Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
»Du überlegst, wie du mich halten kannst?«
»Das trifft es in etwa.«
»Meinst du denn, dass ich gehe?«, fragte er.
»Sag du es mir.«
»Ich hab keine Pläne, aber man weiß nie, was die Zukunft bringt.«
Kyra trat seufzend einen Schritt von ihm zurück. »Du kannst einen wirklich durcheinanderbringen, weißt du das? Los jetzt«, sagte sie und ging nach draußen.
Er schloss hinter ihnen ab und holte zu ihr auf. »Was hast du für heute Abend geplant?«
»Das weiß ich, sobald wir vor Ort sind.« Sie lächelte ihn an.
»Dann bin ich ja beruhigt. Gott sei Dank ist wenigstens einer von uns Profi.«
Sie fuhren zum Cue Club, einem gemütlichen Laden mit dunkler Holzeinrichtung und Leuchtreklame für Bier. Die Männer trugen Wranglers und Flanellhemden, die Frauen Levis und Cowboystiefel. Die Gäste schienen sich hier wohlzufühlen, machten einen zufriedenen und freundlichen Eindruck und gingen recht ungezwungen miteinander um, kurz: Sie zeigten sich Außenstehenden gegenüber aufgeschlossen.
Kyra wählte einen Tisch an der Tür, und Rey setzte sich neben sie. Doch niemand sprang auf Kyra an. Sie hörte den Männern zu, die sich über Angebote für Trockenmauern oder überfällige Hypothekenzahlungen unterhielten. Einer von ihnen erwähnte, dass seine Frau an diesem Abend eine Make-up-Party veranstaltete und er zu Hause rausgeschmissen worden sei. Ein anderer ließ sich über Kinderfootball und Baseball-Managerspiele aus. Kyra schaute sich das Treiben eine halbe Stunde lang an, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass es hier keinen geeigneten Kandidaten gab. Sicher hätte sie die Gäste mit ihrem Talent verblüffen können, aber sie wollte es nicht. Ehrliche Menschen zu betrügen, hinterließ immer einen schalen Beigeschmack.
»Ich kann’s kaum glauben. Hier scheint wirklich jeder für sein Geld zu arbeiten. Es wird keine schmutzige Wäsche gewaschen, gibt keinen Tratsch. Ich frage mich, wo die üblen Absahner alle sind.«
»Scheint wirklich eine ganz anständige Stadt zu sein«, pflichtete er ihr bei.
Kyra schlug mit der Faust auf den Tisch, was ihr ein paar Blicke einbrachte. »Tja, Scheiße!«
»Wieso?«
»Ich hab nur noch hundert Mäuse. Ob wir damit bis Fargo kommen, weiß ich nicht.«
Außer sie würde ihren Geldvorrat angreifen, und das wollte sie nicht, da sie nicht wusste, ob die Scheine registriert waren. Es könnte eine Standardprozedur sein, für den Fall, dass das Kasino ausgeraubt werden würde. Auch wenn sie das Geld nicht selbst geraubt hatte, es würde Serrano nicht interessieren.
»Was ist in Fargo?«
»Eine Freundin, die uns helfen wird.«
»Warum sollte sie mir helfen wollen?«
»Weil du zu mir gehörst«, antwortete sie knapp.
Er schien ihre Erklärung zu schlucken. »Du willst also keine ehrlichen Leute ausnehmen?«
»Ich mach’s lieber bei welchen, die es verdient haben, ihre Kohle abgenommen zu bekommen.«
Rey nickte. »Und was jetzt?«
»Wenn ich das bloß wüsste«, murmelte sie. »Hast du eine Idee?«
Normalerweise besaß sie ein todsicheres Gespür für die richtigen Kneipen. Aber an diesem Tag hatte sie komplett danebengegriffen. Sie schüttelte den Kopf.
»Keine Idee, die etwas mit Geldvermehrung zu tun hätte«, antwortete er.
»Womit – oh. Denkst du eigentlich nie an was anderes?«
»Früher schon. Ich hatte Hobbys, hab ab und zu Filme geguckt. Und dann habe ich dich kennengelernt.«
Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Du bist gut für mein Ego, das muss ich dir lassen.«
Nahezu lautlos kam die Kellnerin von hinten an den Tisch und berührte Kyra an der Schulter. Sie wollte noch zur Seite ausweichen, aber da war es auch schon passiert. Ein zartes Kribbeln durchfuhr sie, und sie spürte eine nette und angenehme anheimelnde Gabe in sich strömen. Die Kellnerin, ein mütterlicher Typ mit Lachfalten in den Augenwinkeln, beherrschte zwei Dinge gut, was für Kyra bedeutete, gleich zwei Fähigkeiten auf einmal zu bekommen.
Nun wusste sie, wie sie ein wenig Geld einnehmen würden. Sie waren gar nicht so aufgeschmissen, wie sie gedacht hatten. Sie schenkte Rey ein Lächeln zu und stand auf.
»Hat jemand was dagegen, wenn ich spiele?« Kyra deutete mit dem Kopf auf das Klavier in der Bar, auf dem ein Schälchen für Trinkgeld stand. Da es keine Staubschicht gab, ging sie davon aus, dass es benutzt wurde, wahrscheinlich an den Wochenenden.
»Nur zu«, entgegnete die Kellnerin lächelnd – Molly hieß sie. »Ich haue selbst gern in die Tasten, wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher