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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nicht, die Sie heute Nacht wegen dieses Unsinns hatten?«
    Je näher sie dem Fundort der Leichen kamen, desto dünner wurde der Nebel, und als sie schließlich bei den Absperrbändern anlangten, hatte er sich völlig verzogen.
    »Ich begreife nicht, dass Michael das hier nicht aufgefallen ist«, sagte Paula.
    »Ich schon«, sagte Tweed. »Sie hätten seinen Blick sehen müssen, als er zurück ins Haus kam. Leer und tot und weit in die Ferne gerichtet. Der Mann ist nicht mehr Herr seiner Sinne, und damit basta.«
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Paula fragte sich, womit sie Tweed so verärgert hatte, dass er ihr gegenüber unwirsch wurde. Ein solches Verhalten kam bei ihm wirklich nicht häufig vor.
    Als die beiden im Wagen saßen, schwieg Paula, bis sie weit hinter Exeter waren.
    »Diese Lucinda hat Sie offensichtlich schwer beeindruckt«, sagte sie, nachdem sie Tweed einen forschenden Blick zugeworfen und festgestellt hatte, dass er ihr offenbar nicht mehr gram war. »Aber wen wundert’s. Die Frau sieht nicht nur hervorragend aus, sie scheint auch sehr intelligent zu sein.«
    »Ihr Aussehen interessiert mich weniger«, sagte Tweed. »Aber sie könnte ein Schlüssel zum Verständnis der Familie Voles und deren Personal sein.«
    Du meine Güte, dachte Paula, jetzt bin ich schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten.
    Aber Tweed fuhr ungerührt fort: »Im jetzigen Stadium der Ermittlungen bin ich an jeder noch so kleinen Information interessiert.«
    »Warum besuchen wir nicht kurz Lucinda bei Gantia?«, sagte Paula. »Auf dem Rückweg nach London kommen wir direkt daran vorbei.« Und ein wenig maliziös fügte sie hinzu: »Wenn Sie wollen, können Sie Lucinda bei dieser Gelegenheit auch gleich zum Abendessen einladen.«
    »Sie werden lachen, genau das habe ich mir auch gerade überlegt.«
    In diesem Moment sahen sie am Straßenrand einen großen Lastwagen stehen, der - dem aufgestellten Warndreieck nach zu schließen - offensichtlich eine Panne hatte. Sie fuhren langsam an dem Sattelzug vorbei, als plötzlich ein lauter Knall und ein scharfes Pfeifen zu hören waren. In der Seitenscheibe neben Tweed klaffte auf einmal ein kreisrundes kleines Loch.
    Er trat aufs Gas und raste die Straße weiter. Als sie nach ein paar hundert Metern in eine Ortschaft kamen, hielt er dort vor einem Café an.
    »Da hat jemand auf uns geschossen, Paula«, sagte er. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ich habe keinen Kratzer abbekommen. Und Sie?«
    »Mir fehlt nichts.«
    »Dasselbe Flugzeug, das uns gestern schon bis ins Dartmoor gefolgt ist, ist heute kurz vor Exeter wieder aufgetaucht.«
    »Ja, ich habe das Flugzeug auch gesehen«, sagte Tweed.
    »Aber wie kommen Sie darauf, dass es dasselbe wie gestern ist?«
    »Weil dasselbe blaue Zeichen auf dem Seitenleitwerk war.«
    »Dann könnten Sie Recht haben. Möglicherweise war es tatsächlich dasselbe Flugzeug. Und vielleicht hat es auch mit dem Schuss auf mich etwas zu tun. Wir haben uns nicht bewegt, als die Kugel einschlug, daher vermute ich, dass der Schütze absichtlich danebengeschossen hat. Vielleicht will jemand uns damit sagen, dass wir die Finger von der Untersuchung dieser Mordfälle lassen sollen. Aber wer ist dieser Jemand? Das ist die große Frage.«

10
    Charmian stand vor einer einsamen Telefonzelle in einer Ortschaft in der Nähe Londons und überprüfte die Liste mit Telefonnummern, die ihm sein mysteriöser Auftraggeber hatte zukommen lassen.
    Charmian war Franzose und der gefragteste Profikiller ganz Europas. Sein Auftraggeber, den er nie gesehen hatte und nur als »M« kannte, hatte ihn von Informanten aus einschlägigen Kreisen in Soho empfohlen bekommen und bereits die erste Hälfte des horrend hohen Honorars auf ein Nummernkonto in der Schweiz eingezahlt. Charmian sah auf die Uhr. Er musste M anrufen.
    Dazu wählte er eine Nummer, die er von der Liste las. Am anderen Ende der Leitung - wo immer sich das auch befinden mochte - wurde sofort abgehoben.
    »Spreche ich mit M?«, fragte Charmian in nahezu akzentfreiem Englisch.
    »M wie Moschee.«
    Das war das vereinbarte Kodewort, das ihm bestätigte, dass er tatsächlich mit seinem Auftraggeber sprach. Charmian holte tief Luft. Er hatte keine guten Neuigkeiten.
    »Ich habe die beiden mit dem Flugzeug verfolgt, bis ich wusste, wo sie hinwollten«, berichtete er.
    »Weiter.«
    Charmian hätte nicht sagen können, ob die seltsame Stimme die eines Mannes oder die einer Frau war. Wahrscheinlich hielt M sich ein

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