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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Haufen von Schotten erwarten, die sich als Kritiker bezeichnen? Wie Byron vor ein paar Jahren hervorgehoben hat, sind die Kritiker der Edinburgh Review ein kleinliches und gemeines Pack. Ich bin geneigt, ihm darin zuzustimmen. Wie steht Ihr kleines Grüppchen dazu?«
    »Sie beziehen sich auf Byrons Verse, die den Titel Englische Barden und Schottische Rezensenten tragen, Mylord?« erkundigte sich Miss Hornsby höflich, wenngleich auch bemüht.
    »Richtig.« Simons Stimme knisterte jetzt vor Ungeduld.
    Miss Hornsby erbleichte, als sei sie gebissen worden. Ein oder zwei der anderen Mitglieder des Literarischen Zirkels räusperten sich und sahen einander nervös an.
    »Noch eine Tasse Tee, Mylord?« erkundigte sich Lavinia Inglebright tapfer, während sie nach der Kanne griff.
    »Danke«, sagte Simon trocken.
    Emily zuckte angesichts des offenkundigen Unwillens und der Frustration des Earls zusammen, als das Gespräch wieder in Nichtigkeiten abglitt. Sie konnte sich jedoch ein flüchtiges Grinsen nicht verkneifen. Simons durchweg unterkühlender Einfluß auf den Literarischen Donnerstagszirkel war in gewisser Weise amüsant.
    Es war fast so, als hätte man einen Drachen im Salon. Man wußte, daß man sich außerordentlich höflich verhalten mußte, aber man wußte nicht, was man mit dem Geschöpf anfangen sollte.
    Auf seinem Platz neben dem Kamin, der ihm eine gewisse Wichtigkeit verlieh, schien S. A. Traherne in dem winzigen, weiblich ausgeschmückten Raum jeglichen verfügbaren Platz einzunehmen. Tatsächlich beherrschte er ihn allzusehr mit seiner überwältigenden, unterschwellig gefährlichen Männlichkeit.
    Emily fühlte, wie eine seltsame Erregung sie erschauern ließ, als sie ihn verstohlen musterte. Der Earl war ein großgewachsener Mann, stämmig, schlank und breitschultrig. Seine kräftigen Oberschenkel wurden von seiner enganliegenden Hose deutlich betont. Emily ahnte, daß Lavinia Inglebright besorgte Blicke auf den zierlichen Stuhl warf, auf dem der Earl saß. Wahrscheinlich fürchtete die arme Lavinia, das zarte Möbelstück würde zusammenbrechen. Eine gesellschaftliche Katastrophe drohte.
    Also, das wäre doch wirklich ein interessanter Anblick gewesen, wenn der Earl zwischen den Trümmern von Lavinia Inglebrights Stuhl gesessen hätte, sagte sich Emily. Würde dieser unendliche Nachmittag denn niemals vorübergehen?
    Sie unterdrückte ein Ächzen und blinzelte ein wenig, weil sie versuchte, den nächsten Tisch ausfindig zu machen, auf dem sie ihre klappernde Tasse und Untertasse gefahrlos abstellen konnte. Ohne ihre Brille war alles farbenfroh und verschwommen. Natürlich hatte sie sie abgesetzt und in ihre Handtasche gesteckt, sowie der Earl sie auf den Boden gestellt hatte. Aber das Unheil war geschehen. Er hatte sie mit Brille gesehen.
    Nach all diesen Monaten der heimlichen Hoffnungen und der Vorfreude war sie endlich der großen Liebe ihres Lebens begegnet, und sie hatte ihre Brille getragen. Das überschritt doch wirklich alle Grenzen des Erträglichen.
    Und damit war die Katastrophe noch nicht einmal komplett. Blade hatte außerdem gesehen, daß sie rittlings und nicht im Damensitz auf ihrem Pferd gesessen hatte. Und er hatte sie mit einem unmodischen Hut und ihrem ältesten Reitkostüm erwischt. Und natürlich hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, sich Puder auf ihre Sommersprossen zu tupfen, ehe sie an jenem Nachmittag in der St. Clair Hall aufgebrochen war. Hier auf dem Land sparte sie sich grundsätzlich die Mühe, sich zu pudern. In der Umgebung von Little Dippington wußten ohnehin schon alle, wie sie aussah.
    Gütiger Gott, was für ein Fiasko.
    Andererseits war Simon Augustus Traherne, der Earl of Blade, ziemlich vollkommen, genauso, wie sie es schon vorher gewußt hatte. Es stimmte, daß sie die Kälte seines seltsamen goldenen Blicks irgendwie abgeschreckt hatte, aber mit einem gewissen kühlen Glitzern mußte man in Drachenaugen schließlich rechnen, sagte sie sich.
    Auch die unerwartete Härte seiner Gesichtszüge konnte sie ihm nicht Vorhalten. Es war gewiß nicht Blades Schuld, daß diese kühne Nase, die hohen Wangenknochen und der grimmige Mund über dem gemeißelten Kinn jeder Spur von Weichheit entbehrten. Es war ein sehr charaktervolles Gesicht, dachte Emily. Ein Gesicht, das eine enorme Willenskraft widerspiegelte. Ein außerordentlich maskulines Gesicht. Das Gesicht eines mustergültigen Mannes.
    Was für ein Jammer, daß er sich gerade als ein Earl erwiesen hatte. Die

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