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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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umherlaufen zu lassen, ehe sein Opfer die Güte hatte aufzutauchen.
    Der Earl siedete innerlich. Die Dinge waren nicht so glatt angelaufen, wie er es erwartet hatte, als er die Vorkehrungen getroffen hatte, den Salon zu besuchen, in dem der Donnerstagskreis tagte. Da er sich gezwungen gesehen hatte, einen strategischen Rückzug zu inszenieren, hatte er beschlossen, Emily aufzulauern, wenn sie zur St. Clair Hall zurückritt.
    Er hatte fest damit gerechnet, daß das Treffen des Literarischen Zirkels kurz nach seinem Aufbruch enden würde, aber offensichtlich hatten die braven Damen dieses Grüppchens endlich doch noch Gesprächsstoff gefunden, nachdem er gegangen war. Es wurde allmählich verdammt kalt, obwohl der Nachmittag für die Jahreszeit ungewöhnlich warm war. Man kam einfach nicht um die Tatsache herum, daß es trotz allem erst Ende Februar war.
    Lapsung wieherte leise und stellte seine zarten Ohren auf. Simon blieb still stehen und lauschte. Aus der Ferne hörte er ein Pferd, das den Weg hinuntertrabte.
    »Das war aber auch an der Zeit«, brummte er, als er wieder auf sein Pferd stieg. Dann runzelte er die Stirn, als er Emilys Stimme hörte, die in voller Lautstärke ein fröhliches Lied sang und keinen Ton richtig traf.
    »Wozu taugt ein Mann bloß, meine Damen, das frag’ ich? Wir wär’n klüger, wir schickten zum Hades sie, sag’ ich.
    Es heißt, jedes Wesen erfüllt seinen Zweck, selbst ein Egel, Doch der Nutzen eines Mannes ist sorgsam versteckt,
    Man muß nachsehn, was in seiner Hose steckt.«
    Trotz seiner üblen Laune ertappte sich Simon dabei, daß er grinste. Anscheinend waren die Mitglieder des Zirkels nach seinem Aufbruch zu etwas Stärkerem als dünnem Tee übergegangen.
    Er straffte die Zügel und drängte Lapsung aus den Bäumen heraus und mitten auf den Weg. Im nächsten Moment war er bereit, als Emilys Apfelschimmel um die Biegung kam.
    Emily sah ihn nicht gleich. Sie konzentrierte sich zu sehr auf ihr unzüchtiges Lied. Ihre Brillengläser funkelten in der Sonne, und ihre roten Locken hüpften im Takt der Melodie auf und ab. Simon packte plötzlich das Verlangen, wissen zu wollen, wie diese leuchtendrote Mähne wohl aussehen mochte, wenn die Nadeln gelöst waren und das Haar ihr um die Schultern fallen konnte.
    »Verdammt und zum Teufel«, murmelte er tonlos, als er darauf wartete, daß Emily endlich bemerken würde, daß er ihr direkt im Weg stand. Das Letzte, was er wollte, war festzustellen, daß er sich körperlich von der Frau angezogen fühlte. Für das, was er vorhatte, mußte er einen kühlen Kopf und einen klaren Verstand bewahren. Kaltblütige Rache erforderte kaltblütiges Denken.
    »Guten Tag, Miss Faringdon.«
    Mit einem bestürzten Gesichtsausdruck ließ Emily ihr Pferd stockend anhalten. »Mylord, was um alles auf der Welt haben Sie hier zu suchen?« Ihr Gesicht war gerötet, und in ihren Koboldaugen stand panische Sorge. »Haben Sie sich verirrt? Die Gillinghams wohnen direkt hinter dieser kleinen Anhöhe. Sie brauchen nur am Bach nach links abzubiegen und den Hügel hinaufzureiten.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Simon. »Aber ich versichere Ihnen, daß ich mich nicht verirrt habe. Ich habe auf Sie gewartet. Ich fürchtete allmählich schon, Sie hätten einen anderen Weg nach Hause eingeschlagen.«
    Sie sah ihn betroffen an. »Aber Sie haben doch gesagt, Sie würden früh bei den Gillinghams zurückerwartet.«
    »Ich gestehe, daß das ein Vorwand war, der es mir ermöglicht hat, vorzeitig aufzubrechen. Mir hat sich ganz entschieden der Eindruck aufgedrängt, daß meine Gegenwart eine dämpfende Wirkung auf die guten Damen des Literarischen Zirkels hatte.«
    Emily blinzelte eulenhaft. »Ich fürchte, Sie haben recht, Mylord. Wir sind es nicht gewohnt, Drachen zu empfangen...« Sie zog eine entsetzte Miene und bemühte sich, sich augenblicklich wieder zu fangen. »Ich meine, Earls am Donnerstagnachmittag zu empfangen.«
    »Ein Drache, so? Sehen Sie mich etwa so, Miss Faringdon?«
    »Oh, nein, Mylord«, versicherte sie ihm eilig. »Nun, vielleicht besteht eine leise Ähnlichkeit um die Augen herum.«
    Simon lächelte grimmig. »Und was ist mit den Zähnen?«
    »Nur ein klein wenig. Aber ich versichere Ihnen, daß das nichts zu bedeuten hat, Mylord. Sie sind genauso, wie ich Sie mir nach Ihren Briefen vorgestellt habe.«
    Simon atmete langsam aus und hielt mit brutalem Griff an seiner Geduld fest, die ihm entgleiten wollte. »Möchten Sie vielleicht ein Stückchen mit mir

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