Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
England Tennis Club‹ beobachtet hatte, war auch der Wachmann Chinese.
Blutrote Erdbeeren
A lex traf keine bewusste Entscheidung, den Chinesen im Auge zu behalten, aber in den folgenden Tagen schien er ihm wie durch Zufall zweimal über den Weg zu laufen. Einmal sah er ihn, wie er gerade am To r 5 die Handtasche einer Zuschauerin durchsuchte, ein anderes Mal hörte Alex, wie er ein paar Besuchern den Weg wies.
Leider war es unmöglich, den Wachmann ständig zu beobachten. Das war der einzige Schwachpunkt in Crawleys Plan. Alex’ Aufgabe als Balljunge bedeutete, dass er die meiste Zeit des Tages auf den Plätzen verbrachte. Die Balljungen und -mädchen arbeiteten in einem Rotationssystem, zwei Stunden Einsatz, zwei Stunden frei. Alex konnte also nur Freizeit-Spion spielen. Und wenn er sich auf dem Spielfeld befand, vergaß er den Chinesen, die Telefonanrufe und die ganze Einbruchsgeschichte sofort, weil er ganz und gar in das Drama der Tennisspiele hineingezogen wurde.
Doch zwei Tage nach Blitz’ vorzeitigem Ausscheiden in Wimbledon war Alex dem chinesischen Wachmann erneut auf den Fersen.
Es war ungefähr eine halbe Stunde vor dem Beginn des Nachmittagsspiels und Alex wollte sich gerade im Millennium-Bau zu seinem Einsatz melden, als er den Chinesen bemerkte, der vor ihm durch die Eingangstür ging. Das war schon deshalb seltsam, weil dieses Gebäude eigenes Sicherheitspersonal hatte. Ohne speziellen Ausweis kam niemand am Empfang vorbei. Was also hatte der Wachmann hier drin zu suchen? Alex blickte kurz auf die Uhr. Wenn er zu spät kam, würde Walfor wahrscheinlich ausrasten und ihn womöglich zu einem der weniger interessanten Nebenplätze versetzen. Aber noch hatte er Zeit. Und er musste sich selbst eingestehen, dass er allmählich doch sehr neugierig wurde.
Alex betrat den Millennium-Komplex. Wie gewöhnlich hielt ihn niemand auf. Seine Balljungen-Uniform genügte als Ausweis. Er stieg die Treppe hinauf, durchquerte die Spielerlounge und ging ins Restaurant auf der anderen Seite. Tatsächlich war der Wachmann dort, ein Stück weit entfernt, und presste wieder einmal das Handy an sein Ohr. Aber offensichtlich telefonierte er nicht. Er stand einfach nur da und beobachtete die Spieler und die Journalisten, die gerade ihr Mittagessen beendeten.
Der Speisesaal war groß und modern eingerichtet. Ein langes Selbstbedienungsbüfett bot warme Speisen und in der Raummitte befand sich eine Salat-, Früchte- und Getränkebar. An den Tischen saßen ungefähr hundert Leute und Alex erkannte darunter ein oder zwei berühmte Spieler. Er beobachtete den Wachmann, der sich möglichst unauffällig in eine Ecke gestellt hatte. Seine Aufmerksamkeit war offensichtlich auf einen Tisch in der Nähe eines Fensters gerichtet. Alex folgte seiner Blickrichtung. An dem Tisch saßen zwei Männer. Einer trug Jackett und Krawatte, der andere Sportkleidung. Den Mann im Jackett kannte Alex nicht, aber den Sportler: Owen Bryant, ein Weltklassespieler aus den Vereinigten Staaten. Sein nächstes Spiel fand an diesem Nachmittag statt.
Der andere Mann mochte sein Manager oder sein Agent sein. Die beiden unterhielten sich leise und angeregt. Der Manager redete und Bryant lachte. Alex ging weiter in das Restaurant, wobei er sich dicht an der Wand hielt. Er wollte beobachten, was der Wachmann vorhatte, wollte aber selbst nicht gesehen werden. Gut, dass das Restaurant so dicht besetzt war! Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, sodass er leicht in Deckung bleiben konnte.
Bryant stand auf. Die Augen des Wachmanns wurden schmal und fast gleichzeitig hob er wieder das Handy an sein Ohr. Aber er hatte noch gar keine Nummer gewählt! Bryant ging zum Wasserspender und zog einen Becher aus dem Behälter. Der Wachmann schien auf eine Taste des Handys zu drücken. Bryant füllte den Becher mit Wasser. Luftblasen stiegen im Plastiktank auf. Der Tennisspieler trug den Becher zu seinem Tisch zurück und setzte sich. Der Manager sagte etwas. Bryant nippte am Becher. Das war alles. Und Alex hatte das Ganze beobachtet.
Aber was genau hatte er eigentlich beobachtet?
Es blieb ihm keine Zeit, nach einer Antwort zu suchen. Der Wachmann strebte bereits wieder dem Ausgang zu. Alex fasste blitzschnell einen Entschluss.
Schnell näherte er sich der Eingangstür aus der anderen Richtung, hielt aber den Kopf gesenkt, als achte er nicht besonders darauf, wohin er ging. Er hatte Zeit und Weg genau richtig eingeschätzt. Gerade als der Chinese die Tür
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