Skelett
es sich ans Ohr.
»Wer spricht da?«
»Hier ist Chief Superintendent Buchanan«, meldete sich grollend eine Stimme. »Monica hat mir diese Nummer gegeben. Wo zum Teufel stecken Sie, Tweed?«
»Sie klingen ziemlich aufgebracht, Roy. Warum?«
»Haben Sie denn die reißerischen Schlagzeilen nicht gelesen? Die Presse wirft den Behörden im Fall der Dartmoor-Morde jetzt ganz offen Versagen vor und behauptet, die Ermittlungen würden nie und nimmer zu einem Ergebnis führen. Wenn wir uns nicht vollends lächerlich machen wollen, muss etwas geschehen, und zwar sofort. Deshalb habe ich beschlossen, den Fall wieder selbst in die Hand zu nehmen.«
»Aber das geht doch nicht«, protestierte Tweed. Jede Verbindlichkeit war aus seiner Stimme gewichen. »Sie können mir doch nicht an einem Tag die Ermittlungen übertragen, um sie mir an einem anderen wieder zu entziehen.«
»Jetzt sagen Sie mir schon endlich, wo Sie sich aufhalten«, fiel Buchanan ihm wütend ins Wort.
»Wir sind gerade dabei, die Identität der vierten in Dartmoor gefundenen Leiche zu verifizieren«, log Tweed.
»Ich habe Ihre Berichte alle gelesen, Tweed. Von großen Fortschritten kann man ja bisher nun wahrlich nicht sprechen. Immerhin aber habe ich aufgrund Ihrer Erkenntnisse meine Männer nach Abbey Grange geschickt, um Michael wegen Mordverdachts festzunehmen.«
»Nehmen Sie diesen Befehl sofort wieder zurück, Roy!«, fauchte Tweed. »Ihre Männer dürfen auf keinen Fall in Abbey Grange auftauchen, sonst vermasseln sie mir alles. Seit wann treffen Sie eigentlich so weit reichende Entscheidungen nur deshalb, weil etwas in der Zeitung steht? Nur weil ein paar Schreiberlinge die Auflage in die Höhe treiben wollen, müssen Sie mir doch nicht in meinen Untersuchungen herumpfuschen.«
»Ich handle mit Rückendeckung des Innenministers.«
»Hat er den Befehl gegeben, Michael zu verhaften?«
»Nicht direkt. Er hat die Entscheidung mir überlassen, und deshalb …«
»Roy, ich drohe Ihnen nur ungern«, sagte Tweed grimmig, »aber wenn Sie nicht auf der Stelle den Befehl für Michaels Verhaftung zurücknehmen und Ihre Männer zurückpfeifen, rufe ich persönlich den Premierminister an.«
Es folgte eine lange Pause. Buchanan wusste, dass Tweed in einem echten Notfall immer mit der Unterstützung des Premiers rechnen konnte.
Wegen der Kälte hatte Paula beide Hände in die Manteltaschen gesteckt und betrachtete gespannt Tweeds Gesicht.
Sie glaubte zu wissen, wer diesen Kampf der Giganten für sich entscheiden würde.
»Sind Sie noch dran?«, fragte Tweed nach einer Weile.
»Ja«, sagte Buchanan zerknirscht. »Sie haben gewonnen, Tweed. Ich gebe meinen Leuten über Funk Bescheid, dass der Haftbefehl aufgehoben ist und dass sie sofort umkehren sollen. Aber wenn deshalb etwas schief geht, geht das auf Ihre Kappe.«
»Ich halte in dieser Sache doch ohnehin schon die ganze Zeit über meinen Kopf hin.«
»Ich hoffe nur, dass Sie auch wissen, was Sie tun.«
»Das weiß ich sehr wohl. Im Gegensatz zu Ihnen.« Tweed beendete das Gespräch und reichte Paula das Handy. Seine Mannschaft war nun vollständig um ihn versammelt. Er schilderte mit knappen Worten, was er mit Buchanan besprochen hatte. Als er fertig war, meldete sich Paula zögernd zu Wort.
»Und falls Buchanan wegen Michael doch Recht hat?«
»Genau das werden wir herausfinden. Und zwar höchstwahrscheinlich noch heute Nacht«, antwortete Tweed. Er berichtete den anderen vom Ende Charmians und darüber, was sich in Stonehenge zugetragen hatte. Als das geschehen war, warf Butler einen stirnrunzelnden Blick auf Paula.
»Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal etwas gegessen, Paula?«
»Ehrlich gesagt, ich bin am Verhungern, aber ich werde es überleben.«
»Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen«, sagte Butler und verschwand um die Ecke, wo der zweite Landrover geparkt war, und kehrte gleich darauf mit einer Kühltasche zurück, die Monica mit Sandwichs, Obst und Mineralwasser bestückt hatte. »In welchem Rover fahren Sie?«, fragte er.
»Sie wird bei mir mitfahren«, sagte Tweed. »Wir sitzen hinten, damit ich in Ruhe nachdenken kann.«
»Dann werde ich fahren«, sagte Marler.
»Und ich fahre den anderen Landrover«, verkündete Butler, »und nehme Pete und Newman mit.«
»Wir brechen aber nicht sofort auf, sondern warten noch ein paar Minuten«, sagte Tweed. Er gab Paula ein Sandwich aus der Kühltasche und ging mit ihr zu einem der Geländewagen.
»Und ich dachte, er hätte es furchtbar
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