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Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Titel: Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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nichts zu tun habe. Heute Abend steht allerdings keine Live-Musik auf dem Programm, also gehört es dir.«
    Sie merkte, wie Rey sie beobachtete, als sie sich ans Klavier setzte. Normalerweise konnte sie mit Instrumenten nichts anfangen, aber nun griff sie wie selbstverständlich in die Tasten, und die weiche, bezaubernde Melodie von »Georgia on My Mind« klang durch die Kneipe. Die Kellnerin summte mit. Vielleicht hatte sie einmal davon geträumt, Karriere als Pianistin zu machen, statt den Leuten hier Bier auszuschenken.
    Kyra sang mit rauchiger Stimme von Mondschein unter Kiefern und Heimweh. Es war zwar ihre Stimme, aber mit Mollys Ausdruck darin. Zunächst achtete niemand besonders auf sie, doch dann kam Rey und schaltete das Mikro ein. Nach und nach verstummten die Gespräche.
    Molly hatte offenbar ein festes Repertoire, lauter Lieder mit Bundesstaaten im Titel, die Kyra nun auswendig kannte. Hätten Noten auf dem Klavier gelegen, wäre sie in der Lage gewesen, danach zu spielen, aber für diese speziellen Lieder brauchte sie keine: »Mississippi Queen«, »Kentucky Rain«, »Sweet Home Alabama«, »Tennessee Waltz«, »California Dreamin’« und »Yellow Rose of Texas«. Sie schien vollkommen in der sehnsüchtigen Musik aufzugehen.
    Reyes beobachtete sie. Immer wenn er glaubte, sie im Griff zu haben, riss sie ihm den Boden unter den Füßen weg. Es war nicht garantiert, dass sie damit Geld machte, aber Kyra spielte aus reiner Begeisterung trotzdem weiter. Es mochte vielleicht nicht ganz ihre eigene Fähigkeit sein, aber am Ende hatte sie sich heiser gesungen und eine beträchtliche Zuhörerschar um sich gesammelt. Einige der Gäste hatten sogar die Tische zur Seite gestellt und tanzten.
    Es musste toll sein, so etwas zu können. Wie es sich wohl anfühlte, zu wissen, dass man nicht jeden Tag immer derselbe Mensch zu sein hatte? Und Kyra Marie Beckwith konnte sein, wer sie wollte, zumindest für kurze Zeit. Möglicherweise erinnerte man sich irgendwann jedoch nur noch schemenhaft, wer man wirklich war.
    Er hielt sich im Hintergrund und beobachtete nur. Im Augenblick besaß sie eine zauberhafte Ausstrahlung, und wenn sie die Leute gebeten hätte, ihre Taschen zu leeren, wären diese mit Sicherheit darauf eingegangen. Doch so eine Anziehungskraft konnte auch richtig gefährlich werden.
    Sie ließ sich so von der Musik mitreißen, dass sie vermutlich nicht einmal mitbekam, wie viel Geld die Leute mittlerweile in die Schale auf dem Klavier geworfen hatten. Eine beträchtliche Anzahl klein gefalteter Scheine lag darin. Das würde ihnen wahrscheinlich den Tank füllen, sodass Kyras Hunderter für anderes übrig bliebe. Die Fahrt nach Fargo war also gesichert.
    Kyra verweigerte sich allen Bitten um eine Zugabe, klaubte das Geld zusammen und winkte ihrem Publikum, das sich langsam wieder zerstreute. Die Beachtung hatte ihr gutgetan, sie schien sie regelrecht aufzusaugen wie ein trockener Schwamm.
    Die Kellnerin brachte ihnen beiden ein Bier. »Aufs Haus«, sagte Molly mit feuchten Augen. »Weißt du, es ist wirklich verblüffend … Du hast alle meine Lieblingslieder gespielt, die ich auch kann.«
    Kyra lächelte sie an. »Ich hoffe, ich bin ihnen gerecht geworden. Es sind Klassiker, nicht wahr?«
    »Mehr als das. Ihr beide seid hier jederzeit wieder willkommen.«
    Als sie die Kneipe verließen, legte Reyes die Hand auf Kyras Rücken, eine kleine besitzergreifende Geste, die er sich nicht verkneifen konnte. Die anderen Männer sollten sehen, dass sie ihm gehörte. Sie war von allen begehrlich angestarrt worden, selbst von jenen, die zuvor noch von ihren Familien erzählt hatten. Aber Kyra weckte in einem Mann eben den Wunsch, sie anzufassen und ihre Wärme zu spüren.
    »Das nenne ich mal eine saubere Nummer«, sagte sie leise. »So was kann man unmöglich planen.«
    »Weil du nie weißt, was du von jemandem bekommst, außer du beobachtest ihn für eine Weile?«
    »So ungefähr.« Sie stieg in den Marquis und gab ihm ihre Tasche. »Zählst du?«
    Er griff in ihren Jeansbeutel und holte eine Handvoll zerknüllter und gefalteter Scheine heraus. Es dauerte etwas, sie alle glatt zu streichen, zu sortieren und zusammenzuzählen. »Siebenundsiebzig Dollar.«
    »Nicht schlecht«, sagte sie. »Das ist auf jeden Fall eine Tankfüllung.«
    »Dann zurück zum Motel. Noch so eine Nummer ist heute Abend nicht drin.«
    »Richtig«, bestätigte sie anerkennend. »Du kennst dich schon aus. Ich muss zugeben, du machst dich besser, als

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