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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ihr die glühende Röte auf ihren Wangen bewußt wurde. In einem verzweifelten Versuch, ihre zitternden Finger zu beschäftigen, griff sie wieder nach ihrer Tasse.
    »Ihnen ist nicht viel entgangen, das versichere ich Ihnen«, sagte Simon gemächlich. Seine goldenen Augen waren bedrohlich neugierig, die eines Drachen, der ein potentielles Opfer erspäht hat.
    Die Damen vom Literarischen Donnerstagszirkel erwachten plötzlich zum Leben. Als hätte die Nennung von Ashbrooks Namen sie schlagartig aktiv werden lassen, rissen sie das Gespräch ganz und gar an sich. Ihre Stimmen erhoben sich zu großer Lautstärke und erfüllten den Salon mit einer langen, weitschweifigen Diskussion über ein jüngst erschienenes Werk mit dem Titel Patronat von Maria Adgeworth. Sogar die Edinburgh Review, die Miss Edgeworth normalerweise zu Füßen lag, hatte Schwierigkeiten gehabt, Positives über dieses Werk zu sagen. Die Damen vom Donnerstagszirkel zerrissen es in Fetzen.
    Mit einem kalten, unergründlichen Lächeln lehnte sich Simon auf seinem Stuhl zurück und ließ die Diskussion um sich herum toben. »Verzeihen Sie mir«, murmelte er Emily zu. »Ich scheine etwas Unglückliches gesagt zu haben.«
    Emily erstickte an ihrem Tee. »Keineswegs, Mylord«, brachte sie luftschnappend heraus. Ihre Augen tränten. »Es ist nur so, daß wir hier sehr gut mit Lord Ashbrooks Werken vertraut sind.«
    »Ich verstehe.« Simon streckte die Hand aus und klopfte Emily lässig auf den Rücken.
    Emily geriet durch das kräftige Klopfen ins Wanken und fand dann das Gleichgewicht und die Luft wieder. »Danke, Mylord«, brachte sie heraus.
    »Gern geschehen.« Mit lakonisch verzogenen Lippen erhob sich der Earl. Augenblicklich senkte sich wieder Stille über den Salon, diesmal eindeutig ein hoffnungsvolles Schweigen. Er zog eine Augenbraue hoch. »Wenn Sie mir verzeihen würden, meine Damen, aber ich muß mich jetzt auf den Weg machen. Ich habe Lady Gillingham gesagt, ich käme früh zurück. Ich verlasse mich fest darauf, daß ich das Vergnügen haben werde, Sie wiederzusehen. Ich versichere Ihnen, daß dies ein äußerst informativer Nachmittag war.«
    Für ein paar Minuten entstand daraufhin ein zuvorkommendes Chaos, als Simon hastig zur Haustür geführt wurde. Er verbeugte sich höflich und lief über den schmalen Pfad zu dem Tor, an dem sein Hengst angebunden war. Er stieg auf, setzte sich den Hut auf den Kopf und ritt davon.
    Augenblicklich schwemmte Erleichterung über das Rose Cottage. Wie eine einzige Person wandten sich die fünf anderen Frauen an Emily.
    »Ich dachte schon, der ginge nie mehr«, murmelte Priscilla Inglebright, als sie sich auf ihren Stuhl plumpsen ließ. »Lavinia, schenk uns allen noch eine Tasse Tee ein, ja?«
    »Gewiß.« Ihre Schwester hob die Kanne hoch, als die anderen ihre Plätze wieder einnahmen. »Ein solcher Schock, als Lord Gillingham uns benachrichtigte, Blade käme heute gern zu Besuch. Man konnte es ihm kaum abschlagen. Gillingham hat mir erzählt, daß der Earl außerordentlich großen Einfluß in London hat.«
    »Blade ist vermutlich auf seine Weise gar kein schlechter Kerl«, sagte ihre Schwester, »aber in unser kleines Grüppchen paßt er schwerlich.«
    »Schwerlich.« Miss Hornsby seufzte. »Es war eher so, als hätten wir eine gewaltige Bestie unterhalten müssen, die irgendwie in den Salon geraten ist.«
    »Ein Drache«, schlug Emily leise vor.
    »Ein Drache ist eine sehr passende Beschreibung«, stimmte ihr Miss Ostly augenblicklich zu. »Blade sieht doch ziemlich gefährlich aus, nicht wahr? Mit diesen merkwürdigen Augen hat es etwas auf sich. Irgendwie ist man ständig enorm auf der Hut. Eiskalt, diese Augen.«
    »Wir sollten uns reichlich geschmeichelt fühlen, daß uns ein Earl einen Besuch abgestattet hat, und ich bin sicher, daß wir es alle als ein Kompliment auffassen, aber offen gesagt, es erleichtert mich gewaltig, daß er wieder fortgegangen ist. Männer wie er passen nicht in kleine ländliche Salons wie unseren«, bekundete Priscilla Inglebright. »Es ist ja so anstrengend, es mit einem Mann wie dem zu tun zu haben.«
    »Seine Familie hat, glaube ich, früher einmal hier in der Gegend gelebt.« Lavinia zog nachdenklich die Stirn in Falten.
    Emily war verblüfft. »Sind Sie sicher?«
    »Oh, ja. Es ist jetzt mehr als zwanzig Jahre her. Priscilla und ich waren grade erst hierher gezogen. Die Familie des Earls hat hier in der Gegend eine beträchtliche Menge Land besessen, wenn ich mich recht

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