Skandal In Belle Terre
weichen Mokassins. Er sah aus dem Fenster. Die Scheinwerfer des Wagens waren dunkel, also war es nicht Court oder einer seiner Deputys. Außerdem hätte Court ihn angerufen und wäre nicht einfach so vorbeigekommen. Also wollte derjenige, der so leise die Auffahrt heraufkam, niemanden wecken. Zumindest jetzt noch nicht.
Er ging beinahe lautlos zur Tür und dachte kurz daran, Maria zu wecken. Doch dann entschied er sich dagegen. Vielleicht war es nur jemand, der sich verfahren hatte.
Er zog behutsam die Tür hinter sich zu, stieg die Treppen herunter und ging auf Zehenspitzen zur Seitentür. Dabei versuchte er dem Mondlicht auszuweichen, das hell durch die Fenster fiel.
Er ging hinten um das Haus herum. Nichts war zu sehen. Der Wagen hatte inzwischen vor der Haustür gehalten. Es war ein großer schwarzer Jaguar. Jericho, der hinter dichten Büschen verborgen war, sah, wie ein großer breitschultriger Mann ausstieg. Er war offensichtlich allein und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers. Es war eindeutig, dass er die Bewohner des Hauses nicht aufwecken wollte.
Was sollte das Ganze? Aber als der ungebetene Besucher unter der Lampe am Hauseingang stand, wurde Jericho alles klar. Er kannte diese Gesichtszüge unter dem silbergrauen Haar nur zu genau.
„Simon?” Jericho trat in den Lichtkreis, die Hand an der Waffe.
„Was, zum Teufel, fällt Ihnen ein, zu nachtschlafener Zeit um mein Haus herumzuschleichen?”
„Ich wollte nach Maria sehen”, erwiderte Simon leise. Falls sie schläft, wollte ich sie nicht aufwecken.”
„Sie sind um diese Zeit von Washington hierher geflogen, um Maria zu sehen?”
„Ehrlich gesagt, nein.” Simon McKinzies sprach immer noch leise, wenn auch eine gewisse Ungeduld nicht zu überhören war.
„Ich komme direkt von meinem Haus in den Bergen.”
Jericho wusste, dass Simon irgendwo in den Blue Ridge Mountains ein Haus hatte.
„Jaguars sieht man hier selten, und ich würde ein solches Auto in dieser Gegend auch nicht fahren”, bemerkte Jericho knapp.
„Sie meinen, weil der Bombenleger noch frei herumläuft?”
Natürlich wusste Simon von dem Attentat. Es war schließlich sein Beruf, bestens über seine Agenten Bescheid zu wissen. Und Yancey Hamilton hatte ihn sicher informiert. Jericho sah ihn aufmerksam an. „Gibt es etwas Neues in Bezug auf die Bombe?
Sind Sie auch deshalb gekommen?”
Simon schüttelte den Kopf. „Meine Leute haben nicht mehr als Yancey herausbekommen, und das habe ich auch gar nicht erwartet. Wenn Yancey nicht weiterkommt, kann es auch kein anderer.”
„Ja, ich weiß, er ist sehr gut.” Jericho seufzte leise und wies auf die Haustür. „Wahrscheinlich müssen wir uns doch über einiges unterhalten, und das sollten wir dann lieber drinnen tun.
Maria schläft oben, und ich kann uns einen Kaffee machen oder etwas zu trinken holen, ohne sie aufzuwecken. Sie schläft wie ein Stein.”
„Ist sie so erschöpft?” Simon sah Jericho besorgt an.
„Sie ist vollkommen erledigt.” Jericho öffnete die Tür und ließ Simon vorgehen. Dann verschloss er die Tür wieder sorgfältig von innen.
„Und warum wollten Sie nun unbedingt Maria Elena sehen?
Und woher wussten Sie, dass sie hier bei mir ist?” Jericho reichte dem Schotten einen großen Scotch.
„Ich kenne meine Leute.” Simon nahm einen Schluck und sah Jericho dann ernst an. Er war beunruhigt, das war deutlich zu sehen. „Ich weiß, wozu sie fähig sind, und kenne ihre Schwächen.
Mir war klar, dass Maria bei Ihnen ist, denn ich bin ja nicht blind oder taub. Und ich kann eins und eins zusammenzählen. Als Sie damals das erste Mal mit Black Watch zusammenarbeiteten, wusste ich Bescheid. Der Sheriff von Belle Terre, ein eingefleischter Junggeselle, trug einen goldenen Ring. Und eine meiner Topagentinnen trug auch einen goldenen Ring an einem Kettchen. Er ist aus Belle Terre, und sie ist aus Belle Terre, und sie sind etwa gleich alt.”
„Also dann haben Sie Maria Elena durch diesen Auftrag von Belle Terre weggelockt, damit wir Zeit hatten, den Attentäter zu finden? Und als das Unternehmen fehlschlug, haben Sie ihr das Flugzeug geschickt, das sie wieder nach Hause brachte?”
Simon machte eine abwehrende Geste. „Nein, wir brauchten sie wirklich dringend. Das war kein Trick. Sie kennt Josef. Er hatte Zutrauen zu ihr und hatte früher schon auf sie gehört, und ich hoffte, er würde es wieder tun.” Seine Finger schlössen sich fest um sein Glas. „Allerdings hatte ich
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