Skandal
mir eingeredet, es sei meine Pflicht, es zu tun. Ich werde nie vergessen, daß meine Mutter auf dem Totenbett meine Hand genommen und mir gesagt hat, ich müßte mich um meinen Vater und
meine Brüder kümmern. Ohne mich würden sie alle schnell am Ende sein, hat sie gesagt, und der arme Papa könnte nicht ohne viel Geld leben.«
»Ich möchte mir wirklich nicht noch mehr von diesem Unsinn anhören, Emily.«
»Es ist kein Unsinn. Es ist die Wahrheit. Die Realität, von der du sagst, ich sähe ihr nie ins Auge. Du kannst versichert sein, daß ich mein Leben lang damit konfrontiert war. Und das, verdammt und zum Teufel, paßt mir überhaupt nicht. Aber es läßt sich nicht wegschieben, und daher werde ich mich weiterhin damit auseinandersetzen, wann immer es sein muß.«
»Auch mit der Realität unserer Ehe?« fragte er mit gedehnter Stimme.
»Unsere Ehe ist etwas vollkommen anderes. Sie ist eine reine und hehre Vereinigung von Seelen, selbst, wenn du sie bisher noch nicht als solche ansiehst.«
»Nein, Emily, diese Ehe ist nicht rein und hehr. Sie ist verflucht real. Genauso real wie die liederliche Verschwendungssucht deines Vaters und meine Rache. Vielleicht ist es an der Zeit, daß ich dich zwinge, dich mit dieser Tatsache auseinanderzusetzen.«
Sie zog die Stirn in Falten, weil er die letzten Worte in einem ganz seltsamen Tonfall geäußert hatte. »Wovon sprichst du?«
»Ich rede davon, dir beizubringen, die wahren Gründe einzusehen, aus denen ich dich geheiratet habe. Ich bin kein Held, Emily.«
»Doch, das bist du. Du weigerst dich nur, dich selbst in diesem Licht zu sehen. Wahrscheinlich, weil du fürchtest, es könnte dich in deinen eigenen Augen oder in denen anderer schwach erscheinen lassen.«
»Gütiger Gott, Frau, du bist einfach unglaublich. Ich weiß von keiner anderen Frau, die sich solche Fabeln ausdenken kann«, sagte Simon mit zusammengebissenen Zähnen. »Du hast wirklich eine Lektion nötig.« Er legte eine bedächtige Pause ein, ehe er weiter sprach, und jetzt war seine Stimme leiser und härter denn je. »Komm her, Emily.«
Sie rührte sich nicht von der Stelle. Ihre eigenen Gefühle waren im Aufruhr.
»Komm her zu mir, Frau. Ich bin heute nacht nicht dazu aufgelegt, deinen romantischen Vorstellungen Auftrieb zu geben.«
Sie drehte sich ganz langsam zu ihm um. Urplötzlich war sie tief besorgt und auf der Hut. »Was willst du von mir?«
Sein harter Mund verzog sich zu einem kalten, hämischen Lächeln. »Was glaubst du wohl, was ich von dir will? Ich habe dir doch gesagt, aus welchen Gründen ich dich geheiratet habe.«
»Ja, das hast du getan. Ich glaube, du hast gesagt, es hätte dich amüsiert, mich zu heiraten. Und es hätte gut in deine Rachepläne gepaßt.«
»Ich habe noch einen anderen Grund genannt, wenn du dich freundlicherweise erinnern würdest. Du bist bisher noch reichlich ungeübt in den Freuden der Liebeskunst, aber du lernst schnell dazu. Und du zeigst eine solche Begeisterung für diese Aufgabe, meine Liebe. Ich möchte gern, daß du jetzt ein wenig von dieser Begeisterung an den Tag legst, wenn du so freundlich wärst. Komm her, und widme dich deinen Pflichten als Ehefrau.«
Die Eisigkeit des Befehls war besorgniserregend. Keine Spur von Wärme oder Leidenschaft stand auf Simons Gesicht, nur eine mühsam beherrschte Wut.
»Du bist wirklich wütend auf mich, weil ich dich dazu bewegt habe, Charles zu retten«, flüsterte Emily. »Mir war nicht klar, daß ich dich damit in solche Wut versetzen könnte. Ein solcher Zorn kann nur dem Umstand entspringen, daß du glaubst, große Schwäche gezeigt zu haben, indem du mir den Gefallen getan hast. Bitte, Simon, sieh es nicht in einem solchen Licht, daß du Charles geholfen hast, ich flehe dich an.«
»Wenn es mir auch noch soviel Freude macht, mich manchmal |
von dir um etwas bitten zu lassen, dann ist jetzt doch nicht der rechte Zeitpunkt dafür. Im Moment will ich mit dir schlafen.«
Simon zog seinen Morgenmantel aus und stolzierte durch das Schlafzimmer zu dem massiven vierpfostigen Bett. Er war vollständig nackt, und der Kerzenschein flackerte auf seiner Haut und betonte die geschmeidige, kräftige Muskulatur seines Rückens, seines strammen, flachen Bauchs und seines festen Hinterns. Das schwache Licht zeigte auch seine stolz aufgerichtete Männlichkeit.
Während ihn Emily voller Unbehagen aus dem Augenwinkel musterte, schwoll sein Schaft noch mehr an und wurde immer härter. Sie grub die Finger
Weitere Kostenlose Bücher