Skandal
sie ihm, als er sich gesetzt hatte. »Es bestand kein Anlaß, sie zu vertreiben, Simon.«
Araminta Merryweather kicherte. »In diesen Dingen ist Simon sehr gut.«
Simon ignorierte seine Tante und richtete den Blick fest auf seine Frau, die so unschuldig dreinsah. Dabei setzte er seine furchteinflößendste Miene auf. »Mich würde interessieren zu erfahren, welchen Gesprächsstoff du mit den beiden Damen gefunden hast.«
»Hm, ja, das kann ich mir gut vorstellen.« Emily lächelte gewinnend. »Nun, die Wahrheit ist die, daß wir über Geschäfte geredet haben.«
»Ach, tatsächlich?« Aus dem Augenwinkel sah Simon, daß seine Tante zusammenzuckte, als sie die Kälte aus seiner Stimme heraushörte, doch Emily schien nichts davon wahrzunehmen. »Was für Geschäfte?«
»Der Bergbau«, sagte Emily. »Anscheinend haben sowohl Lord Canonbury als auch Mr. Peppington beträchtliche Summen in ein Bergwerksprojekt gesteckt. Jetzt besteht die Aussicht, das Erz auf den Markt zu bringen, und sie haben zu ihrem Erstaunen festgestellt, daß der Kanal, den sie benutzen wollten, in Privatbesitz ist. Der Besitzer will ihnen keine feste Zusage geben, daß sie den Kanal benutzen können. Er läßt sie schon seit Monaten zappeln.«
»Ich verstehe.«
»Der Kanal ist in deinem Besitz«, hob Emily betont hervor. »Ohne deine Genehmigung wird nichts auf diesem Kanal befördert. Es steht in deiner Macht, das Bergbauprojekt für Canonbury und Peppington zu einer finanziellen Katastrophe werden zu lassen. Sie machen sich beide enorme Sorgen wegen dieser Geschichte. Ein solcher Verlust könnte ihren Untergang bedeuten. Sie haben eine ganze Menge in das Bergbauprojekt hineingesteckt.«
Simon zuckte die Achseln und machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Zufriedenheit zu verbergen. »Na und?«
»Tja, da habe ich Lady Canonbury und Mrs. Peppington eben gesagt, daß du dich zweifellos entschließen wirst, den Kanal an ihre Männer zu verkaufen.«
Simons Tee schwappte heftig in der zarten Porzellantasse. Etliche Tropfen flossen über den Rand und spritzten auf seine makellose braune Hose. »Da soll mich doch der Teufel holen.«
Emily sah besorgt auf die Teeflecken. »Soll ich nach Greaves läuten?«
»Nein, du wirst nicht nach Greaves oder irgend jemandem sonst läuten.« Simon knallte seine Tasse und Untertasse auf den Beistelltisch, der ihm am nächsten stand. »Was, zum Teufel, bildest du dir ein? Wie kommst du dazu, Lady Canonbury und Mrs. Peppington solche Versprechungen zu machen? Wie, zum Teufel, glaubst du, sie halten zu können?«
»Sie geht nicht davon aus, daß sie Versprechen halten muß, da sie im Grunde genommen nicht wirklich etwas versprochen hat«, sagte Araminta sachte, und ihre Augen glitzerten. »Emily erwartet, daß du diese Versprechen abgibst, Simon.«
Simon warf seiner Tante einen wütenden Blick zu, ehe sein erboster Blick wieder auf Emily fiel. Seine Frau schien ihrer selbst absolut sicher zu sein, stellte er fest. Offensichtlich war er in der letzten Zeit zu nachsichtig mit ihr umgegangen. »Also, was ist? Erkläre dich.«
Emily räusperte sich leise. »Mir ist vollkommen klar, warum du dich an Canonbury und Peppington rächen willst, Simon. Deine Tante hat mir erklärt, wie die Dinge liegen, und es ist dein volles Recht, die beiden bestrafen zu wollen.«
»Es freut mich, daß du diese Tatsache zu billigen weißt.«
»Die Sache ist nur die«, fuhr sie behutsam fort, »daß ich im Gespräch mit Lady Canonbury und Mrs. Peppington festgestellt habe, wieviel sie alle schon gelitten haben, und es besteht wirklich keine Notwendigkeit, ihnen das Leben noch schwerer zu machen.«
»Stimmt das? Worunter haben sie denn gelitten? Das wüßte ich gern genauer.« Simon stieß die Frage durch zusammengebissene Zähne aus.
»Lord Canonbury hat anscheinend ein schwaches Herz. Seine Ärzte haben ihn gewarnt, daß er in einem Jahr möglicherweise nicht mehr am Leben sein wird. Außerdem hat er in den allerletzten Jahren etliche schwere finanzielle Einbußen erlitten. Seine einzige Freude im Leben ist seine Enkelin. Erinnerst du dich noch an sie? Es ist diejenige, die damals in Ohnmacht gefallen ist und nicht gleich wieder zu Bewußtsein kam, als du diesen Ballsaal betreten hast.«
»Ich erinnere mich an sie.«
»Die arme Kleine hatte furchtbare Angst, Blade würde um ihre Hand anhalten, um sich an ihrem Großvater zu rächen«, murmelte Araminta.
»Unsinn«, sagte Emily. »Wie ich Celeste schon gesagt habe, würde
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