken zu denken.
„Sechs Wochen, wenn alles klappt. Wenn es Probleme gibt, müssen wir auch länger bleiben.”
„Wir?”
„Ich gehe nicht allein, Jericho. Nur mein Treffen mit Josef wird unter vier Augen stattfinden. Wenn es überhaupt dazu kommt”, fügte sie ruhig hinzu. „Dann ist mein Auftrag ausgeführt, und ich kann nach Belle Terre zurückkehren.”
„Dann kommst du also wirklich zurück?”
„Natürlich.” Sie schob ihren Arm durch seinen und führte ihn zu dem Sofa. „Schau mal.”
„Was ist denn das? Der Grundriss eines Hauses?”
„Ja, aber nicht irgendeines Hauses. Es ist das Delacroix-Haus in der Fancy Row, und es gehört mir.”
„Dir?” Jericho sah sie verwundert an. „Ich wusste, dass es schon lange auf dem Markt war, und ausgerechnet du hast es gekauft?”
„Ja, ich werde es renovieren.”
„Du willst es selbst…?”
„Nein, ich werde es nicht selbst tun”, unterbrach sie ihn schnell. „Eden wird die Renovierung überwachen und Adams wird ihr dabei helfen.”
„Adams weiß davon und hat nichts dagegen?”
„Natürlich nicht. Ich würde doch Eden nicht so eine Aufgabe übertragen, wenn Adams dagegen wäre.” Sie sah ihn abwartend an. „Du bist wohl nicht gerade begeistert von
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