Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
ein Gebirgsmassiv gemeißelt worden. Er blickte auf, als Emily das Zimmer betrat, und seine goldenen Augen hatten einen seltsamen Schimmer.
    »Ah, meine leichtsinnige, impulsive, lästige kleine Frau. Ich kann mir vorstellen, daß du vor Neugier platzt.«
    »O ja, Simon. Ich habe die letzten zwei Stunden mit qualvollem Warten zugebracht.« Emily ließ sich ihm gegenüber auf einen Stuhl fallen und musterte ihn sorgfältig. »Ist alles in Ordnung?«
    »Die Angelegenheit ist geregelt, falls du das meinst«, sagte Simon kühl. »Es wird nicht zu einem Duell kommen.« Er trank noch einen Schluck Cognac und betrachtete das Glas. »Aber ich bin nicht sicher, ob alles in Ordnung ist.«
    Erneutes Unbehagen packte Emily, als sie spürte, daß seine Stimmung von einem Augenblick zum anderen immer seltsamer wurde. »Was ist los, Simon?«
    »Was los ist?« Er drehte das Cognacglas zwischen seinen Handflächen und lehnte den Kopf an die Stuhllehne. »Das ist schwer zu erklären, meine Liebe.«
    Sie sah ihn durch ihre Brillengläser genauer an. »Simon, du bist doch nicht verletzt, oder?« erkundigte sie sich reichlich besorgt.
    »Kein Tropfen Blut ist vergossen worden.«
    »Gott sei Dank.« Emily grinste plötzlich. »Nein, dir habe ich dafür zu danken, daß du die Angelegenheit geregelt hast, nicht Gott, und darüber bin ich mir durchaus im klaren. Ich bin dir sehr dankbar dafür, daß du das Problem aus der Welt geschafft hast, Simon.«
    »Ach, wirklich?« Er trank noch einen Schluck Cognac.
    Emily biß sich auf die Lippen. »Du bist in einer ziemlich merkwürdigen Verfassung.«
    »Also, da frage ich mich doch wirklich, woher das wohl kommen mag«, sagte er versonnen. »Wir haben einen vollkommen normalen Abend hinter uns gebracht, oder nicht? Nichts Unvorhergesehenes oder Ungewöhnliches ist vorgefallen. Nur Dinge, die dem üblichen Alltag entsprechen. Ich finde meine Frau um Mitternacht auf dem Dark Walk in Vauxhall, wie sie auf der Suche nach einem Mann aus Verbrecherkreisen über den Pfad promeniert, weil sie eine Verabredung mit diesem Ganoven hat. Ich lasse mich dazu überreden, einen verdammten Faringdon vor seiner eigenen Dummheit zu bewahren. Ich bin gezwungen, eine potentiell einträgliche Investition zu gefährden, um einen der widerlichsten Abkömmlinge der oberen
    Zehntausend abzuschrecken. Und ich komme nach Hause und
    finde meine Frau am offenen Fenster vor, aus dem sie sich wie ein Wildfang beugt und nach mir ruft.«
    Emily seufzte. »Irgendwie klingen die kleinen Abenteuer meines Lebens viel schlimmer, als sie es sind, wenn du sie schilderst.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
    Emily strahlte. »Trotzdem muß ich dir sagen, daß dein Komplott, mich nach Vauxhall zu locken, eine wunderbare Idee war. Das war sehr geschickt von dir, Simon. Weißt du, ich habe keinen Moment lang auch nur den geringsten Argwohn geschöpft, als ich deinen Brief bekommen habe. Jetzt wird mir klar, wie unwahrscheinlich es ist, daß jemand aus Verbrecherkreisen lesen und schreiben kann.«
    »Dein Lob ist herzerwärmend, das versichere ich dir. Aber im nachhinein komme ich zu dem Schluß, daß ich vorübergehend vom Wahnsinn befallen sein mußte, wenn ich einen solchen Plan ausgeheckt habe.«
    »Nein, nein, du wolltest mir eine Lektion erteilen, stimmt’s?«
    »Ich hatte da so eine vage Vorstellung, das stimmt schon.« Simon trank noch einen Schluck Cognac.
    »Und dabei ist ein wahrhaft brillanter Plan herausgekommen.«
    »Wirklich? Mir ist nicht aufgefallen, daß du entsprechend gemaßregelt gewirkt hättest. Du hast dagestanden und mit einem Mann, den du für einen professionellen Banditen gehalten hast, gefeilscht wie ein Marktschreier, und als er versucht hat, dich damit einzuschüchtern, daß er als Gegenleistung für seine Dienste deine Gunst verlangt, hast du ihm prompt mit dem Zorn deines Gatten gedroht.«
    Emily dämmerte allmählich, daß Simon wirklich wütend war. »Sieh mal, Simon, ich verstehe gar nicht, warum du so wütend auf mich bist. Du bist hier derjenige, der das Treffen in Vauxhall arrangiert hat.«
    »Wie ich schon sagte, ich muß zwischenzeitlich den Verstand verloren haben.« Er schwenkte den restlichen Cognac in seinem Glas hin und her und leerte es dann mit einem einzigen Schluck.
    »Ich glaube wirklich, was dich veranlaßt hat, ein so wunderbares Komplott auszuhecken, war das tief romantische Element deiner Natur«, beschloß Emily. »Es war genauso wie eine Episode in einer Geschichte voller

Weitere Kostenlose Bücher