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Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Titel: Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Volk
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Figur aus einem traditionellen Kinderschlaflied, nach der auch eine Figur in den T OY S TORY -Filmen benannt wurde.
     
    1 Daniel Jeffreys: They do drugs. They have sex. They're the child stars of a new film. From Disney. Daniel Jeffreys met them. In: The Independent , 16.6.1995.
    2 Jeffreys, a.a.O.
    3 Vgl.: www.imdb.com/title/tt0113540/trivia (11.08.2010).

F UNNY G AMES
Ein Loch im Zaun – der Film
    Es beginnt als harmloser Familienurlaub und endet in einem unerträglichen, tödlichen Horrortrip. Anna und Georg fahren mit ihrem kleinen Sohn Schorschi zum Ferienhaus am See. Der Vater lässt gemeinsam mit dem Sohn das Segelboot zu Wasser, die Mutter kümmert sich ums Abendessen. Da taucht ein junger Mann auf, trägt weiße Handschuhe, stellt sich als Peter, ein Gast der Nachbarn vor und bittet Anna ganz nachbarschaftlich, ihm mit ein paar Eiern auszuhelfen. Anna kommt der Bitte des höflich, ja geradezu unnatürlich servil auftretenden Fremden nach und wundert sich erst hinterher, wie der überhaupt auf das rundum eingezäunte Grundstück gelangen konnte. Auf dem Weg nach draußen fallen dem Besucher die Eier aus der Hand. Dreist verlangt er neue. Als Anna zögert, wird er unverschämt. Plötzlich taucht ein zweiter Mann mit weißen Handschuhen auf, Paul, der darauf insistiert, das «Missverständnis» zwischen seinem Freund Peter und Anna zu klären. Anna versucht nun energisch, die beiden Eindringlinge loszuwerden. Doch die weigern sich zu gehen. Als Georg vom See zurückkommt, eskaliert die Situation (Abb. 148a–b). Paul schlägt Georg mit einem Golfschläger nieder, und die «Funny Games» beginnen.
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    Österreich 1997
    Produktion: Wega
    Produzent: Veit Heiduschka
    Buch und Regie: Michael Haneke
    Kamera: Jürgen Jürges
    Schnitt: Andreas Prochaska
    Darsteller: Susanne Lothar (Anna), Ulrich Mühe (Georg), Arno Frisch (Paul), Frank Giering (Peter), Stefan Clapczynski (Schorschi)
    FSK: ab 18
    Länge: 103 Minuten
    Verleih: Concorde
    Anbieter (DVD): Concorde
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    148a–b Stefan Clapczynski, Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Arno Frisch, Frank Giering
    Die beiden jungen Männer fesseln die Kleinfamilie (Abb. 149) und wetten mit ihren Gefangenen, dass sie alle drei am anderen Morgen «kaputt» seien. Sie zwingen Anna dazu, sich vor ihren Augen auszuziehen. Georg muss sie zuvor darum bitten. Mit einem Kinderabzählreim wählen sie ihr erstes Opfer aus. Es ist der kleine Schorschi (Abb. 150a–b). Sie erschießen ihn kurzerhand und verschwinden. Doch kehren sie rechtzeitig zurück, um Anna wieder einzufangen, die ohne ihren verletzen Mann aufgebrochen war, um Hilfe zu holen. Als nächstes muss Georg sterben. Schließlich nehmen die beiden Mörder Anna mit auf ein Segelboot und werfen sie an Händen und Füßen gefesselt in den See.

    149 Makabere Kinderspiele

    150a–c «unsäglicher Hirnwichs»
    Unerbittlich führt Haneke die «Funny Games» zu ihrem grausigen Ende. Dabei orientiert er sich eng an den Genrekonventionen des Horrorfilms, die er aber an mehreren Stellen gezielt durchbricht. Dass sein Film als Horrorkammerspiel angelegt ist, lässt sich noch als konsequente Verkürzung des auch beim klassischen Horrorstreifen spärlichen Raum- und Figureninventars verstehen. Dass dadurch der Schwerpunkt vom Blutrausch zum Psychoterror verlagert wird, kennzeichnet F UNNY G AMES als kammerspielartige Mischung aus Horror- und Psychothriller: großartig gespielt und mit teilweise fast unerträglich langen Einstellungen in Szene gesetzt.
    Einen echten Verstoß gegen die Spielregeln der von Hollywood perfektionierten «Funny Games» stellt aber die lakonische Tötung des Kindes dar, derein noch viel tiefgreifenderer, radikaler Bruch vorangeht, als die Mörder direkt in die Kamera blicken und sich unmittelbar ans Publikum wenden. «Was denken Sie, wer soll zuerst sterben?» fragen sie und entscheiden sich dann für den Sohn. Damit soll der Zuschauer aus der wohligen Distanz seines Kino- oder Fernsehsessels gerissen, als Voyeur gebrandmarkt und zur indirekten Mittäterschaft genötigt werden. Folgerichtig, aber auch ein wenig plakativ, spritzt das Blut des kleinen Jungen auf die Mattscheibe eines TV-Gerätes (Abb. 150b). Noch deutlicher wird der selbstreflexive Anspruch der F UNNY G AMES , als einer der beiden Sadisten plötzlich zur Fernbedienung greift und das Filmgeschehen um einige entscheidende Minuten zurückspult, wodurch er den Tod seines Freundes, der gerade von Anna erschossen wurde, wieder rückgängig macht.
    Trotz

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