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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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erinnere.« Lavinia ließ ihre Worte plötzlich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen abreißen. »Aber, wie ich schon sagte, das war vor zwanzig Jahren, und ich kann mich wirklich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern.«
    »Also, ich muß schon sagen, es war enorm beunruhigend, daß er ausgerechnet heute und nicht an irgendeinem anderen Tag hier aufgetaucht ist«, bemerkte Miss Hornsby. »Jetzt warten wir schon seit Ewigkeiten auf einen Bericht von Emily, und die letzte Stunde mußten wir damit zubringen, die neuesten Literaturkritiken zu besprechen. Das ist doch außerordentlich frustrierend. Aber jetzt können wir wenigstens zur Sache kommen.« Sie wandte Emily ihre ausgeblichenen, erwartungsvollen Augen zu. »Nun, meine Liebe? Wie hat es geklappt?«
    Emily schupste sich die Brille fester auf die Nase und hob ihre Handtasche auf. Nachdem S. A. Traherne jetzt gegangen war, fühlte sie sich viel klarer im Kopf. »Meine Damen vom Literarischen Donnerstagszirkel, es freut mich, Ihnen gute Neuigkeiten überbringen zu können.« Sie fummelte beim Reden in ihrer Handtasche herum und zog Papiere heraus. »Die schiffbaren Kanalanteile, die wir gekauft haben, sind mit ansehnlichen Gewinnen verkauft worden. Ich habe heute mit der Morgenpost Mr. Davenports Bericht erhalten. Er hat die Zahlungsanweisungen bereits zur Bank gebracht und sie dort auf Ihr Konto eingereicht.«
    »Ach, du meine Güte«, sagte Miss Bracegirdle mit strahlenden Augen. »Dann kann ich mir schließlich vielleicht doch noch das kleine Häuschen am Ende der Straße leisten. Was für eine Erleichterung zu wissen, daß ich ein Dach über dem Kopf haben werde, wenn das letzte meiner Mündel nächstes Jahr zur Schule geht.«
    »Das ist ja so aufregend«, verkündete Miss Hornsby. »Überleg dir nur, Martha«, fügte sie, an Miss Ostly gewandt, hinzu, »wir sind auf dem besten Weg, uns eine ordentliche Pension zu sichern.«
    »Um so besser«, gab Martha Ostly zurück, »wenn man bedenkt, wie sich inzwischen deutlich herausgestellt hat, daß keiner unserer Arbeitgeber sich die Mühe machen wird, für unsere Pension aufzukommen. Was für eine Erleichterung, sich nicht ausmalen zu müssen, daß man sein Alter in vornehmtuerischer Armut verbringt.«
    »Wenn das in dem Tempo weitergeht, werden Lavinia und ich bald genug Geld haben, um unser Pensionat für junge Damen zu eröffnen«, sagte Priscilla Inglebright beseligt. »Es ist uns so lange wie ein unmöglicher Traum erschienen, und jetzt ist die Realisierung schon fast in Reichweite gerückt.«
    »Das haben wir Emily zu verdanken«, fügte Lavinia Inglebright mit einem freundlichen Lächeln hinzu, mit dem sie das jüngste Mitglied des Grüppchens bedachte.
    »Mir gruselt bei der Vorstellung, was aus uns allen geworden wäre, wenn Sie nicht diesen großartigen Plan angeregt hätten, unser Geld in einen Topf zu werfen und in Aktien und Fonds zu investieren, Emily.« Miss Hornsby schüttelte den Kopf. »Mir, für meinen Teil, hat davor gegraut, die Gesellschafterin einer meiner alternden Verwandten werden zu müssen. Sie sind ein mieser Haufen, meine Verwandten. Jeder einzelne von ihnen. Für das kleinste Almosen lassen sie einen im Staub kriechen.«
    »Wir sind gerettet, und all das verdanken wir Emily«, sagte Miss Bracegirdle. »Und wenn es je etwas gibt, was wir für Sie tun können, Emily, um diese Schuld zu begleichen, dann müssen Sie es uns sofort sagen.«
    »Sie alle haben mich tausendfach durch Ihre Freundschaft entschädigt«, versicherte ihnen Emily ernsthaft. »Ich werde nie vergessen, was Sie für mich getan haben, nachdem ich mich vor fünf Jahren zum Gespött gemacht habe.«
    »Unsinn, meine Liebe«, sagte Miss Bracegirdle. »Wir haben nichts weiter getan. Wir haben lediglich darauf bestanden, daß Sie unseren kleinen Donnerstagskreis wie gewohnt weiterhin besuchen.«
    Und damit Gott und der Welt klargemacht, daß die anständigen Leute von Little Dippington die kleine Faringdon bloß wegen des unseligen Vorfalls nicht ausstoßen werden, dachte Emily und spürte Zuneigung in sich aufwogen. Sie würde den Damen vom Literarischen Donnerstagszirkel ewig dankbar sein.
    Lavinia Inglebright stand mit strahlenden Augen auf. »Wißt ihr was? Ich finde, das muß dringend gefeiert werden. Soll ich diese Flasche Burgunder holen, die wir aufgehoben haben, Priscilla?«
    »Eine wunderbare Idee«, rief Priscilla aus.
    Simon war gezwungen, seinen Hengst fast eine halbe Stunde lang ziellos zwischen den Bäumen

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