Skandal
bereitet, Faringdon auf der Hochzeit mitzu-teilen, er hätte nicht die Absicht, Emily zu erlauben, daß sie weiterhin die Investitionen für ihren Vater und ihre Brüder tätigte. Es war außerordentlich befriedigend gewesen, den Ausdruck im Gesicht seines alten Feindes zu sehen, als er den Köder ruckhaft zurückgerissen hatte, den er Faringdon in den allerletzten Wochen vor die Nase gehalten hatte.
Es war typisch für Broderick Faringdon, daß er sich gleich am nächsten Tag, nachdem er seine wertvolle Tochter verloren hatte, anschlich, um auszukundschaften, was sich nach dieser Katastrophe noch retten ließ.
Simon seufzte. Und es war typisch für Emily, daß ihr nicht klar gewesen war, wie vollständig und umfassend ihr frischangetrauter Ehemann sich zu rächen beabsichtigte.
Sie hatte doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, ihm zu sagen, er solle sich von der Vergangenheit loslösen und daran arbeiten, eine reine, romantische, transzendentale Verbindung mit ihr zu schmieden.
Das Pech war nur, erkannte Simon kläglich, daß sie ernstlich an all den Quatsch über Liebe auf einer höheren Ebene glaubte. Sie hatte dringend eine Portion Realität gebraucht, und er hatte endlich die Selbstbeherrschung verloren und sie ihr verabreicht.
Trotzdem war es gar nicht nett von ihm gewesen, ihre süßen romantischen Vorstellungen auf so herzlose Art zu zertrümmern. Andererseits, vergewisserte er sich jetzt, war ihm kaum etwas anderes übrig geblieben. Nachdem er Faringdon mit ihr zusammen gesehen hatte, war Simon gezwungen gewesen, Emily ihre Lage kristallklar vor Augen zu führen.
Sie war keine Faringdon mehr. Sie war jetzt seine Frau, und sie mußte wissen, was das hieß. Es hatte herzlich wenig mit den romantischen Wundern der metaphysischen Ebene zu tun. Wichtig war jedoch, daß sie ihrem Mann ihre uneingeschränkte Loyalität verschrieb, die nicht ins Wanken zu bringen war. Simon sah keinen
Grund, aus dem es ihm nicht gelingen sollte, Emily dasselbe Maß an Loyalität abzuverlangen, das er jedem seiner Mitarbeiter erfolgreich abverlangte.
Er warf wieder einmal einen gereizten Blick auf die Uhr. Dann zog er an der Samtschnur.
Duckett tauchte fast im selben Moment auf, und seine Miene war ernster als sonst. »Ja, Mylord?«
»Schicken Sie jemanden nach oben, damit er nachsieht, was Lady Blade aufhält.«
»Wird sofort erledigt, Mylord.« Duckett zog sich zurück und schloß die Tür der Bibliothek.
Simon schaute auf die Uhr, während die Zeit langsam verging. Er fragte sich, ob Emily eine dieser lästigen Frauen sein würde, die in Tränen ausbrachen und sich mit ihren Riechfläschchen ins Bett zurückzogen, sowie ein Mann auch nur das kleinste bißchen aufbrauste. Wenn ja, dann würde sie bald lernen, daß er nicht die Absicht hatte, derart überspannte Schaustellungen weiblichen Zartgefühls zu dulden.
Die Tür der Bibliothek öffnete sich. Duckett stand da und sah aus, als würde er gleich einen Todesfall im Familienkreis ankündigen.
»Was ist, Duckett?«
»Sir, ich bedaure, Ihnen berichten zu müssen, daß Madam nicht da ist.«
Simon zog eine finstere Miene und sah aus dem Fenster. »Treibt sie sich etwa um diese Uhrzeit noch in den Gärten herum?«
»Nein, Mylord.« Duckett hüstelte zaghaft. »Mylord, es ist eher schwer zu erklären. Anscheinend hat Madam die Kutsche heute nachmittag bestellt, nachdem Sie aufgebrochen sind, um Lord Gillingham zu besuchen. Man hat mir gesagt, sie wäre zu den Schwestern Inglebright gefahren. Sie hat Robby mit der Kutsche zurückgeschickt und ihm gesagt, sie würde zu Fuß nach Hause laufen, aber bisher ist sie noch nicht zurückgekommen.«
»Gütiger Gott. Wie kommt sie dazu, heute mit ihren Freundinnen diese albernen romantischen Gedichte zu diskutieren? Schließlich sind das ihre Flitterwochen.«
»Ja, Mylord.«
Simon fluchte. »Schicken Sie jemanden zum Rose Cottage, damit er die Gräfin abholt und nach Hause bringt.«
Duckett hüstelte wieder hinter vorgehaltener Hand. »Sir, ich fürchte, das ist noch nicht alles. Robby sagt, Madam hätte ein Reisekostüm getragen und zwei ziemlich große Gepäckstücke mitgenommen.«
Simon erstarrte. »Was wollen Sie damit sagen, Duckett?«
»Ich glaube, Sir, Sie würden vielleicht gern ihre Zofe Lizzie ausfragen«, sagte Duckett unverfroren.
»Und warum sollte ich das tun?«
»Das Mädchen liegt in ihrem Zimmer und weint, und anscheinend hat sie eine Nachricht, die sie Ihnen direkt aushändigen soll.«
Simon
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