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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Sir?«
    Ashbrook klappte den Mund wieder zu und lehnte sich auf seinem Sessel zurück. Sein ursprünglicher Schock wich einem Ausdruck widerwilliger Bewunderung. »Sie sind wirklich unglaublich, Blade. Ich habe Gerüchte gehört, wie Sie vorgehen, um zu bekommen, was Sie wollen, aber ich gestehe, daß ich nicht ganz daran geglaubt habe. Ich bin beeindruckt.«
    »Es ist nicht nötig, daß Sie beeindruckt sind. Entscheidend ist nur, daß Sie nicht versuchen, meine Frau damit an der Nase herumzuführen, daß Sie sie mit der Verlockung, ihr Gedicht könnte veröffentlicht werden, ködern.«
    »Sie halten ihre Arbeiten nicht für gut genug für eine Veröffentlichung?« fragte Ashbrook scharfsinnig.
    »Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die beträchtliche Vielfalt an Begabungen, die meine Frau besitzt, außerhalb der Literatur liegt. Es stört mich nicht, wenn sie zu ihrem Vergnügen ihre Versuche in Lyrik und dergleichen unternimmt, aber ich gestatte weder Ihnen noch sonst jemandem, ihr Interesse an literarischen Angelegenheiten als ein Mittel zu nutzen, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.«
    »Sie glauben, so leicht ließe sie sich von Ihrer Seite fortlocken?« Ashbrooks Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln.
    Simon trank den Portwein aus. »Meine Frau ist zu keiner Untreue imstande. Das entspricht einfach nicht ihrem Charakter. Aber Versprechen, die ihr Leute in der Absicht machen, sie nicht zu halten, könnten sie verletzen. Sie neigt dazu, an das Gute im Menschen zu glauben.«
    »Sie glauben nicht, daß ich vorhabe, Die Geheimnisvolle Dame gründlich zu lesen?«
    »Nein«, sagte Simon, als er aufstand. »Daran glaube ich nicht einen einzigen Moment lang. Ich erwarte, daß das Manuskript morgen früh zurückgeschickt wird.«
    »Verdammt noch mal, Blade, warten Sie. Was stellen Sie sich vor? Wie soll ich das Emily erklären?«
    »Sagen Sie ihr, Sie glauben nicht, daß Sie sich ein unvoreingenommenes Urteil darüber bilden können«, schlug Simon vor. »Schließlich ist das nichts anderes als die Wahrheit. Wie kann ein Mann das Manuskript eines anderen Menschen ehrlich einschätzen, wenn er weiß, daß seine eigene Karriere als Schriftsteller auf dem Spiel steht?«
    »Sie Mistkerl.« Ashbrook wirkte eher resigniert als trotzig. »Sie sollten sich wirklich vorsehen, Blade. Sie haben sich zielstrebig eine Vielzahl von Menschen zu Feinden gemacht. Eines schönen Tages könnte sich einer von ihnen entschließen, sein Glück zu versuchen und sich an diesem Haufen von Schurken und Leibwächtern vorbeizuschleichen, die Sie liebevoll als Ihr Personal bezeichnen.«
    Simon lächelte. »Das ist unwahrscheinlich. Sehen Sie, Ashbrook, ich habe nicht so viele Feinde, wie Sie zu glauben scheinen. Das kommt daher, daß ich insgesamt gesehen mehr Gunst gewähre als Drohungen ausstoße. Ich kann gelegentlich sehr nützlich sein. Von mir aus können Sie sich das gern merken.«
    Ashbrook nickte, und sein Blick war versonnen. »Jetzt wird mir deutlich klar, wie Sie vorgehen. Sie sind tatsächlich so gerissen und geheimnisvoll, wie es behauptet wird, Blade. Sie erweisen nützliche Gefallen im Austausch für Kooperationsbereitschaft, und Sie greifen zu gewissen Vergeltungsmaßnahmen, wenn man Sie hintergeht. Das ist eine interessante Technik.«
    Simon zuckte die Achseln und ging, ohne sich die Mühe zu machen, Ashbrook eine Antwort zu geben. Er hatte für heute abend seine Geschäfte erledigt. Es war an der Zeit, Emily zu finden. Sie sollte auf dem Ball der Lintons erscheinen, fiel ihm wieder ein. Er freute sich schon auf einen weiteren Walzer mit seiner Frau.
    Zwanzig Minuten später stieg er aus der Kutsche und schritt die Stufen zu der großen Villa hinauf. Lakaien in blauer Livree liefen hin und her, nahmen ihm den Hut ab und führten ihn aus der Eingangshalle in den Ballsaal im oberen Geschoß.
    Die Klänge eines Ländlers waren über das Getöse des Gelächters und der Gespräche zu vernehmen. Simon blieb in der Tür stehen, sah sich um und suchte den überfüllten Ballsaal nach Emily ab. In der letzten Zeit war es nicht schwer, sie ausfindig zu machen. Man brauchte nur nach einer dichten Ballung von Menschen Ausschau zu halten, die sich um einen rotschöpfigen Kobold drängten.
    Das Getümmel bestand aus den verschiedensten neuen Freunden und Bewunderern von Emily. Unter den Männern waren immer ältere Herren, die über Aktien und Investitionen reden wollten, eine Gruppe von emporstrebenden jungen Dichtern mit

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