Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
sind doch erst seit ein paar Wochen richtig zusammen. Vorher waren wir nur Freunde.«
»Es ist nur so, falls du darüber nachdenkst, wäre es mir lieb, du würdest vorher mit mir reden. Einverstanden?«
»Ja, okay, okay, aber … ich hab noch nicht … ich meine, ich fühle mich noch nicht bereit …« Nicht dass ich noch nicht darüber nachgedacht hatte, aber es lag für mich noch in weiter Ferne – unklar und rätselhaft und auch
Angst einflößend
. Ein Schritt, der mir zu groß und zu unmöglich erschien, um mir vorzustellen, ihn wirklich zu gehen.
»Wahrscheinlich weiß er, dass du noch nicht bereit bist, und respektiert das.«
Ich dachte über ihre Worte nach. »Ja, ich glaube, so ist es. Es ist ganz komisch bei ihm – er errät viele Dinge, ohne dass man sie aussprechen muss.« Ich hielt inne und nahm all meinen Mut zusammen. »Aber … er ist vor mir schon mit ziemlich vielen Mädchen zusammen gewesen … mit älteren Mädchen, verstehst du. Manchmal mache ich mir Gedanken darüber, weil … ach, ich weiß auch nicht …«
»Weiß er, dass du vor ihm noch keinen Freund hattest? War ihm das klar, bevor ihr zusammengekommen seid?«
Ich kicherte. »Ja. Als ich mal mit ein paar Leuten aus der Schule ausgegangen war, dachte er, es wäre eine Verabredung – war es aber gar nicht. Er hat mir einen Vortrag darüber gehalten, dass ich nicht zu weit gehen soll. Er hat sich angehört wie Dad!«
»Na, da wäre ich ja nur zu gerne dabei gewesen«, sagte Mum und lächelte. »Aber dann ist doch alles klar – es stört ihn offensichtlich nicht. Man soll schließlich keine Probleme herbeireden. Du kennst doch sicher den Lieblingsspruch deiner Großmutter …«
»Ich habe mir über so viele Dinge Sorgen gemacht und die meisten davon sind nie passiert«, sagte ich mit ihr im Chor. Ich streckte ihr die Zunge heraus. »Das trifft genauso gut auf dich und deine Ängste wegen Charlie zu.«
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Bei jeder Regel gibt es eine Ausnahme und diese Ausnahme heißt Charlie. Ich muss ihm nur eine Sekunde den Rücken zudrehen und schon hat er sich irgendwas gebrochen oder sich geschnitten. Er zieht das Unglück magisch an.« Sie sah auf die Uhr. »Oh, iss schnell auf. Wir müssen rüber zu Lorna.«
Die Türglocke klingelte und verkündete unsere Ankunft im Friseursalon. Ich schlich hinter Mum her und seufzte vor Erleichterung beim Anblick der leeren Sessel. Aber dann schluckte ich – die leeren Sessel standen direkt vor einer Reihe von … Spiegeln.
Mum umarmte mich kurz und Lorna eilte mit einem schwarzen Nylonumhang auf mich zu.
Sie führte mich zu einem Sessel. »Was soll ich machen? Nur nachschneiden oder eine neue Frisur?«
Ich schaute in den Spiegel und konzentrierte mich auf ihr Gesicht, nicht auf meins. »Nur nachschneiden. Die Haare sollten lang bleiben, aber vielleicht ein bisschen gestuft?«
Sie hob meine Haare hoch und fummelte daran herum. »Wie wäre es mit ein paar Stufen, die dein Gesicht umrahmen? Das würde deinem Haar mehr Form geben und es etwas frischer aussehen lassen. Ungefähr so.« Sie deutete auf ein Foto an der Wand.
Ich wollte Mum fragen, ob mir das stehen würde, doch ich hatte einfach nicht den Mut dazu. Denn vielleicht käme Lorna dann in den Kopf, dass etwas mehr als nur ein paar Stufen nötig waren, damit ich gut aussah. Also stimmte ich einfach zu, sodass ich zu den Waschbecken hinübergehen konnte, wo ich mein Spiegelbild nicht sehen musste.
Sobald Lorna anfing, mir die Haare zu schneiden, hatte ich eine gute Entschuldigung, die Augen zu schließen. All das spiegelnde Glas erinnerte mich zu sehr an den Tag, an dem ich aus dem Krankenhaus kam. Ich war nach oben gegangen, um mir vor dem Schlafengehen die Zähne zu putzen. Ich hatte die Maske abgenommen und mich zum Waschbecken gedreht … hatte mich im Spiegel gesehen …
… die Masse runzliger, geröteter Haut begann unter meinem Auge und zog sich über meinen gesamten Hals, die transplantierte Haut verheilte gerade erst, es sah roh und wie zerfetzt aus …
… einfach grässlich. Dann hatte ich den Spiegel zerschlagen.
»Ich puste dir gerade mal mit dem Föhn die Härchen von der Nase«, unterbrach Lorna meine Gedanken. Ich fühlte einen kurzen Schwall warmer Luft auf meinem Gesicht. »So, fertig. Jetzt muss ich dir nur noch die Haare föhnen.«
Es gab keine Entschuldigung dafür, die Augen länger geschlossen zu halten, und ich suchte nach irgendeiner Erinnerung, die mir genügend Mut
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