Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
bemerkbar machte. Es gab eine kleine Lounge mit hellgelben Wänden und zwei schicken neuen Sofas, als nähme man an, jemand könnte sich dort aufhalten wollen. Das Linoleum hatte schon bessere Tage gesehen, aber ein fröhlicher Teppich in Primärfarben lag darüber.
Das Mädchen am Empfang hatte mindestens so viel spanisches Blut in den Adern wie Reyes und auf ihrem Namensschild stand »Maria«. »Hallo, was kann ich für Sie tun?«
»Wir möchten zwei Zimmer«, antwortete Kyra zu Reyes’ Enttäuschung. »Für drei Nächte. Wir haben nicht reserviert.«
»Das macht nichts, außer es findet gerade irgendwo eine Tagung statt … was aber im Moment nicht der Fall ist.«
»Haben Sie zwei nebeneinanderliegende Zimmer frei?«
Na, besser als gar nichts.
Während Kyra die Formalitäten erledigte, ging Reyes zur Herrentoilette. Dort holte er schnell sein Handy heraus und wählte Fosters Nummer. Der Mann nahm wie immer beim dritten Klingeln ab.
»Ich hoffe, Sie haben etwas zu berichten«, sagte Foster statt einer Begrüßung.
»Schon bald. Wie gesagt, Vertrauen braucht Zeit. Ich habe eine Frage. Haben Sie noch jemanden engagiert, um Miss Beckwith aufzuspüren?«
Es folgte ein gewichtiges Schweigen. »Sollte ich das vielleicht?«
»Nein«, sagte Reyes. »Aber wie es scheint, haben wir unterwegs einen Verfolger bekommen. Ich wollte nur wissen, ob es einer von Ihren Leuten ist, bevor ich ihn ausschalte.«
»Falls mein Arbeitgeber das veranlasst hat, dann ohne mit mir darüber zu sprechen«, sagte Foster. »Wenn dem Mann also etwas passieren sollte, wäre das nur ein Ergebnis schlechter Organisation.«
Das war die indirekte Erlaubnis, den Kerl zu erledigen. »Sind Sie sicher, dass Ihr Arbeitgeber Sie über alles, was er unternimmt, informiert?«
»Ich halte gar nichts für sicher, aber in dieser Sache tippe ich auf neunundneunzig Prozent. Ich muss Sie allerdings warnen … Mein Arbeitgeber besitzt weder Feinsinn noch Geduld. Sie haben höchstens noch eine Woche, um den Auftrag zu erledigen.«
Scheiße. Serrano waren inzwischen Ergebnisse wichtiger als die Methoden. Es kümmerte ihn nicht, ob Reyes die Frau würde foltern müssen, um die Information aus ihr herauszubekommen. Erstmals stieg Angst in ihm auf.
»Ich werde liefern«, sagte er. »Das tue ich immer.«
Foster schnaubte belustigt. »Ich weiß. Darum habe ich Sie engagiert.«
Reyes legte auf und lehnte den Kopf gegen die kühlen Kacheln. Er musste sich der Sache stellen. Irgendwann unterwegs hatte er eine emotionale Bindung entwickelt und das war nicht seine Art, noch nie gewesen. Obwohl er nicht gern Frauen umbrachte, hatte er schon vier erledigt. Er lehnte mehr Aufträge ab, als er annahm. Er wollte nicht eines Tages dafür bezahlen, dass er die Ehefrau irgendeines Typen kaltgemacht hatte, damit der seine Geliebte heiraten konnte, ohne Unterhalt zahlen zu müssen.
»Scheiße«, zischte er.
Reyes widerstand dem Drang, auf etwas einzuschlagen. Er wollte seinen Ruf nicht ruinieren, Kyra aber auch nicht umbringen. Nicht mehr. Nicht, seit sie durch seine Finger zum Höhepunkt gekommen war und leise seinen Namen geschrien hatte. Vielleicht war er für sie genauso ein Mistkerl wie Serrano, doch er konnte keine Entrüstung aufbringen. Er wollte einfach wieder mit ihr schlafen.
Du hast die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Als er die Toiletten verließ, hatte er sich einigermaßen gefasst, das Handy steckte wieder in der Jackentasche. Paranoid wie er war, ließ er es ausgeschaltet, solange er es nicht benutzte. Kyra wartete mit den Schlüsselkarten in einem Umschlag bei der Rezeptionistin und unterhielt sich mit ihr.
»Wo man Poolbillard spielen kann … «, sagte Maria gerade. »Ähm, das Rack ’Em in Aurora ist ganz gut. Oder Sie versuchen mal das Pete’s an der East Colfax.«
Kyra nickte. »Vielen Dank.«
»Fertig?« Er wusste nicht, ob sie heute Abend noch ausgehen wollte, nachdem sie den ganzen Tag im Auto gesessen hatte. Es war ernüchternd, sich einzugestehen, wie kurz er sie erst kannte.
»Jep.« Sie ging zum Auto zurück.
Reyes lief hinter ihr her und schaute über den Parkplatz, um zu sehen, ob sich irgendwo Ärger ankündigte. Die rote Kawasaki stand noch da, aber der bärtige Typ war nicht zu entdecken. Vielleicht besuchte der hier nur jemanden – oder er traf sich mit einer Frau. Viele Leute hatten Affären in einer anderen Stadt, in der sie niemand kannte. Der Biker war hier vielleicht mit seiner Tussi verabredet, befand sich längst mit
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