Skandal
einer Hand in das Revers ihres Morgenmantels und wandte den Blick ab.
»Siehst du die Wirkung, die du auf mich hast?« fragte Simon, als er ins Bett schlüpfte. »Du solltest dich darüber freuen. Es ist doch eine Form von Macht, oder etwa nicht, wenn du einen Mann dazu bringen kannst, so schnell auf deine Reize zu reagieren?«
»Nicht alle Menschen denken in Begriffen von Macht und Manipulation.«
»Du irrst dich, Emily. Ebenso, wie du dich auch in so vielen anderen Dingen täuschst. Komm her.«
Emily zögerte und gehorchte dann ganz langsam. Sie näherte sich dem Bett mit größter Behutsamkeit und hatte die Hände immer noch in ihren Morgenmantel gegraben, den sie eng an sich hielt. Plötzlich wurde ihr klar, daß sie es heute nacht mit einem verwundeten Drachen zu tun hatte. Es waren alte Wunden, das stimmte schon, aber sie hatten sich erneut geöffnet. Der Schmerz konnte sogar einen Mann, der Simons Charakter besaß, dazu bringen, auf jede Hand einzupeitschen, die in seine Reichweite kam.
Aber sie wußte auch, daß der Drache heute nacht Wärme und Liebe brauchte. Er brauchte sie. Und wenn er sie auch mit ein paar vereinzelten Flammen versengen konnte, die auf Irrwege gerieten, dann würde er sie doch nicht wirklich verletzen.
Simon würde ihr niemals weh tun. Sie erinnerte sich wieder an das Versprechen, das er ihr in ihrer Hochzeitsnacht gegeben hatte: Ich verspreche dir, daß ich dich immer beschützen werde, Emily. Was sonst auch passieren mag, du sollst wissen, daß ich immer für dich dasein werde.
Emily ließ den Morgenmantel auf den Boden gleiten, als sie neben dem Bett stehenblieb. Sie sah, daß Simons Blick auf ihre Hüften fiel, die sich durch das zarte Gewebe ihres Nachthemds abzeichneten. Dieser glühende Blick glitt langsam und zielstrebig nach oben bis auf ihre Brustwarzen, die sich gegen das dünne Gewand preßten.
Emily fühlte sich entblößt. Sie war es gewohnt, verhaltene Leidenschaft in Simons Ausdruck zu sehen, aber nicht diesen lakonischen und hämischen Blick. Sie stieg schnell ins Bett und zog sich die Decke bis ans Kinn. Nervös wartete sie darauf, daß er zu ihr kommen würde, aber Simon rührte sich nicht von der Stelle. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und musterte sie mit spöttischer Belustigung. »Nun, was ist? Was glaubst du wohl, wie du mich unter diesem Berg von Decken mit deinem leidenschaftlichen Überschwang umgarnen kannst?«
Emily blinzelte. »Du wartest darauf, daß ich... daß ich etwas tue?«
»Ich warte darauf, daß du mir zeigst, was du bisher als Ehefrau gelernt hast.«
»Oh.« Emily ließ den tieferen Sinn dieser Bemerkung in sich einsickern. Er wollte tatsächlich, daß sie etwas unternahm. Die Vorstellung faszinierte sie abgrundtief. Sie konnte ihn nach Herzenslust erkunden, wenn sie bei diesem Akt die Führung übernahm. Sie konnte sich alles erlauben, ihm zeigen, wie sehr sie ihn liebte.
Emily drehte sich auf die Seite, um Simon anzusehen. Zögernd streckte sie eine Hand aus und legte sie auf seine Schulter. Er rührte sich nicht. Sie rückte unter den Decken dichter zu ihm und küßte seine nackte Brust. Sein Geruch erregte ihre Sinne.
Emily schlang ihre Finger sachte in das krause Haar. Sie rückte noch näher zu ihm und küßte eine flache männliche Brustwarze. Simon atmete tief ein.
»Du scheinst schnell zu lernen, Frau«, murmelte er.
Emily schenkte dem schneidenden Beiklang keine Beachtung. »Ich fasse dich schrecklich gern an, Simon. Du bist so fest und stark und geschmeidig. Wie einer von deinen schönen, juwelenbesetzten Drachen.«
»Du hast keine Angst, ich könnte dich in Stücke reißen?«
Sie lächelte schwach, senkte den Kopf und berührte mit der Zungenspitze seine Brust. »Das tätest du nie.«
»Du setzt großes Vertrauen in deine Macht, stimmt’s? Vielleicht sogar etwas zuviel Vertrauen.«
»Das ist keine Frage von Macht, Simon. Es ist eine Frage von Liebe.«
Jetzt wurde sie kühner und begann, ihn langsam und ausdauernd zu streicheln. Sie spürte die Spannung in den Muskeln seiner Oberschenkel, und zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, daß er sich gezwungen sah, sich enorm zu beherrschen.
»Entspanne dich.« Sie preßte langsam die angespannten Muskeln. »Du bist ganz verkrampft. Ich vermute, das ist eine Folge all der Anstrengungen, die du für meinen Bruder unternommen hast.«
»Du hältst mich für verkrampft?«
»Sogar sehr. Hier, jetzt wollen wir doch einmal sehen, ob ich etwas dazu beitragen kann, daß
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