Skelett
Rutschen kommen soll, was er aber bisher nicht getan hat. Der Berg heißt übrigens Harmer’s Head. Direkt unterhalb des Gipfels befindet sich eine Höhle. In der war ich auch schon einmal.«
»Höhlen sind ja nicht so mein Fall«, sagte Paula.
Warden war inzwischen im Schneckentempo weitergefahren. Er musste höllisch aufpassen, weil der Weg an manchen Stellen bereits unter Wasser stand. Als sie gerade eine dunkle Schlucht passiert hatten, die links von ihnen in der Felswand klaffte, bat Tweed Warden, anzuhalten. Er stieg aus und lief mit Paula zurück zu der Schlucht. Dort angekommen, leuchtete er mit seiner Taschenlampe hinein.
»Sieh mal einer an«, sagte er zu Paula. »Was haben wir denn da?«
Im Lichtkegel der Taschenlampe war eine merkwürdige Vorrichtung zu sehen. Es handelte sich um eine Art Steg mit Holzgeländer. Das Ding war ziemlich grob aus Brettern zusammengezimmert und auf dicke Gummireifen montiert worden.
»Scheint relativ neu zu sein«, sagte Tweed zu Paula. »Aber haben Sie hier irgendeine Anlegestelle gesehen?«
»Nein.« Paula schob ihre Browning, die sie seit dem Aussteigen aus dem Auto in der Hand hielt, zurück in ihre Umhängetasche und holte die Kamera hervor, mit der sie den merkwürdigen Gegenstand aus verschiedenen Blickwinkeln fotografierte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Tweed, würde ich jetzt lieber wieder zum Auto zurückgehen«, sagte sie anschließend.
»In Ordnung. Hier gibt es nichts mehr zu sehen.«
Sie kehrten zum Wagen zurück, und Warden fuhr die inzwischen immer bedenklicher überflutete Straße entlang.
»Hoffentlich geht das nicht endlos so weiter«, sagte er mit deutlicher Sorge in der Stimme. »Das muss gerade eben erst passiert sein.«
Paula, die schon die ganze Zeit über nach ihrer Landkarte gesucht hatte, wurde endlich auf dem Wagenboden fündig. Sie holte die Karte herauf, schlug sie auf und beleuchtete sie mit ihrer Taschenlampe.
»Harmer’s Head ist eingezeichnet«, sagte sie. »Um wieder zurückzukommen, müssen wir bei der ersten Abzweigung nach rechts in Richtung Bideford fahren und dann immer auf der A386 bleiben, die uns fast bis nach Abbey Grange bringt.«
»Perfektes Timing, Miss«, sagte Warden. »Dort vorn ist der Wegweiser. Es tut mir ja so Leid, dass ich die Sache vermasselt habe. Der Chief Superintendent wird mich dafür zur Schnecke machen. Ich kann von Glück sagen, wenn er mich nicht degradiert.«
»Wenn Sie Ärger kriegen«, sagte Tweed freundlich, »dann sagen Sie ihm einfach, Sie wären diesen Umweg auf meine ausdrückliche Anweisung hin gefahren. Aber verraten Sie ihm bitte nicht, dass und wo wir ausgestiegen sind.«
»Vielen Dank, Sir, das ist sehr freundlich von Ihnen.«
Nachdem Warden den Wagen hinter der hohen Mauer angehalten hatte, die Abbey Grange umgab, zeigte Paula ihm auf der Karte, wie er am besten zurück nach Post Lacey kam. Zum ersten Mal, seit Paula den Sergeant kannte, lächelte er. Als er weg war, gingen Tweed und Paula an der Mauer entlang zum offen stehenden Tor des Anwesens.
»Das ganze Areal ist gut gesichert, da sind bestimmt auch Bewegungsmelder unter den Steinplatten des Wegs verlegt«, sagte er. »Wir gehen lieber quer über den Rasen zur Treppe, die hinauf zur Terrasse führt. Offiziell sind wir gerade eben über den Weg durch das Moor zurückgekehrt.«
Schon von weitem sahen sie, dass in den Fenstern des Erdgeschosses Licht brannte. Paula schaute auf die Uhr. Es war sechs Uhr morgens. Als sie sich der schweren Eingangstür näherten, ging diese wie von selbst auf. Larry, der einen dicken, bunt gemusterten Morgenmantel trug, lächelte sie an.
»Sieh mal einer an, unsere Ausreißer sind zurück«, begrüßte er sie freundlich. »Kommen Sie mit. In meinem Arbeitszimmer habe ich heißen Kaffee für Sie.«
»Genau das, was ich jetzt brauche«, sagte Paula erfreut.
Obwohl Larry sie drängte, es sich doch gemütlich zu machen, tranken Paula und Tweed ihren Kaffee im Stehen.
»Hat die Polizei das Skelett mitgenommen?«, fragte Larry mit besorgter Miene.
»Ja, das erste schon«, antwortete Tweed.
»Das erste?!«, wiederholte Larry erstaunt. »Was soll das heißen?«
»Dass die Polizei noch ein weiteres Skelett gefunden hat. Aber das erzähle ich Ihnen später.«
»Später bin ich bei der Arbeit.«
»Dann eben, wenn wir uns das nächste Mal sehen.«
»Sie können so lange hier bleiben, wie Sie wollen. Essen Sie hier doch noch zu Mittag. Sie sind herzlich dazu eingeladen.«
»Wir werden
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