Skandal In Belle Terre
vielen Jahren verließ, aber ich wusste sofort, dass Jericho Rivers mich immer noch wollte, wenigstens in jenem Augenblick, und dass er mir nie wehtun würde.”
Ihr wehtun? Niemals. Sie wollen, sie begehren? Es war wohl kein Tag vergangen, an dem er sich nicht nach ihr gesehnt hatte.
Und er wollte sie jetzt und für alle Zeit.
„Du hast mir nie wehgetan”, wiederholte sie, „du hast nie an mir gezweifelt. Und selbst als Simon mich abberief, hast du mir vertraut und nicht versucht, mich zurückzuhalten.”
„Wenn man eine Frau liebt, muss man sie auch gehen lassen können.”
„Dann kommt sie auch immer zurück.” Maria lachte leise.
„Glücklicherweise hat es diesmal nicht so lange gedauert.”
„Vielleicht nicht für dich, Liebste. Mir kamen die letzten drei Monate wie achtzehn Jahre vor.”
„Ich wollte dich nicht beunruhigen.”
„Du hast nur deinen Auftrag ausgeführt”, sagte er. „Außerdem hattest du mich gewarnt. Die drei Monate waren sicher hart.”
„Ich habe schon Schlimmeres erlebt und bin auch schon schlechter behandelt worden. Aber die Bedingungen, unter denen die Menschen dort leben, sind einfach entsetzlich. Ich weiß, das hat es immer schon gegeben. Aber diese Vorurteile und die ser Hass, der dazu führt, dass Menschen kurz davor sind, übereinander herzufallen … das ist unvorstellbar. In Josefs Heimatland verhungern unschuldige Kinder. Warum muss das sein?”
stieß sie verzweifelt hervor. „Aus Hass, Furcht, Fanatismus. Weil einem die Farbe der Augen, der Haut nicht passt, weil die Eltern das Falsche glauben?” Sie schwieg kurz und fügte dann leise hinzu: „Irgendwie, wenn auch nicht ganz so drastisch, empfinde ich hier in Belle Terre etwas ganz Ähnliches. Hass, falscher Stolz, Vorurteile.”
Jericho nickte langsam. „Ja, du hast vollkommen Recht. Aus diesen Gründen hat man dich damals verurteilt, haben wir unser Kind verloren und so viele gemeinsame Jahre.” Es war ein wunderbarer Morgen. Die Sonne schien, eine leichte Brise kam vom Meer. „Was für ein herrlicher Tag”, sagte er, um sie abzulenken.
„Wir sollten ihn unbedingt nutzen. Aber möchtest du nicht erst frühstücken?”
Sie schüttelte nur den Kopf und starrte weiter nach draußen.
„Wie wäre es dann mit einem Strandspaziergang?” Früher hatte sie das Meer geliebt. Das Plätschern der Wellen hatte immer eine beruhigende Wirkung auf sie ge habt.
Sie lachte etwas gezwungen auf und wies auf das Hemd, das sie wie ein Zelt einhüllte. „Ich fürchte, mein Outfit ist nicht so ganz passend.”
„Ich glaube, ich habe etwas für dich zum Anziehen.”
„Von einer Freundin?” Der Gedanke, er könne hier mit einer anderen Frau zusammen gewesen sein, schmerzte. Vielleicht hatte die andere auch sein Hemd getragen und dafür ihr eigenes hier gelassen? Aber sie hatte kein Recht, ihm etwas vorzuwerfen, und sie ärgerte sich, überhaupt etwas gesagt zu haben. Er hatte ihr versichert, dass es für ihn keine andere ernsthafte Beziehung gab. Und eine, die ihm nichts bedeutete, ging sie nichts an. „Entschuldige, das hätte ich nicht fragen sollen.”
„Warum nicht?” Er ging zu einem Schrank hinüber und öffnete die Spiegeltür. Was da auf den Bügeln hing, war ganz eindeutig Frauenkleidung.
Maria schluckte. „Nein, das stand mir ganz und gar nicht zu.”
Jericho schien gar nicht zu hören, was sie sagte, sondern ging die einzelnen Kleidungsstücke durch. „Diese Sachen hier gehören tatsächlich einer sehr guten Freundin. Einer ganz besonderen Frau.”
„Dann sollte ich sie vielleicht nicht …”
„Nicht anziehen?” Er grinste und zog eine Hose und eine dazu passende Bluse vom Bügel. „Wieso denn nicht? Meine Mutter hätte ganz sicher nichts dagegen.”
„Deine Mutter?”
Er nickte. „Ja, sie leidet unter Arthritis und kommt manchmal her, weil ihr der warme Pool gut tut. Deshalb hat sie natürlich Sachen zum Wechseln hier.”
„Ach so, natürlich.” Maria konnte kaum ihre Erleichterung verbergen. „Ich habe deine Mutter und deine Großmutter nur einmal getroffen. Das war nach einer späten Stunde bei Lady Mary. Sie waren sehr nett.”
„Das sind sie immer noch.” Er hielt Maria die Hose an. Sie war nur ein wenig zu lang. Jerichos Mutter war offensichtlich immer noch sehr schlank. „Von Sweatshirts hält Mutter allerdings nicht viel, aber ich habe noch eins, das sollte gehen.”
Sie lachte. „Du meinst, ich kann es als Kleid tragen.”
Er strich ihr kurz über das Haar und
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